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Urmel wird ein Star

Urmel wird ein Star

Titel: Urmel wird ein Star
Autoren: Max Kruse
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Freund in Gedanken am
Stummelflügel hielt.
    Durch
all das Gedränge erreichten wir schließlich dann doch unsere Losche (das Urmel
meint Loge) und konnten auf unseren Sesseln Platz nehmen. Auf jedem lag eine
gedruckte Karte mit unseren Namen.
    »Rülps
nicht, öfföff!« fuhr mich Wutz an.
    »Ich
rülpse gar nicht«, entschuldigte ich mich. »Ich habe nur einen Schluckauf, weil
alles so feierlich ist.«

Sechsundzwanzigstes
Kapitel

In dem das Urmel berichtet, wie der Film ein großer Erfolg
wird, aber die Reporter eine Entdeckung machen
     
    Die Sekunden
schlichen und schlichen dahin, aber endlich erlosch das Licht doch langsam, und
der Film begann. Erst rauschte der Vorhang vor der Leinwand auseinander, und
dann gab es feierliche Musik, man sah Palmen und verwirrende
Sonnen-Strahlen-Spiele, und dann leuchteten unsere Namen auf und furchtbar
viele andere Namen von lauter Leuten, die ich nie gesehen habe.
    Irgendwo
hörte man Seele-Fant singen, aber man sah ihn nicht. Das war wie Zauberei.
    Neben
mir lümmelte sich Wutz im Sessel. Und je länger der Film dauerte, desto tiefer
rutschte sie. Sie genoß alles ganz toll. Mit weit aufgerissenen Augen starrte
sie auf die bunten Bilder, und manchmal schlug sie sich auf die Schenkel vor Wonne.
Einmal auf meinen, da schrie ich laut: »Au!«
    Nur
wenn sie selbst ins Bild kam, dann bedeckte sie sich die Augen mit den Klauen
und stöhnte leise. Ich glaube, sie fand sich nicht so schön, wie sie es
gewünscht hätte.
    Ich
hörte Wawa hinter mir Ping Pinguin zuzischen: »Sie hätte sich doch die Haare
aus den Nasenlöchern rupfen lassen sollen.«
    Und
Ping Pinguin antwortete: »Hat sie ja, aber sie sind wieder gewachsen.«
    Doch
fielen diese Feinheiten dem Publikum überhaupt nicht auf. All die vornehmen
Leute im Parkfett (das Urmel meint Parkett) waren aus dem Häuschen, hingerissen
und gebannt und ameisierten (das Urmel meint amüsierten) sich.
    Sie
bewunderten nicht nur Wutz und mich — davon will ich nicht soviel reden — ,
auch der Professor, also Zwengelmann, bekam mitten im Film Beifall, nämlich als
er vor Wutz kniete und so fein »Ö! — Ö! — Ö!« machte. Doch als König Futsch auf
mich zielte und schoß, da ging ein Schrei der Empörung durch die Reihen. König
Futsch beugte sich zu Rumo Regi und flüsterte heiser: »Da haben wir den Salat,
nun halten mich alle für einen Mörder!« Rumo Regi störte das überhaupt nicht,
er genoß den Erfolg. Er brummte: »Das wärest du ja auch beinahe gewesen!« Da
war Futsch böse.
    Ich
freute mich, daß Wawa, Schusch und Ping Pinguin auch große Publikumslieblinge
wurden. Kaum erschien einer von ihnen im Bild, da riefen die feinen Damen
»Süß!« und »Goldig!«, und als Schusch »Äch fläge, du flägst, er flägt« übte,
lachten alle. Aber Schusch ärgerte sich und sagte zu mir: »Auslachen äst
feige.«
    Das
Wort »Mupfel« wurde später geradezu Mode. In einem Bettgeschäft sah ich einmal
ein Schild: »Hier finden Sie Ihre Mupfel für ein glückliches Eheleben«.
    Also
der Film wurde ein rauschender Erfolg für uns alle, und als die letzten Takte
der Musik verklangen und der Vorhang wieder zusammenrauschte, standen alle
Leute auf, und der Beifall und die Hochrufe nahmen kein Ende.
    Rumo
Regi war bleich wie Quarkkäse, aber vor Glück. Und er sagte, wir müßten jetzt
raus zum Verbeugen, und wir stolperten hintenherum durch einen dunklen Gang und
über schmale Treppen und durch eiserne Türen auf die Bühne.
    Wie
das alles genau war, weiß ich nicht mehr, ich sehe nur noch das blendende
Scheinwerferlicht und ich höre einen Beifallssturm.
    Rumo
Regi dienerte dauernd, und Wutz hatte Blumen im Arm, und alle, alle standen wie
auf einer Perlenkette aufgereiht neben mir und verbeugten sich ebenfalls. Wawa
nickte mit dem Kopf, und Schusch neigte seinen Schnabel, und Ping Pinguin
klatschte mit den Stummelflügeln.

    Dann
gab es plötzlich einen Tusch mit Trompete, und es wurde mäuschenstill. Da kam
ein dicker Herr im Frack auf die Bühne, der hatte eine rote Schärpe quer über
der Brust. Rumo Regi sagte, das sei der Minister für die ganze Kunst. Und der
hielt eine Ansprache, die niemand hören wollte. Die Leute hätten sich viel mehr
gefreut, wenn ich gesprochen hätte. Aber der Minister drückte uns allen
nacheinander die Hand, die Pfote, Klaue oder Kralle, das war dann wieder fein.
Und Rumo Regi kriegte eine Art Tablett, das hieß »Goldene Mattscheibe« und war
ein toller Filmpreis. Da gab es wieder viel Beifall, und
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