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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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als Offizier und Gentleman geben mußte: der Aufenthalt in Chile sollte ziemlich kurz sein.
       Ich habe Dich einem Ehrenmann anvertraut, der mir sein geradezu heiliges Wort verpfändet hat, daß er alles tun werde, um Dich baldmöglichst wieder nach Italien zurückzubringen.
      Nur daß Manuel Aguirres Lage in Chile nicht mehr gut ist, zu Hause verdient er nicht so viel, wie er in Italien verdient hatte. Er muß sich eine zusätzliche Arbeit suchen. Luigi hilft ihnen, indem er ihnen monatlich einen Betrag mit den Zinserträgen aus der Mitgift überweist und ihnen, auf Anforderung, weitere beachtliche Beträge zukommen läßt.
      Seine lamentierenden, verzweifelten Rufe nach einer Rückkehr der Tochter, sein tägliches Ich sterbe, wenn Du nicht zurückkommst helfen Lietta psychologisch ganz sicher nicht in dem heiklen Augenblick, in dem sie dabei ist, selbst eine Familie in einem fremden Land zu gründen. Pirandellos Taubheit für Liettas Unbehagen ist total: die so viel beschworene Vaterliebe läuft Gefahr, sich als maßloser Egoismus herauszustellen (und vielleicht ist sie es auch).
    Um die Situation auszugleichen und auch, weil er auf der Suche nach Arbeit ist, kommt Manuel Aguirre die Idee, die Ländereien zu bestellen, die Luigis Frau in Sizilien hat, und dort eine Viehzucht aufzubauen.
    Der erste Teil von Luigis Antwort ist enthusiastisch:
      … aber sicher! Ich vertraue ihm alle, alle an, wenn er will, damit er alles versuchen kann, was er will, zu seiner ausschließlichen Gunst und seinem Nutzen.
    Doch gleich darauf macht er Lietta einen Vorschlag, den
    sie ihrem Mann mitteilen soll, und dieser Vorschlag verbirgt, objektiv gesehen, eine Falle. In der römischen Campagna, schreibt er, gibt es einen gewissen General im Ruhestand, Perugino Bartoli, der landwirtschaftliche Besitzungen und Viehzucht hat. Sollte Manuel es leidig sein, nach Sizilien zu gehen, könnte Luigi das notwendige Kapital auftreiben, damit der Schwiegersohn eine geschäftliche Partnerschaft mit dem General eingehen könne.
      Nach Sizilien zu gehen, ist Manuel keineswegs leidig, Luigi dagegen sehr. Sizilien ist weit, zwar nicht so weit wie Chile, doch immer noch weit genug, zumal er doch meine Lillinetta… wieder hier haben will; hier, bei Deinem Papa, der ohne Dich nicht mehr leben kann, noch zu leben weiß!
      Offenkundig will Manuel seiner Frau und auch sich selbst die obsessive Präsenz Luigis ersparen. Und so fragt er wieder nach den Ländereien in Sizilien, die, so antwortet Luigi, etwa neunundzwanzig Hektar ausmachen. Doch Luigi hat in Liettas Brief Manuels halbe Absicht herausgelesen, Ländereien in Chile zu pachten. Und das löst seine furiose Reaktion aus.
    Er hat mir versprochen, sogar noch wenige Augenblicke vor der Abreise von Genua, daß er Dich nach einem Jahr, nach eineinhalb Jahren wieder nach Italien zurückbringen w ürde, womit er das Ehrenwort bekräftigen wollte, das er mir gegeben hatte, als er um Deine Hand anhielt, und aufgrund dessen ich, ich wiederhole es, der Hochzeit zugestimmt habe. Es wäre ein unbilliger Verrat, den ich in keiner Weise tolerieren könnte, wenn er jetzt auch nur eine Sekunde daran dächte, nicht zu seinem Wort zu stehen. Ich sage es noch einmal, ich kann und will das nicht glauben.
      In diesem Brief bietet Pirandello noch einmal die Ländereien in Sizilien an (angesichts der chilenischen Lösung ist dies immer noch vorzuziehen!), kommt auch noch einmal auf die Möglichkeit zurück, ein Landgut in der Campagna von Latium zu kaufen, und fügt den neuen Vorschlag bei, Ländereien in der Maremma zu erwerben.
      Doch bald darauf ereignet sich etwas, das wesentlich schwerwiegender ist als die Auseinandersetzung um zu kaufende Ländereien. Pirandello erfährt, daß seine Tochter sich im Augenblick der Entbindung in äußerst schwierigen finanziellen Nöten befunden hat und ihr Ehemann dies damit begründete, daß der Schwiegervater einen Teil der Mitgiftszinsen nicht überwiesen habe.
      Pirandello drückt als Antwort seinen inneren Zustand mit drei Worten aus: Pein, Fassungslosigkeit, Empörung. Und macht klar:
    Aber Du sollst wissen, meine Lillinetta, daß meine Empörung durch Tatsachen und genaue Daten gerecht fertigt ist, die ich besitze - und die ich Dir zukommen lassen kann, wann immer Du willst -, aus denen ganz eindeutig hervorgeht, daß Dein Mann - aus Geiz oder aus anderen Gründen, die ich nicht kenne - mir ein Martyrium auferlegen wollte, das bis zu dem Tag nicht mehr
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