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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan
Autoren: Max Kruse
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Vulkaninsel verläßt, weit, weit
fortzieht und seine bitterbösen Pläne aufgibt.«
    »Oh, er hat finstere Pläne, öfföff?«
    »Finstere, glühende und feurig brennende. Doch fasse Mut, ihr
seid nicht schütz- und hilflos!«
    Das klang sehr tröstlich — aber leider wurden wir
augenblicklich von unserem Helfer allein gelassen. Hatte er alles gesagt, oder
war die Geisterstunde vorüber? Der Abgesandte der Schweinefee drehte seinen
Schildkrötenkörper um und schob seinen schweren Leib zum Wasser, wo er alsbald
hinter den Schilfbüschen verschwand, untertauchte und nicht mehr zu sehen war.
    »Der Umgang mit überirdischen Wesen ist doch sehr aufregend,
öfföff!« Ich setzte mich hin, denn ich war wirklich erschöpft.
    »Herrlich siehst du aus, Wutz!« rief das Urmel. »Herrlich, so
in Helm und Panzer!«
    »Wie eine Rittersfrau aus dem Märchenbuch?«
    »Ach nee, wie ein Feuerwehrmann.«
    Dieser Vergleich mißfiel mir. »Schade, daß es hier keinen
Spiegel gibt, öfföff!« Und damit ich wenigstens etwas von meiner Verkleidung
sehen könnte, stieg ich ins Wasser und suchte mein Spiegelbild. Doch ach, in
der Nacht sah ich nur ungewisse Umrisse.
    ...bis sich Gluto selbst plötzlich aus dem Krater in den
Himmel reckte. Da war das Firmament von Flammen übergossen, eine lohend rote
Glut. Und es polterte, grollte, meine Rüstung funkelte, das Meer schien wie in
Flammen getaucht. Wie schön hätte ich mich jetzt sehen können! Doch ich vergaß
mein Spiegelbild, ich starrte auf den Feuerpilz und sagte leise: »Er ist so mächtig,
und wir sind so klein!«
    »Ach was — «, sagte das Urmel genauso kleinlaut, »ich bin ein
feuerspeiender Drache, einmal haps — und weg ist er!«
    Und als ob Gluto ihm recht geben wollte, zog er sein Haupt ein
und verschwand wieder im Krater. Es wurde dunkel, und das Urmel sagte: »Siehst
du, was der schon für eine Angst vor mir hat?«



Wutz
erzählt, wie das Urmel zu ungeduldig ist, die neuen Gaben zu erproben
     
     
    Ich warf dem Urmel einen zweifelnden Blick zu: Schnitt es
nicht zu sehr auf? Dann schlug ich vor, ins Bett zu gehen.
    In der Finsternis trotteten wir nebeneinander her. Wir kannten
ja jeden Busch, jeden Stein. Aber noch niemals war ich als Ritter in klirrender
Rüstung den Hang hinaufgekeucht. Der Panzer drückte auf Brust und Rücken, um
meine Stirn hatte ich einen eisernen Reif. Doch fabelhaft war es schon...
    Wir bemühten uns, so leise zu sein, wie es mir nur möglich
war, und dennoch hatte ich den Eindruck, als schepperte ich wie ein ganzes
gewaltiges Ritterheer. Nur das Urmel schlich unheimlich still.
    Plötzlich aber gab es eine Art platzenden Knall — und ich
stand wieder ohne Rüstung da. Genau so, wie es der Abgesandte der Schweinefee
vorausgesagt hatte. Später, in meiner Schlummertonne, kam mir alles so
unwirklich vor, als hätte ich es nur geträumt. Voller Zweifel schlief ich
schließlich ein.
    Ach, hätte ich nur nicht geschlafen!
    Das Urmel hatte sich mit einem Küßchen von mir verabschiedet,
um sich auf seiner Matratze schlafen zu legen. Das hatte es mir jedenfalls
gesagt. Es war auch davongetappt, allerdings nur bis zu seiner Matratze, nicht
hinauf! Da hatte es sich umgedreht und war wieder aus der Tür herausgeschlichen
und um das Blockhaus herum bis zu jenem Vorsprung des Hügels, von dem aus man
den feuerspeienden Kegel so gut sehen konnte.
    Auch jetzt warf er seinen roten Schein über das Meer — lauter
Himbeersoße schwamm darauf.
    Das Urmel wollte hinüber. Es dachte: Nun habe ich eine
feuergeschützte Haut und eine rauchgeschützte Nase, und ich will das alles
ausprobieren. Dazu brauche ich keine Wutz und keine Ritterrüstung, und bis Wutz
aufwacht, ist Gluto schon mein Freund, und wir zwei spielen mit glühender Kohle
Federball.
    Es flog also hinüber, und das gelang ihm so gut wie früher,
die feuergeschützte Haut hinderte es gar nicht. Doch als es näher kam, grollte
es im Bauch des Berges. Das Licht wurde gleißender, und als es sehr nahe war,
sah es, daß der Krater bis obenhin gefüllt war mit einer blendenden,
orangefarbenen Suppe, die auf und ab waberte, blubberte, Blasen platzen ließ,
und ringsum flössen rote Bächlein langsam den Hang hinab, zerteilten sich und
fanden wieder zusammen.
    Aber seltsam, die Gluthitze machte dem Urmel gar nichts aus.
Und auch der Qualm verursachte ihm keinen Hustenreiz. Da wurde es recht
übermütig. »He, Gluto, Glu-ho-to... alter Freund...!« rief es, über den
Kraterrand segelnd. »He, Gluto, deine
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