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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi
Autoren: berry
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nicht?«
    69
    Vatikanstadt
Samstag, 2. Dezember
11.00 Uhr
     
    M ichener und Ngovi passierten die Loggia auf dem Weg zur päpstlichen Bibliothek. Zu beiden Seiten des breiten Korridors strahlte die Sonne hell durch die hohen Fenster. Die beiden Geistlichen trugen ihre Soutanen, Ngovi purpurrot und Michener schwarz.
    Sie hatten zuvor das päpstliche Büro kontaktiert und Ambrosis Assistenten veranlasst, sich unmittelbar mit Valendrea in Verbindung zu setzen. Ngovi wünschte eine Privataudienz beim Papst. Er hatte keinen Grund genannt, doch Michener setzte darauf, dass Valendrea schon klar sein würde, was es bedeutete, dass er und Ngovi mit ihm sprechen wollten, während Paolo Ambrosi spurlos verschwunden war. Ihre Taktik schien aufzugehen. Der Papst erteilte ihnen die Erlaubnis, den Palast zu betreten, und gewährte ihnen eine Audienz von fünfzehn Minuten.
    »Können Sie Ihr Anliegen in dieser begrenzten Zeit vortragen?«, hatte Ambrosis Assistent sie gefragt.
    »Ich denke schon«, hatte Ngovi geantwortet.
    Valendrea hatte sie beinahe eine halbe Stunde warten lassen. Jetzt aber waren sie auf dem Weg zur Bibliothek, traten ein und schlossen die Tür hinter sich. Valendrea stand vor dem Bleiglasfenster, und seine untersetzte, ganz in Weiß gekleidete Gestalt wurde vom Sonnenlicht überflutet.
    »Ich muss sagen, dass Ihre Bitte um eine Audienz mich neugierig gemacht hat. Sie beide hätte ich an diesem Samstagmorgen am allerwenigsten hier erwartet. Ich dachte, Sie, Maurice, seien in Afrika. Und Sie, Michener, in Deutschland.«
    »Zur Hälfte richtig«, erklärte Maurice. »Wir waren beide in Deutschland.«
    Ein eigenartiger Ausdruck trat ins Gesicht des Papstes.
    Michener beschloss, direkt zur Sache zu kommen. »Sie werden nichts mehr von Ambrosi hören.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Ngovi holte das kleine Diktiergerät aus seiner Soutane und schaltete es ein. Ambrosis Stimme erklang in der Bibliothek und erläuterte Hochwürden Tibors Ermordung, die Abhörvorrichtungen, die Geheimakten über die Kardinäle und die Erpressung von Stimmen für das Konklave. Valendrea hörte unbewegt zu, wie seine Verfehlungen enthüllt wurden. Ngovi schaltete das Gerät aus. »Ist damit alles klar?«
    Der Papst schwieg.
    »Wir haben das vollständige dritte Geheimnis von Fatima und das zehnte Geheimnis von Medjugorje in Händen«, sagte Michener.
    »Ich dachte, das Geheimnis von Medjugorje wäre bei mir.«
    »Sie haben eine Kopie. Jetzt weiß ich, warum Sie bei der Lektüre von Jasnas Botschaft so heftig reagiert haben.«
    Valendrea wirkte verängstigt. Dieses eine Mal hatte der hartnäckige Kämpfer die Fassung verloren.
    Michener trat näher. »Sie mussten diese Botschaft unbedingt verschwinden lassen.«
    »Selbst Ihr Clemens hat das versucht«, hielt Valendrea ihm entgegen.
    Michener schüttelte den Kopf. »Er wusste, was Sie tun würden, und war so weitblickend, Tibors Übersetzung von hier wegzuschaffen. Er hat mehr getan als jeder andere. Er hat sein Leben gegeben. Er ist besser als irgendeiner von uns. E r h at an den Herrn geglaubt … ohne Beweis.« Sein Herz hämmerte vor Erregung. »Wussten Sie, dass Bamberg den Namen Stadt der Sieben Hügel trägt? Erinnern Sie sich an die Prophezeiung des Malachius? Danach wird in der Stadt der Sieben Hügel der schreckliche Richter alle Menschen richten. « M ichener zeigte auf das Gerät. »Für Sie wird die Wahrheit der schreckliche Richter sein.«
    »Die Aufnahme stammt von einem Verdächtigen, der sich reinwaschen will«, erklärte Valendrea. »Sie beweist nichts.«
    Michener blieb unbeeindruckt. »Ambrosi hat uns von Ihrer Reise nach Rumänien erzählt und genug Einzelheiten enthüllt, um eine Untersuchung in die Wege zu leiten und eine Festnahme zu veranlassen, insbesondere in einem ehemaligen Ostblockstaat, wo die Beweislast, um es einmal gelinde auszudrücken, nicht ganz so schwer wiegt.«
    »Sie bluffen.«
    Ngovi zog eine weitere Minikassette aus seiner Tasche. »Wir haben ihm die Botschaft von Fatima und die Botschaft von Medjugorje gezeigt. Wir mussten ihm die Bedeutung dieser Beweisstücke nicht erklären. Selbst ein amoralischer Mensch wie Ambrosi hat das Gewicht des Schicksals erkannt, das ihn erwartet. Das hat ihm die Zunge gelöst. Er bat mich, ihm die Beichte abzunehmen.« Ngovi schwenkte die Kassette. »Aber davor sprach er auf Band.«
    »Er ist der perfekte Zeuge«, bemerkte Michener. »Sie sehen, es gibt tatsächlich eine Autorität, die über Ihnen steht.«
    Valendrea
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