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Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt
Autoren: Luc Bahl
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Prolog
     
    »Verbrennt!«, schrie er. »Verbrennt bei lebendigem Leib!«
    Er spürte, wie der Fahrtwind in seinen weit aufgerissenen Rachen drang und die Fangzähne eiskalt umwehte. Er schrie, aber er konnte sich kaum selber hören, so laut zerrte die Luft, die sein rasender Körper durchstieß, an seinen Ohren, verfing sich in den Gehörgängen und knatterte dort mit einer Unerbittlichkeit, die er früher niemals ausgehalten hätte.
    Doch nun war alles egal. Gleich würden sie sterben. Er fühlte, wie die Rache ihm nicht nur Genugtuung, sondern regelrechte Lust bereitete. Seine jüngere Schwester, seinen Bruder und seine Mutter hatten sie getötet, die Söldner des Imperiums. Jetzt würde er seine Familie rächen, hundertfachen Tod für den Tod seiner Familie. Auch er würde dabei sterben, aber nicht so wie sie, für die er den unwürdigsten aller Tode vorgesehen hatte. Noch immer pfiffen die Kugeln um ihn herum. Ja, sie wussten genau, was sie erwartete, aber er war nicht mehr aufzuhalten.
    Die riesige Gashülle des Luftschiffs kam rasend näher.
    Entschlossen biss er auf die Giftkapsel.
    Ein furchtbarer Schmerz durchzuckte ihn. Er verlor die Kontrolle über seine Muskeln, seinen Körper. Vor seinen Augen explodierten farbige Lichtblitze. Er konnte nichts mehr sehen, aber er wusste, dass er jetzt gleich auf die Gashülle aufprallen würde.
    Dank seiner hohen Geschwindigkeit würde er sie durchbohren wie eine lüsterne Kralle das süße Fett eines Grimson und dann würde das Gas explodieren und das riesige Luftschiff würde mitsamt seinen Passagieren und seiner Besatzung in einem gigantischen Feuerball vergehen. Doch schon vorher wurde er von seinem Leid erlöst, das er mit sich trug seit die Söldner …
    Er zuckte noch einmal, während sein toter Körper weiter durch die Luft raste.
    Ein Aufprall, den er nicht mehr spürte, obwohl er dem im letzten Krampf erstarrten Leib fast alle Knochen brach. Ein schleifendes Geräusch, ein hässliches Kreischen, dann trudelte seine Leiche vom Zusammenstoß mit der Gashülle jäh abgebremst dem Boden entgegen, der sich so tief unter ihnen befand, dass man die winzigen Gebäude kaum noch erkennen konnte – und wurde jäh aufgefangen …
     
    *
     
    In dem Schiff lagen die meisten Passagiere wimmernd und weinend auf dem Boden. Der unaufhörliche Beschuss hatte auch den letzten Schläfer geweckt und rasch deutlich gemacht, welch unabwendbares, furchtbares Schicksal auf sie zuraste.
    Auch die Mitglieder der Besatzung hatten sich in Erwartung des letzten Augenblicks unwillkürlich zusammengerollt. Nur einige saßen noch an den Geschützen und versuchten so verzweifelt wie aussichtslos, den heranstürzenden Angreifer mit einer wahren Kugelflut von seinem tödlichen Kollisionskurs abzubringen.
    Doch die alles zerreißende Explosion – sie kam nicht.
    »Warum …?«, stammelte der Kapitän und richtete sich. Unter seiner grauen Uniformhose hatte sich eine stechend riechende Flüssigkeit ausgebreitet. Aber noch war er zu benommen vor lauter gerade erlebter Angst, als dass er sich des würdelosen Anblicks bewusst war. Zumal er nicht der Einzige war, der in Erwartung des schrecklichen Endes seine Körperfunktionen nicht mehr unter Kontrolle hatte. Die empfindlichen Nasen hatten es längst registriert, aber die vor Angst eingefrorenen Gehirne konnten die Information noch nicht verarbeiten.
    »Warum?«, stammelte er noch einmal. So als fürchte er voll banger Erwartung, dass die schreckliche, alles und alle zerfetzende Explosion doch noch einsetzen würde. So als hätte sich angesichts des heraneilenden Todes die Zeit verlangsamt, um sie noch mehr zu quälen. Doch der Tod erreichte sie nicht. Ein Wunder schien verhindert zu haben, dass das Luftschiff explodierte.
    »Wir sind noch einmal davon gekommen, Sir!« Das piepsige Stimmchen des noch nicht ausgewachsenen Kerls kam von ganz hinten, wo sich die Fenster des Luftschiffs kugelförmig nach außen wölbten, um einen möglichst umfassenden Rundumblick zu gewähren.
    Der Kapitän spürte jetzt, dass sich seine Uniformhose kalt und feucht anfühlte und das zarte Fell bis zu den Knöcheln verklebte. Er schüttelte sich, da ihm sein eigener Geruch unangenehm wurde und er versuchte, die Fassung wiederzuerlangen, die er verloren hatte.
    »Hast du was gesehen, Sungur?«, fragte er mit betont ruhiger Stimme.
    »Ja, Sir!«, erwiderte der Junge.
    »Dann spuck es schon aus, verdammt noch mal!«
    »Sir, der Attentäter ist nur wenige Sprünge oberhalb
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