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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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behindern.
    Er warf einen Blick über die Schulter und sah uns, wandte den Kopf wieder nach vorn und erblickte etwas, das alles veränderte.
    Vor Francis standen drei FBI-Agenten auf dem Parkplatz. Sie hatten die Waffen gezogen und zielten auf den Fliehenden. Dabei riefen sie ihm zu, stehen zu bleiben.
    Francis hielt auf dem belebten Parkplatz unvermittelt inne. Er schaute zurück zu uns, dann zu den drei Agenten. Er griff in die Hosentasche.
    »Francis, tun Sie das nicht!«, rief ich und rannte zu ihm.
    Doch er holte keine Waffe hervor, sondern hielt eine Flasche mit farblosem Inhalt in der Hand. Dann schüttete er sich die Flüssigkeit in den Mund.
    Unvermittelt griff Dr. Francis sich an die Kehle. Seine Augen quollen hervor, bis sie das Doppelte der normalen Größe erreicht hatten. Er fiel auf die Knie, die hart auf dem Betonboden des Parkplatzes aufschlugen.
    »Er hat sich vergiftet«, sagte Betsey mit harter, heiserer Stimme. »Mein Gott, Alex!«
    Francis erhob sich mit letzter Kraftanstrengung. Entsetzt schauten wir zu, wie er blindlings mit beiden Armen um sich schlug und auf dem Parkplatz einen seltsamen Tanz aufführte. Schaum trat ihm vor den Mund. Schließlich stürzte er mit dem Gesicht gegen einen silbernen Mercedes SUV. Blut spritzte auf die Kühlerhaube.
    Er schrie und versuchte uns etwas zu sagen, doch es kam nur ersticktes Gurgeln aus seinem Mund. Blut schoss aus seiner Nase. Er verfiel in wilde Zuckungen.
    Weitere Agenten stürmten auf den Parkplatz. Ebenso Eigentümer der Luxuswohnungen und Besucher. Für Francis konnte keiner mehr etwas tun. Er hatte Menschen ermordet, einige davon vergiftet. Er hatte zwei FBI-Agenten getötet. Jetzt sahen wir ihn sterben, und es war grauenvoll. Es dauerte sehr lange.
    Wieder stürzte er zu Boden. Sein Kopf schlug heftig auf. Die Zuckungen und Krämpfe wurden zusehends schwächer. Aus seiner Kehle ertönte ein grässliches, gurgelndes Geräusch.
    Ich kniete neben ihm. »Wo ist Agent Doud? Wo ist Michael Doud?«, fragte ich mit flehendem Unterton. »Um Gottes willen, sagen Sie es uns.«
    Francis blickte zu mir auf und sprach meine schlimmsten Befürchtungen aus. »Sie haben den Falschen erwischt.«
    Dann starb er.

E PILOG
     
    DER RICHTIGE

    D rei Wochen waren vergangen, und mein Leben verlief wieder in fast normalen Bahnen. Doch es verging kein Tag, ohne dass ich daran dachte, den Polizeidienst zu quittieren. Ich wusste nicht, ob es die Intensität des Superhirn-Falles war oder eine Häufung vieler Fälle, aber ich fühlte mich unendlich ausgebrannt, was die Arbeit betraf.
    Der Großteil der fünfzehn Millionen Dollar aus Francis' Anteil war noch nicht aufgefunden, was beim FBI fast alle in den Wahnsinn trieb. Die Geldsuche beanspruchte Betseys gesamte Zeit. Wieder arbeitete sie an den Wochenenden, und ich hatte sie nicht oft sehen können. Ich vermute, das hatte sie bereits in Florida vorausgesehen und deshalb prophezeit: Du wirst mir schrecklich fehlen.
    Heute Abend war es Nanas Schuld – jedenfalls gab ich ihr die Schuld. Sampson und ich saßen in der alten, Ehrfurcht einflößenden Baptistenkirche an der Vierten Straße in der Nähe meines Hauses.
    Um uns herum schluchzten Männer und Frauen. Der Geistliche und seine Frau versicherten allen immer wieder, dass dieser Gefühlsausbruch gut sei – einfach alles herauslassen: Wut, Angst, das Gift im Inneren. Und das schien fast jeder in der Kirche zu tun. Alle außer Sampson und mir schienen sich die Augen auszuheulen.
    Sampson neigte sich zu mir. »Nana Mama schuldet uns für diese Nummer 'ne Menge!«, flüsterte er.
    Ich lächelte über seine Bemerkung und sein mangelndes Verständnis für diese Frau, die er kannte, seit er zehn Jahre alt war. »Da ist sie bestimmt anderer Meinung. So denkt sie nicht. Wir schulden Nana noch 'ne Menge, so oft hat sie unsere kleinen Ärsche gerettet, als wir heranwuchsen.«
    »Na schön, in dem Punkt hat sie allerdings Recht, Süßer.
    Aber das hier tilgt einiges von unseren Schulden.«
    »Du predigst tauben Ohren«, sagte ich.
    »Ja, scheint so. Hier sind alle mit Wehklagen beschäftigt«, meinte er.
    John und ich saßen eingequetscht zwischen zwei Frauen, die schluchzten und Gebete und andere aus tiefstem Herzen kommende Bitten plärrten. Der Anlass für dieses kollektive Jammern war ein besonderer Gottesdienst, der »Schwester, verzeih« hieß und in Washington immer beliebter wurde. Männer kamen in die Kirche und an andere Versammlungsorte, um den Frauen Abbitte zu leisten
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