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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan
Autoren: Max Kruse
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Magenbeschwerden. Schade!



Wutz
erzählt, wie sie zu einer Rüstung kommt
     
     
    Magenbeschwerden nicht, aber eine große Wärme durchzog unsere
Körper, zuerst den Bauch und von da aus alle Glieder. Wir fühlten uns, als
würden wir von innen gekocht — dann brach mir der Schweiß aus, und das Atmen
fiel mir schwer. Doch dieser Fieberanfall verging, und danach fühlte ich mich
viel kräftiger als zuvor.
    Aus verschleierten, milchigen Augen sah uns der Abgesandte der
Schweinefee an. »Nun, ist alles vorüber?« fragte er. »Ihr müßt wissen, daß ich
halb blind — und dennoch hellsehend bin. Ich kann euch daher zwar kaum
erkennen, erblicke aber trotzdem eure Zukunft.«
    Ich schwieg ehrfürchtig. Auch das Urmel äußerte sich nicht.
Allerdings weniger aus Ehrfurcht, denn es piepste: »Ob mir wohl noch einmal so
ein wunderbarer Feuerrülpser gelingen wird, so ein richtig drachiger?«
    Unser Beschützer und Helfer beachtete es nicht. »Nun, da ihr
die verzauberte Lava im Bauch habe, seid ihr fast unverwundbar und so ziemlich
gegen das Feuer gefeit.«
    »Nur so ziemlich? Nicht ganz, öfföff?«
    »Ganz ist nicht möglich. Ganz unverletzlich ist niemand. Aber
ich tue noch mehr für euch...« Die weißen Augen schimmerten noch sterniger.
»Hier!« rief der abgesandte Schildkröterich, und plötzlich schwang er eine
glühende Peitsche. »Hier, ich berühre euch mit der Feuerrute. Qualm und Rauch
werden euch fortan noch weniger belästigen.«
    Was er so berühren nannte, konnte man auch als
›Eins-Überziehen‹ bezeichnen. Es durchfuhr mich, als habe der Blitz
eingeschlagen. Augenblicklich verstopfte sich meine Nase, und ich bekam auch
durch den Mund keine Luft. Dem Urmel erging es wohl ähnlich, es japste laut und
sagte endlich: »So furchtbar angenehm ist es nicht, in einen feuerspeienden und
fast unverwundbaren Drachen verwandelt zu werden.« Doch auch dieser kleine
Anfall von Atembeschwerden verging rasch. Ich dachte, nun wären wir gegen alle
Gefahren gefeit, ungefähr so wie Jung-Siegfried, nachdem er im Drachenblut
gebadet hatte, aber da sagte der Abgesandte der Schweinefee: »Nun schaut...«
Wir schauten, aber wir sahen nur, daß die Feuerrute genau wie die Lavaschüssel
im Dunkel der Nacht verschwunden war. »Nun schaut und hört: Das Urmel hat von
Natur aus eine harte Haut. Ich habe sie noch härter gemacht, wie einen Panzer,
Schuppe für Schuppe...«
    »Sehr schön!« rief das Urmel. »Ich glaube, alle echten Drachen
haben eine schuppige Haut?«
    »So ist es.«
    »Aber meine Haut ist so zart wie Samt und Seide«, gab ich zu
bedenken. »Und wenn ich ehrlich sein soll, ich war immer ein wenig stolz
darauf, öfföff.«
    »Nur ein wenig?« fragte das Urmel.
    »Bleibe es!« sagte der Abgesandte der Schweinefee. »Deine
Speckschwarte kann selbst ich nicht in einen Panzer verwandeln. Doch da du
gegen Knüffe und Püffe geschützt werden mußt, sieh her...« Irgend etwas
Goldenes funkelte auf dem Gras. »Sieh her, ich schenke dir eine Ritterrüstung,
wie sie die Amazonen getragen haben oder die Jungfrau von Orleans.«
    »Oh, die heilige Johanna, die Frankreich befreite?«
    »Dieselbe.«
    »Aber die wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt, öfföff!«
    »Es gibt keine Scheiterhaufen mehr«, raunzte der Abgesandte
der Schweinefee. »Doch ich muß mich kurz fassen, meine Zeit ist gleich
abgelaufen. Hopp!« Auf dieses kurze Kommando sprang die Rüstung mich sozusagen
an, umklammerte mich, schnürte mich ein — und da stand ich nun im Panzerhemd,
auf dem Kopf einen Helm, der mit Engelsflügelchen verziert war. Wirklich sehr
hübsch und auch sehr kriegerisch.
    Der Abgesandte der Schweinefee sagte: »Das Wunderbare an
dieser Rüstung ist, Wutz, daß du sie nicht an- oder auszuziehen brauchst. Wenn
du nämlich von der Vulkaninsel nach Titiwu zurückkehrst, wird die Rüstung an
einer ganz bestimmten Stelle von alleine verschwinden. Und augenblicklich
umgibt sie dich wieder, wenn du Titiwu verläßt.«

    »Ach — «, grunzte ich, und ich war etwas enttäuscht, »da
werden der Professor, Ping Pinguin und alle anderen, da wird mich niemals
jemand in ihr sehen, auch nicht König Futsch, ich meine Pumponell?«
    »Niemals, niemals, wenigstens nicht auf Titiwu!«
    »Wo aber dann?«
    »Das muß noch Geheimnis bleiben.«
    »Wird man mir aber glauben, wenn ich einmal meine Abenteuer
erzähle?«
    »Es ist notwendig, daß du erst Gluto besiegst!«
    »Aber wie? Wie soll ich das Ungetüm erschlagen?«
    »Es genügt, wenn er diese
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