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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan
Autoren: Max Kruse
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mit niemandem darüber reden. Ich
konnte niemanden um Hilfe bitten. Ich mußte ganz alleine handeln, und zwar
gleich, sofort, auf der Stelle.
    Ich ließ alles in der Küche liegen, wo es gerade lag, sogar
den Kaffee kochte ich nicht — wahrscheinlich hat ihn sich der Professor später
kopfschüttelnd selber aufgegossen, und hoffentlich schloß Tim Tintenklecks die
Ofentür, damit das Feuer langsam ausging.
    Ich eilte hinab an den Strand, zur Stelle, wo die Schilfbüsche
standen. Hier sah mich niemand mehr, aber vor mir lag winzig klein in der Ferne
die dunkle Vulkaninsel mit dem rauchenden Krater. Ich mußte hinüber, koste es,
was es wolle. Ich mußte gleich hinüber.
    Doch wie? Sollte ich schwimmen? Durfte ich hoffen, daß mein
Fett mich trüge? Das Ruderboot war ja verloren, und fliegen konnte ich nicht.
Auch ein Floß konnte ich mir nicht bauen. Da half nur blindes Vertrauen auf die
Hilfe der Schweinefee: »Bitte, bitte, öfföff...« murmelte ich und stieg ins
Wasser.
    Kaum lösten sich meine Füße vom Boden Titiwus, weil das Wasser
mich hob, da machte es hörbar schnapp — und ich hatte die eiserne Rüstung
wieder um die Brust, den Helm auf dem Haupt. Sicher war das sehr nützlich bei
einem Kampf, beim Schwimmen aber mehr als hinderlich. Wie ein Bleistück sank
ich in die Tiefe.
    Ach, hatte sich die Schweinefee vielleicht geirrt? Nein, denn
ich berührte nicht den Meeresgrund, ich stieß auf den Panzer der Schildkröte,
des Abgesandten der Schweinefee. Der hob mich sanft empor, schwamm mit mir
hinauf, bis mein behelmter Kopf mit den Nasenlöchern wieder frische Luft
atmete, und trug mich dann bequem und sicher hinüber zur Vulkaninsel, durch
graue Wellen und sehr viel Wasser.
    Übrigens sprach er kein Wort mit mir.



Wutz
erzählt, wie sie dem Urmel zu Hilfe eilt, aber selbst in Bedrängnis gerät.
     
     
    Am Ufer der Vulkaninsel stieg ich vom Schildkrötenrücken. Ich
wollte mich von meinem Transportmittel verabschieden, aber es war schon wieder
in den Wellen verschwunden.
    Niemand erwartete mich hier. Alles war einsam. Ich klomm also
die Lavaklippen hinauf, mühsam, über schrundigen Boden. Zwischen mir und der
Heimat lag der Ozean. Gab es für mich ein Zurück?
    Mein Herz schlug von innen gegen den Panzer. Der Berg grollte.
Allüberall stiegen Dampfwolken aus verborgenen Spalten, jede von ihnen konnte
ein neuer Qualmgeist sein, ein Mofettel oder Solfatel, jede konnte gleich über
mich herfallen...
    Der Boden war so heiß. Aber ich spürte die Hitze nicht an den
Füßen. Das machte mir Mut. Die Schroffen und Geröllhaufen waren mir ja schon
bekannt, auch der hochaufragende Krater. Ich dachte an das Urmel, an den
Professor und alle Inselbewohner, die es zu retten galt, ganz allein von mir,
öfföff, ich gab mir einen Ruck, straffte meine Willenskraft und rief leise:
»Hinauf denn, öfföff, für Titiwu und die Schweinefee! Irgendwo muß ja der
Eingang zu Glutos Reich sein.«
    Lang, lang war mein Aufstieg, über die dampfenden Abhänge,
entlang an glühenden Lavabächen, hinauf ins Höllenreich.
    Inzwischen hatte der schwarze, klobige Gluto seinen Spaß mit
dem Urmel getrieben. Immer wieder hatte er es im Käfig mit den glühenden
Gitterstäben hinauf und herunter geleiert. Er hatte es mit heißen Stangen
gepiekst und mit glühenden Zangen gezwackt, Mofettel hatte ihm gelblichen Qualm
in das linke, Solfatel bläulichen in das rechte Nasenloch geblasen. Sie hatten
ihm glühende Steine auf einer Kohlenschaufel zugereicht und versucht, sie ihm
ins Maul zu schieben.
    Es hielt sich tapfer. Es beschimpfte den Klotz Gluto mit all
seiner Frechheit: »Dreckschleuderer! — Feuerfratze! — Aschenpopo!« Und noch
viel schlimmer. Gluto fand dies furchtbar lustig und hielt sich vor Lachen den
schwarzen Bauch. Wenn er lachte, rumpelte der Berg.

    Das Urmel spielte wütender Drache, es peitschte den dicken
Schwanz gegen die Gitterstäbe, es bog sie sogar krumm, es fauchte, es schlug
mit Krallen nach Gluto, Solfatel und Mofettel, doch leider ohne einen Eindruck
zu machen. Ja, es schlug einfach durch die Qualmgeister hindurch, sie
zerteilten sich und fügten sich danach wieder zusammen.
    Nach mehreren Stunden wurden sie alle müde. Gluto setzte sich
auf eine Art Bank aus grauem Bimsstein. Er war besonders stolz auf dieses
Möbelstück. Mofettel und Solfatel lagerten sich wie Hündchen zu seinen Füßen —
jetzt wirkten sie sogar ganz niedlich.
    Und sie berieten leise, wie sie das Urmel beseitigen wollten,
nachdem sie
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