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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi
Autoren: berry
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hoffend, dass er das alles nicht bald bereuen würde.
    Katerina sah, dass Michener mit den Lippen Worte formte und sich dann zum Gehen wandte. Auf dem Weg zum Dom hatte sie sich Ambrosi nicht widersetzt, da er ihr erklärt hatte, er sei nicht allein und wenn sie nicht mitkäme, sei Michener bald ein toter Mann. Sie bezweifelte zwar, dass er Helfer hatte, doch so oder so war ihre beste Chance, in die Kirche mitzukommen und eine günstige Gelegenheit abzuwarten. Daher achtete sie nicht auf die Pistolenmündung, die sich in ihren Rücken bohrte, und trat Ambrosi in dem Moment, als ihm Micheners Verrat klar wurde, den linken Absatz mit voller Wucht auf den Fuß. Sie stieß den Priester von sich und entriss ihm die Pistole, die krachend auf die Steinplatten fiel.
    Dann stürzte sie sich auf die Waffe. Ihre Nachbarin kreischte laut auf, und Katerina nutzte die entstehende Verwirrung, schnappte sich die Pistole und rannte zur Treppe. Ein Blick über die Schulter zeigte ihr, dass Ambrosi aufstand.
    Sie schob sich durch das Gedränge auf der Treppe, bis sie auf die Idee kam, übers Gelände auf den Sarkophag des Kaisers zu springen. Sie landete auf der Marmorplastik einer Frau an der Seite eines Mannes im Kaisermantel und sprang von dort zu Boden. Die Pistole hatte sie noch immer in der Hand. Menschen schrien, Panik brach aus. Katerina drängte sich durch eine Gruppe von Leuten, die an der Tür stand, und trat in die eiskalte Nacht hinaus.
    Sie steckte die Pistole in die Manteltasche, sah sich nach Michener um und entdeckte ihn auf dem Weg, der zur Altstadt führte. Der Lärm hinter ihr machte ihr klar, dass Ambrosi ebenfalls versuchte, nach draußen zu kommen.
    Deshalb rannte sie los.
     
    M ichener meinte, Katerina gesehen zu haben, rannte aber weiter den gewundenen Weg hinunter. Er durfte nicht stehen bleiben. Auf keinen Fall. Falls es Katerina war, würde sie ihm schon folgen und Ambrosi würde hinter ihr her laufen. Daher eilte er den schmalen, gepflasterten Weg hinunter, vorbei an zahlreichen Menschen, die auf dem Weg nach oben waren. Unten angekommen, stürzte er zur Rathausbrücke. Diese führte zum Fachwerkbau des Alten Rathauses, durch dieses hindurch und auf der anderen Seite des Flusses zum belebten Maxplatz.
    Michener lief jetzt langsamer und riskierte einen kurzen Blick zurück.
    Katerina war fünfzig Meter hinter ihm und rannte weiter auf ihn zu.
     
    K aterina wollte Michener zurufen, dass er auf sie warten solle, doch er eilte entschlossenen Schrittes auf das Gedränge des Weihnachtsmarktes zu. Zwar hatte sie noch immer die Pistole in der Manteltasche, doch Ambrosi hinter ihr holte rasch auf. Sie hatte nach einem Polizisten oder irgendeiner Amtsperson Ausschau gehalten, doch anscheinend hatten die Behörden an diesem Feiertag dicht gemacht. Weit und breit war niemand in Uniform zu sehen.
    Sie musste darauf vertrauen, dass Michener wusste, was er tat. Er hatte Ambrosi absichtlich an der Nase herumgeführt und setzte offensichtlich darauf, dass ihr Angreifer ihr in der Öffentlichkeit nichts antun würde. Was auch immer in Hochwürden Tibors Übersetzung stand: Weil es anscheinend so wichtig war, wollte Michener auf keinen Fall, dass es Ambrosi oder Valendrea in die Hände fiel. Doch sie fragte sich, ob es wirklich so wichtig war, dass es den hohen Einsatz lohnte, mit dem Colin hier offensichtlich pokerte.
    Vor ihr verschwand Michener in der Menschenmenge, die sich zwischen den Weihnachtsständen drängte. Der Weihnachtsmarkt war mit Lampen hell erleuchtet. Es roch nach Bratwurst und Bier.
    Da tauchte auch sie ins Gedränge und schob sich mühsam vorwärts.
     
    M ichener schob sich hastig durch die Besucherscharen, achtete aber darauf, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Der Marktplatz war etwa hundert Meter lang und von Fachwerkhäuser n g esäumt. Eine gewundene Gasse führte zwischen den Ständen hindurch, und auf dem beengten Raum herrschte ein heilloses Gedränge.
    Michener erreichte die letzte Bude, wo die Menschenmenge sich auflöste.
    Da rannte er wieder, so schnell er konnte, und seine Schuhsohlen schlugen laut aufs Pflaster, als er den überfüllten Markt hinter sich ließ und Richtung Kanal lief, eine Steinbrücke überquerte und in einen ruhigen Teil der Stadt kam.
    Hinter ihm hallten Schritte über das Pflaster. Vor sich erblickte er die Gangolfskirche. Der ganze Trubel war auf den Maxplatz und die Domseite des Flusses konzentriert. Wenigstens die nächsten Minuten durfte er damit rechnen, hier
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