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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi
Autoren: berry
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ungestört zu bleiben.
    Hoffentlich forderte er das Schicksal nicht heraus.
     
    K aterina sah, dass Michener in die Gangolfskirche rannte. Was wollte er dort? Das war doch idiotisch. Ambrosi war noch immer hinter ihr her, und doch war Colin auf direktem Wege zu dieser Kirche gerannt. Er musste wissen, dass sie ihm folgte und dass Ambrosi ihr seinerseits dicht auf den Fersen war.
    Sie warf einen Blick auf die umstehenden Gebäude. In den Fenstern brannten nur einige wenige Lichter, und die Straße vor ihnen war menschenleer. Sie stürzte sich zur Kirchentür, riss sie auf und polterte hinein. Ihr Atem ging stoßweise.
    »Colin.«
    Niemand antwortete.
    Wieder rief sie seinen Namen. Noch immer keine Antwort.
    Sie trabte durch den Mittelgang auf den Altar zu, vorbei an leeren Kirchenbänken, die sich als schmale, schwarze Streifen im Dämmerlicht abzeichneten. Das Kirchenschiff war nu r v on einigen wenigen Lampen erleuchtet. Die Kirche war offensichtlich nicht in die diesjährigen Feierlichkeiten einbezogen.
    »Colin.«
    Jetzt lag Verzweiflung in ihrer Stimme. Wo war er? Warum antwortete er ihr nicht? War er durch eine andere Tür verschwunden? Steckte sie hier ganz allein in der Falle?
    Hinter ihr ging die Tür auf.
    Sie duckte sich hinter eine Kirchenbank und versuchte, sich über den rauen Steinboden zur anderen Seite zu schleichen.
    Dann hörte sie Schritte und erstarrte.
     
    M ichener sah, dass ein Mann die Kirche betrat. Ein Lichtstrahl ließ Paolo Ambrosis Gesicht erkennen. Kurz zuvor war Katerina hereingekommen und hatte nach ihm gerufen, doch er hatte absichtlich nicht geantwortet. Jetzt hatte sie sich zwischen den Kirchenbänken versteckt.
    »Wacker gerannt, Ambrosi«, rief er.
    Seine Stimme brach sich an den Wänden, und das Echo erschwerte es Ambrosi, Micheners Versteck zu orten. Michener beobachtete, wie Ambrosi nach rechts auf die Beichtstühle zuging und dabei den Kopf hin und her drehte, um zu erkennen, aus welcher Richtung der Ruf kam. Hoffentlich verriet Katerina sich jetzt nicht.
    »Warum machen Sie es so kompliziert, Michener?«, rief Ambrosi. »Sie wissen genau, was ich von Ihnen will.«
    »Sie sagten mir vorhin, es würde sich nicht verbergen lassen, wenn ich den Text läse. Dieses eine Mal haben Sie Recht gehabt.«
    »Sie konnten noch nie gehorchen.«
    »Wie war das denn mit Hochwürden Tibor? Hat er gehorcht?«
    Ambrosi näherte sich dem Altar. Der Priester bewegte sich vorsichtig und suchte das Dunkel nach Michener ab.
    »Ich habe überhaupt nicht mit Tibor gesprochen«, erklärte Ambrosi.
    »Oh doch.«
    Michener blickte von der erhöhten Kanzel herunter.
    »Jetzt kommen Sie schon heraus, Michener. Dann klären wir die Sache.«
    Als Ambrosi ihm kurz den Rücken zukehrte, stürzte Michener sich von oben auf ihn. Sie krachten gemeinsam zu Boden.
    Ambrosi stieß sich ab und sprang auf die Füße.
    Michener kam ebenfalls hoch.
    Eine Bewegung zu seiner Rechten lenkte ihn ab. Er sah Katerina, die mit gezückter Waffe auf sie zustürmte. Ambrosi stieß sich von einer Kirchenbank ab, sprang hoch und trat sie mit beiden Beinen in die Brust. Sie krachte zu Boden. Michener hörte, dass ihr Schädel auf den Steinboden knallte. Ambrosi sprang über die Kirchenbank und tauchte mit der Pistole in der Hand wieder auf. Er riss die taumelnde Katerina hoch und setzte ihr die Mündung an den Hals. »Okay, Michener. Das war ’ s.«
    Michener rührte sich nicht.
    » Geben Sie mir Tibors Übersetzung. «
    Michener trat ein paar Schritte auf die beiden zu und zog den Umschlag aus der Manteltasche. »Meinten Sie das hier?«
    »Werfen Sie ihn auf den Boden, und gehen Sie rückwärts. « E in leises Klicken. Ambrosi spannte den Hahn. »Zwingen Sie mich nicht zum Äußersten, Michener. Ich habe den Mut zu tun, was getan werden muss, weil der Herr mir die Kraft gibt. «
    »Vielleicht stellt er Sie ja auf die Probe.«
    »Halten Sie den Mund. Ich brauche keinen Theologieunterricht. «
    »Zur Zeit dürfte den wohl kaum jemand auf Erden besser erteilen können als ich.«
    »Ist es dieses Dokument?« Ambrosis Stimme klang unsicher, wie die eines Schuljungen, der seinen Lehrer etwas fragt . » Gibt das Ihnen diesen Mut?«
    Michener spürte etwas. »Was ist los, Ambrosi? Hat Valendrea Ihnen nichts gesagt? Wie schade. Das Beste hat er unter den Tisch gekehrt. «
    Ambrosi packte Katerina noch fester. »Lassen Sie jetzt einfach den Umschlag fallen, und treten Sie zurück. «
    Der verzweifelte Ausdruck in Ambrosis Augen ließ
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