Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
über meinen geliehenen Leib strichen, ließ mich schaudern, ganz zu schweigen davon, dass ich keineswegs das Dessert sein wollte. In seinem gegenwärtigen Zustand mochte Radu nicht imstande sein, aus der Distanz Kraft von mir aufzunehmen, doch wenn er näher herankam, sah die Sache anders aus. Ich wusste nicht, ob es am ausgezehrten Gesicht lag, daran, dass die Haut vom Mund zurückgewichen war, aber seine spitzen Zähne waren deutlich zu sehen, und das gefiel mir nicht. »Was jetzt?«
    Mircea ließ den Kopf hängen und atmete schwer. »Erlaube mir eine kurze Verschnaufpause,
Dulceatà.
Anschließend bringen wir ihn gemeinsam fort.«
    Ich wollte ihm zustimmen, als deutlich wurde, dass uns keine Zeit mehr blieb. Zehn oder mehr Menschen erschienen hinter uns im Flur, begleitet von einem Wind aus zahllosen Geistern. Ich wusste, wer sie waren, noch bevor sie sich zeigten. Gewöhnliche Geister, nicht einmal die von kürzlich Verstorbenen, hatten eine solche Kraft. Eine junge Frau, knapp zwanzig, erschien zuerst und trat vor die Menge. Sie hielt das Phantom eines Dolchs in der Hand, und er erinnerte mich an die, die aus meinem Armband kamen. Ihr Blick richtete sich kurz auf mich – der Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes – und ging dann zu Radu. Ein Schemen hinter ihr stieß sie nach vorn. »Der dort! Im Mantel! Töte ihn, schnell!«
    Ich stand da, starrte sie für eine Sekunde groß an und erinnerte mich, dass ich mir eine Ablenkung gewünscht hatte. Allerdings nicht auf diese Weise. Ich trat zwischen Radu und die junge Frau, doch sie ging einfach durch mich hindurch. Ich war nicht daran gewöhnt, dass ein Geist so etwas ohne meine Erlaubnis konnte. Unbewusst hatte ich die Hand gehoben, um die junge Frau zurückzuhalten, und mein Armband kam zu dem Schluss, dass Action angesagt war. Ich drehte mich, und einen Moment später zeigten sich zwei Löcher in der dunstigen Silhouette ihres Körpers. Natürlich blutete sie nicht, aber sie hatte ganz offensichtlich Schmerzen. Großartig. Ich tat der Person weh, der ich eigentlich helfen wollte.
    Die dunkle Präsenz hinter ihr verschwand hinter einem Wall aus Menschen, die mich alle zusammen angriffen. Meine Dolche machten sich wieder an die Arbeit, aber die Übermacht war zu groß. Die blitzenden Klingen schickten drei zu Boden, doch die anderen kamen durch. Als mich der erste Mann erreichte und an der Schulter packte, brannte mein Schutzzauber und schleuderte ihn fort – er prallte an die gegenüberliegende Wand. Ich riss verblüfft die Augen auf. Es war nicht mein Körper; wie hatte mir mein Zauber hierher folgen können? Der Magier konnte mir darauf keine Antwort geben, denn er war an der Wand zu Boden gerutscht und rührte sich nicht mehr.
    Ein anderer Magier sagte etwas, das so ähnlich klang wie das Wort, das Pritkin beim Wer-Geschöpf im Dantes benutzt hatte, und ein Vorhang aus Feuer bildete sich vor mir. Ich zuckte zurück und begriff erst dann, dass mich die Flammen gar nicht berührten – das Feuer blieb etwa dreißig Zentimeter entfernt, hinter den goldenen Linien eines Pentagramms auf dem Boden. Mein Schutzzauber musste enorm viel Energie verbrauchen, um ein Wort der Macht von mir fernzuhalten, aber ich fühlte nicht, wie ich schwächer wurde. Welche Kraft auch immer er verwendete, meine war es nicht.
    Durch die Flammen sah ich die große, dunkle Gestalt eines Mannes, der sich an der Wand entlangschob. Er versuchte, hinter mich zu gelangen, und das wäre alles andere als wünschenswert gewesen. Derzeit war Mircea nicht einmal in der Lage, gegen einen Zweijährigen zu kämpfen, vom Geist eines Meistervampirs ganz zu schweigen. Ich warf einen kurzen Blick zur Armee hinter mir und nickte in Richtung der dunklen Gestalt. »Er gehört euch.« Eine Schattenwolke senkte sich wie der Geist eines Bienenschwarms auf den Burschen herab, und mit einem erstickten Schrei geriet er außer Sicht. Gegen Menschen konnten sie vielleicht nichts ausrichten, wohl aber gegen andere Geister. Wenige Sekunden später formierten sie sich wieder hinter mir, und vom feindlichen Phantom war nichts mehr zu sehen. »Sie haben ihn gefressen«, erklärte ich der großen Gestalt, die hinter den Magiern stand, umgeben von anderen Geistern. Rasputin schien nichts von übertriebenen Heldentaten zu halten. Klug, wenn auch nicht besonders tapfer. »Verlasst diesen Ort. Oder ich gebe meinen Geistern eine weitere Mahlzeit.«
    »Gegen Menschen können sie nichts ausrichten, Sibylle«, erwiderte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher