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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte
Autoren: Hans-Christian Huf
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erhalten blieben, aus denen sich eine komplette jungsteinzeitliche Ausrüstung rekonstruieren ließ.
    Aber zurück nach Afrika.
    An eine Ausrüstung war beim Homo rudolfiensis , dem ersten Vertreter der Gattung Homo , dem frühesten Menschen der Geschichte, natürlich nicht einmal ansatzweise zu denken. Aber während seine Ahnen einen Teil des Tages noch auf Bäumen zubrachten, ist er bereits stärker an ein Leben in der offenen Steppe Ostafrikas angepasst: Die Stirn ist steiler, die Backenzähne sind kleiner als die der robusten Menschenaffen, Arme und Beine ähneln schon denen späterer Menschen, ermöglichen eine rasche Fortbewegung und die Bewältigung größerer Strecken.
    Homo rudolfiensis , benannt nach seinem Fundort am Rudolfsee, dem späteren Turkanasee in Kenia, verfügt über ein beachtliches Gehirn, das auf ein durchschnittliches Volumen von 700 Kubikzentimetern anwächst. Zum Homo qualifiziert ihn außerdem die Tatsache, dass er mit seinen Händen bereits Splitter von Steinen abschlägt, um damit zu schneiden. Erstmals stellt also – vor rund 2,5 Millionen Jahren – ein Erdenbewohner planvoll Steinwerkzeuge her und gibt sein Wissen an nachfolgende Generationen weiter. So kommt der technische Fortschritt in die Welt – eine Traditionslinie, die bis zum Ötzi und zu Stanley Kubricks Erdsatelliten reicht.
    Aus den ersten Formen der Gattung Homo , mit noch relativ langen Armen, entsteht nun vor 1,9 Millionen Jahren in Ostafrika Homo ergaster: ein hochgeschossener Savannenläufer, schnell, intelligent und neugierig. Sein Gehirn ist weitaus größer als das seiner Vorgänger, seine Werkzeuge werden raffinierter. Getrieben von einer unbändigen Neugier macht er sich schließlich auf, die Welt zu erkunden.
    Der Mensch ist noch lange nicht fertig, aber reisefertig.



2. Die Eroberung des Planeten
    K önnen Sie sich eine Stadt ohne Straßen vorstellen? Wahrscheinlich nicht. Aber auch die Straße musste erst erfunden werden. Zuvor stellten Flachdächer und Leitern die Verbindung zwischen Häusern und Menschen her – wie hier in Çatal Hüyük in Anatolien, einer Siedlung aus dem siebten Jahrtausend v. Chr. Doch schon diese zivilisatorische Etappe bedeutet eine Revolution und stellt alles in den Schatten, was danach kam.
    Homo ergaster , den »arbeitsamen« Menschen, haben Sie eben schon kennengelernt. Mit ihm beginnt das Reiseprogramm der Gattung Homo . Sie können gern daran teilnehmen, aber Sie sollten wissen, dass es Expeditionen ins Ungewisse sind. Wenn die Formel »Der Weg ist das Ziel« irgendwo zutrifft, dann hier. Und es ist ein weiter Weg aus der afrikanischen Savanne zu den Siedlungen von Çatal Hüyük oder Jericho.
    Training und Vorbereitung sind bei Homo ergaster in guten Händen. Sie können sich den Clans anschließen, die er, mit stetig wachsendem Aktionsradius, durch die Graslandschaften seiner afrikanischen Heimat führt. Nach dem Exodus wandert er über Generationen nordwärts, erreicht den Kaukasus, und seine Nachfahren dringen vor rund 800 000 Jahren bis nach Zentralasien vor. Aber 40 000 Jahre vor unserer Zeit wird er wieder von der Erde verschwinden.
    Falls Sie vorsichtig gewesen und zu Hause, das heißt in Afrika, geblieben sind, haben Sie jetzt zweimal die Chance, Europa zu entdecken – vor rund 1,2 Millionen Jahren mit dem etwas lieblos als »Vorläufer« benannten Homo antecessor oder 600 000 Jahre später mit dem Homo heidelbergensis , dessen Name auf die frühesten Fundorte seiner Knochen verweist. Homo heidelbergensis verfügt bereits über ein Hirnvolumen von 1300 Kubikzentimetern und gilt als der erste Großwildjäger. Er beherrscht das Feuer und konstruiert hölzerne Wurfspeere mit vorzüglichen Flugeigenschaften. Als erster Zweibeiner lässt er ein Fünkchen Kultur aufblitzen, indem er Schmuckgegenstände herstellt und Steinwerkzeuge als Totenbeigaben verwendet.
    Berühmt geworden aber ist Homo heidelbergensis als der letzte gemeinsame Vorfahr des Homo sapiens , der sich in Afrika entwickelt, und des Neandertalers, der aus europäischen Populationen des »Heidelbergers« hervorgeht. Das Verhältnis der beiden ungleichen Verwandten beschäftigt die Wissenschaft bis heute. Die Verteilung der Sympathiewerte hat dabei bisweilen an die Geschichte von Kain und Abel erinnert.
    Falls Sie auf den Homo sapiens , den
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