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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi
Autoren: berry
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Ich bat Ngovi, die Sache mit dem zuständigen Pfarrer zu besprechen. Er weiß nichts Genaues, nur dass hochrangige vatikanische Würdenträger seine Kirche eine Zeit lang brauchten.« Michener wusste, was Katerina dachte. »Schau mal, Kate, Ambrosi konnte keinem was tun, bevor er nicht Tibors Übersetzung in der Hand hatte. Erst dann konnte er sich sicher fühlen. Wir mussten diesen Trumpf ausspielen. «
    »Und ich war also der Lockvogel?«
    »Du und ich. Wir beide. Wir mussten Ambrosi die Stirn bieten, sonst hätte er sich niemals gegen Valendrea gestellt.«
    »Ngovi ist ein ganz schön harter Typ.«
    »Er ist in den Elendsvierteln von Nairobi aufgewachsen. Der schlägt sich überall durch.«
    Sie hatten Ambrosi eine halbe Stunde lang befragt und alles auf Band festgehalten, was sie am nächsten Tag brauchen würden. Katerina hörte Michener zu, bis sie alles wusste. Nur das dritte Geheimnis von Fatima fehlte noch. Michener zog einen Umschlag aus seiner Manteltasche. »Hier ist das Dokument, das Hochwürden Tibor Clemens geschickt hat. Das hier war die Kopie für Ambrosi. Das Original hat Ngovi.«
    Sie las den Text und sagte: »Das sieht aus wie die Botschaft, die Jasna aufgeschrieben hat. Du wolltest Ambrosi einfach die Botschaft von Medjugorje geben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das hier ist nicht Jasnas Text. Es sind die Worte der heiligen Jungfrau von Fatima, die Luci a d os Santos 1944 niederschrieb. Und die Hochwürden Tibor 1960 übersetzte.«
    »Das soll wohl ein Scherz sein. Ist dir klar, was es bedeuten würde, wenn die beiden Botschaften praktisch identisch wären?«
    »Das ist mir seit heute Nachmittag vollkommen klar. « S eine Stimme war leise und gelassen, und er ließ ihr Zeit, sich über die Bedeutung dieser Tatsache Gedanken zu machen. Sie hatten oft über Katerinas Unglauben gesprochen. Doch angesichts seiner eigenen Glaubensprobleme hatte er sie deswegen niemals verurteilt. Und danach wird in der Stadt der Sieben Hügel der schreckliche Richter alle Menschen richten. Vielleicht war Katerina die Erste von vielen, die über sich selbst urteilen würden.
    »Es hat den Anschein, als wäre der Herrgott zurückgekehrt«, sagte er.
    »Unfassbar. Aber was könnte es sonst sein? Wie sonst könnten diese Botschaften denselben Inhalt haben?«
    »Angesichts dessen, was wir beide wissen, ist das die einzig mögliche Schlussfolgerung. Die Zweifler werden allerdings behaupten, dass wir Hochwürden Tibors Übersetzung gefälscht haben, damit sie zu Jasnas Botschaft passt. Sie werden alles für einen Betrug halten. Die Originale sind verschwunden, und die Menschen, die die Botschaften damals aufzeichneten, sind tot. Wir hier sind die Einzigen, die die Wahrheit kennen.«
    »Es bleibt also doch wieder eine Glaubenssache. Wir beide wissen, was geschehen ist. Alle anderen aber müssten uns einfach vertrauen.« Sie schüttelte den Kopf. »Anscheinend soll Gott immer ein Mysterium bleiben.«
    Er hatte schon darüber nachgedacht. Die Jungfrau hatte ihm in Bosnien gesagt, es sei seine Bestimmung, ein Zeiche n f ür die Welt zu sein. Ein Leuchtturm der Reue. Der Bote, der verkündet, dass Gott vollkommen lebendig ist. Aber noch etwas anderes hatte die Jungfrau gesagt, und das war nicht weniger wichtig. Gib deinen Glauben nicht auf, denn am Ende ist er das Einzige, was dir bleibt.
    »Es gibt einen Trost«, bemerkte Michener. »Vor Jahren war ich mir sehr böse, weil ich mein Keuschheitsgelübde verletzt hatte. Ich liebte dich, glaubte aber, meine Gefühle und mein Tun seien sündig. Jetzt weiß ich, dass das ein Irrtum war. In Gottes Augen war es keine Sünde.«
    Es klang Michener noch in den Ohren, wie Johannes XXIII. damals zum Zweiten Vatikanischen Konzil gedrängt hatte. Er hatte Traditionalisten und Progressive angefleht, einmütig zusammenzuarbeiten, um unsere irdische Stadt jener himmlischen Stadt ähnlicher zu machen, in der die Wahrheit regiert. Erst jetzt verstand Michener ganz, was der Papst damit gemeint hatte.
    »Clemens hat sein Bestes gegeben«, sagte sie. »Es tut mir Leid, was ich über ihn gedacht habe.«
    »Er wird es wohl verstehen.«
    Sie lächelte ihn an. »Und wie geht es weiter?«
    »Wir fliegen nach Rom zurück. Ngovi und ich treffen uns morgen dort.«
    »Und dann?«
    Er wusste, was sie meinte. »Und dann nach Rumänien. Diese Kinder erwarten uns.«
    »Ich dachte, du hättest vielleicht Hintergedanken.«
    Michener zeigte zum Himmel. »Ich glaube, dass wir es Ihm schulden. Du
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