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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi
Autoren: berry
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nur auf eine Gelegenheit warten, Ihnen eins auszuwischen. Unsere Beweise sind unwiderlegbar. Ihr Mitverschwörer wird Ihr schlimmster Ankläger sein. Sie können die Sache unmöglich gewinnen. «
    Noch immer nahm Valendrea das Fläschchen nicht entgegen. Michener schüttete die Tabletten auf den Schreibtisch und sah Valendrea scharf in die Augen. »Sie entscheiden. Wenn Sie Ihre Kirche so sehr lieben, wie Sie immer behaupten, opfern Sie Ihr Leben, damit die Kirche überlebt. Als es um Hochwürden Tibors Leben ging, haben Sie nicht gezögert. Mal sehen, ob Sie Ihr eigenes Leben auch so großzügig hingeben. Der schreckliche Richter hat gerichtet, und das Urteil lautet Tod. «
    »Sie fordern mich auf, das Undenkbare zu tun«, entgegnete Valendrea.
    »Ich fordere Sie auf, dieser Institution die Schande zu ersparen, Sie gewaltsam aus dem Amt zu entfernen.«
    »Ich bin Papst. Keiner kann mich aus dem Amt entfernen.«
    »Nur Gott. Und genau das tut er gewissermaßen in diesem Moment. «
    Valendrea wandte sich an Ngovi. »Sie werden der nächste Papst sein, nicht wahr?«
    »Mit hoher Wahrscheinlichkeit.«
    »Sie hätten die Wahl beim Konklave gewinnen können, oder?«
    »Das war durchaus denkbar.«
    »Warum sind Sie dann ausgestiegen?«
    »Weil Clemens es mir aufgetragen hatte.«
    Valendrea sah ihn verblüfft an. »Wann?«
    »Eine Woche vor seinem Tod. Er sagte mir voraus, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Ihnen und mir geben würde. Aber er sagte, dass Sie es gewinnen sollten.«
    »Und warum um Himmels willen haben Sie ihm gehorcht?«
    Ngovis Züge verhärteten sich. »Er war mein Papst.«
    Valendrea schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Und er hatte Recht.«
    »Haben Sie auch vor, dem Auftrag der Jungfrau zu gehorchen?«
    »Ich werde alle Dogmen abschaffen, die ihrer Botschaft entgegenstehen.«
    »Dann gibt es einen Aufstand.«
    Ngovi zuckte mit den Schultern. »Wer anderer Meinung ist, kann jederzeit gehen und seine eigene Sekte gründen. Diese Freiheit besteht. Ich werde niemandem Steine in den Weg legen. Diese Kirche aber wird die Botschaft der Jungfrau befolgen. «
    Valendrea sah ihn ungläubig an. »Sie meinen, dass das so einfach geht? Die Kardinäle werden das niemals zulassen.«
    »Das hier ist keine Demokratie«, bemerkte Michener.
    »Dann wird also niemand von den Botschaften erfahren?«
    Ngovi schüttelte den Kopf. »Das ist unnötig. Skeptiker würden behaupten, die Übersetzung Hochwürden Tibors sei i m S inne der Botschaft von Medjugorje gefälscht worden. Die unfassbare Bedeutung der Botschaft würde nur Kritik hervorrufen. Schwester Lucia und Hochwürden Tibor sind nicht mehr am Leben. Damit fallen sie als Zeugen für die Authentizität der Dokumente aus. Die Welt braucht nicht zu erfahren, was geschehen ist. Wir drei wissen Bescheid, und das allein zählt. Ich werde gehorchen. Ich werde handeln, und die Verantwortung wird ganz allein bei mir liegen. Ich werde das Lob und die Kritik ernten. «
    »Ihr Nachfolger wird einfach alles rückgängig machen«, murmelte Valendrea.
    Ngovi schüttelte den Kopf. »Ihr Glaube ist so schwach. « D er Afrikaner drehte sich um und ging zur Tür. »Mal sehen, was morgen die Nachrichten bringen. Sie werden uns verraten, ob wir Sie Wiedersehen oder nicht.«
    Michener zögerte kurz, bevor er Ngovi folgte. »Selbst der Teufel dürfte es schwierig finden, mit Ihnen klarzukommen. «
    Er ging, ohne eine Antwort abzuwarten.
    70
    23.30 Uhr
     
    V alendrea starrte die Tabletten auf seinem Schreibtisch an. Jahrzehntelang hatte er davon geträumt, Papst zu sein, und er hatte sein ganzes Leben diesem Ziel gewidmet. Nun war er Papst. Er hätte zwanzig Jahre oder länger regieren können, und er wäre gerade dadurch, dass er die Vergangenheit neu belebt hätte, zum Hoffnungsträger für die Zukunft geworden. Erst gestern hatte er sich eine geschlagene Stunde mit den Einzelheiten der Krönungsfeierlichkeiten befasst, die in weniger als zwei Wochen stattfinden sollten. Er war durchs Vatikanmuseum gegangen, hatte die Kostbarkeiten, die seine Vorgänger der Ausstellung übergeben hatten, inspiziert und angeordnet, sie für das Ereignis bereitzulegen. Er hatte sich gewünscht, dass der Augenblick, in dem der spirituelle Führer einer Milliarde Menschen die Zügel der Macht an sich nahm, ein Schauspiel wurde, das jeder Katholik voller Stolz verfolgen konnte.
    Er hatte sogar schon über seine erste Predigt nachgedacht. Sie wäre ein Appell für die Wiederbelebung alter Traditionen
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