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Urmel wird ein Star

Urmel wird ein Star

Titel: Urmel wird ein Star
Autoren: Max Kruse
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den Dinosauriern und den Säugetieren, sondern auch
zwischen dem Professor und dem Zwengelmann!«
    Wutz
hatte ihre Matratze eben erst aus der Schlummertonne gezerrt, um sie tüchtig
auszuklopfen. Sie hieb sehr heftig drauf und grunzte: »Es fragt sich aber doch,
ob der Zwengelmann nicht selbst so etwas wie ein Dinosaurier der Wissenschaft
ist, mit seinen vorsintflutlichen Ansichten.«
    Ich
war zu vergnügt, um über die »vorsintflutlichen Ansichten« böse zu sein. Sehr
herabsetzend meinte sie das nämlich, und meine Mama und mein Papa waren doch
auch vorsintflutlich, glaube ich. Wenn auch keine Ansichten, sondern Lebewesen.
    Ich
tobte gleich wieder in die Stube zurück. Der Professor plauderte noch immer mit
dem Zwengelmann. Aber was ich da jetzt hörte, legte sich mir auf den Magen.
    »Ich
mache mir solche Sorgen um Sie, Kollege Tibatong«, flötete der Zwengel
zutraulich. Und es rauschte und kratzte noch immer im Lautsprecher. Manchmal
pfiff es sogar. »Alle Welt hat nur ein Gesprächsthema: Sie und das Urmel! So
weit, so gut. Aber beim Sprechen bleibt es bestimmt nicht. Ich habe leider
vertrauliche Informationen, mehr darf ich nicht sagen. Es werden sich nicht nur
Zeitungsreporter auf die Suche nach Titiwu begeben, о nein! Die sind ja fast
noch harmlos. Nein, man interessiert sich auf höchster Ebene für Sie. Ehem,
eine Großmacht, es wäre gefährlich für mich, sie zu nennen. Also Militärs. Man
denkt offenbar daran, zukünftig sprechende Tiere im Krieg einzusetzen. Titiwu
soll zu einem Stützpunkt ausgebaut werden. Professor, Professor, sind Sie noch
da?«
    Der
Professor war schon noch da, aber er lag wie leblos auf dem Stuhl, weit
zurückgelehnt, und seine Arme hingen schlaff herab, und sein Gesicht war
leichenfahl.
    »Verfügen
Sie in jeder Weise über mich, ganz wie Sie es für richtig halten«, rief
Zwengelmann, und seine Stimme überschlug sich vor Leidenschaft. Doch dann war
der Apparat stumm. Ich hatte ihn abgeschaltet.
    »Futsch,
Futsch, Hilfe!« quäkte ich.
    Futsch
und Wutz stürzten ins Zimmer. Wir legten den Professor behutsam auf sein Bett.
Der König fühlte ihm den Puls und Wutz kochte rasch einen Familientee (das
Urmel meint Kamillentee).

Fünftes
Kapitel

In dem das Urmel berichtet, wie König Futsch einen
Vorschlag macht und Wutz die Ofenklappe zuschnürt
     
    Ich glaube,
König Futsch ist kein sehr fabelhafter Arzt, und wahrscheinlich hat er noch nie
den Puls gefühlt. Er fingerte aufgeregt an des Professors Handgelenk herum und
fand nichts und meinte, des Professors Herz habe schon aufgehört zu schlagen.
Da rief er verstört: »Zu spät, o, zu spät...«
    Das
war aber schrecklich! Wutz stand da wie schockartig festgefroren, aber aus
ihren Augen stürzten Tränen. Und meine Gefühle will ich gar nicht erst
beschreiben. Es könnte meine Leser glatt umhauen.
    Endlich
öffnete der Professor — noch ein letztes Mal? — die Augen und hauchte: »Jetzt
ist alles aus.«
    Da
plärrte ich laut: »Daran ist der Zwengelmann schuld!«
    Doch
der Professor sah mich durchbohrend an und flüsterte mit sonderbarer Betonung:
»Der Zwengelmann kaum!«
    »Trink
den Tee!« bat Wutz. Der Professor setzte die Tasse an die Lippen. Seine Hände
zitterten. Er stotterte: »Fürchterlich!«
    »Mein
Tee ist nicht fürchterlich, öfföff.«
    »Dein
Tee in Ehren«, sagte der Professor. »Fürchterlich sind die Zukunftsaussichten.
Man will auf Titiwu Abschußrampen für Raketen bauen, und am Felsenriff sollen
Kriegsschiffe ankern.«
    »Nur
über meine Leiche«, rief König Futsch. Seine Unterlippe zitterte, und sein
Schnurrbart sträubte sich empor. »So wahr ich König Pumponell der
Fünfundfünfzigste gewesen bin: Ich knalle jeden ab, der sich nähert. Oh, ich
werde vor den Vereinten Nationen eine flammende Rede halten. Titiwu muß unter
internationalen Schutz gestellt werden!«
    »Mein
Schutz ist mir sicherer«, murmelte der Professor. Er richtete sich auf. »Helfen
Sie mir, Majestät!«
    »So
sagen Sie doch um Gottes willen nicht immer Majestät zu mir!«
    »Also,
helfen Sie mir, lieber Pumponell, lieber Futsch. Ich brauche Zeit und nochmals
Zeit.«
    »Hm«,
brummte der König. »Ich habe eine Idee. Gerade diese militärische Bedrohung hat
mich darauf gebracht. Beim Militär pflegt man nämlich gefährdete Anlagen zu
tarnen. Man verbirgt sie unter Netzen.«
    »O,
ich weiß«, grunzte Wutz, »Siegfried hatte auch eine Tarnkappe, öfföff.«
    »Nun
ja. Diese Tarnnetze müssen die Farbe der Umgebung haben. Dann ist
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