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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta
Autoren: Jan Guillou
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war es ein unangenehmer Gedanke, einen Prozeß gegen einen Nationalhelden anzustrengen, Grundsätze hin, Grundsätze her.
    Die Legalisten auf der politischen Seite, die dazu neigten, beide Augen zuzudrücken, konnten ebenfalls tragfähige Argumente ins Feld führen. Denn wenn der italienische Staat den Einsatz Fregattenkapitän Hamiltons und seiner Mitarbeiter auf Sizilien so sichtbar sanktionierte, indem man bei der Auszeichnung sehr hoch gegriffen habe, wäre es doch recht bizarr, von schwedischer Seite sozusagen zu mißbilligen, was die italienische Regierung auf ihrem eigenen Territorium mehr als nur geduldet habe.
    Damit war eine eventuelle Anklage wegen Mordes zu Fall gebracht, und an die Öffentlichkeit gelangte nicht einmal die Diskussion darüber.
    Es blieb noch ein juristisches Problem, das sich für Fregattenkapitän Hamilton zunächst als eine Falle darstellte, der er unmöglich entgehen konnte. Er hatte nachweislich bestimmte Sozialleistungen mißbraucht, nämlich seinen Vaterschaftsurlaub. Während seines angeblichen Vaterschaftsurlaubs war er in Wahrheit im Dienst gewesen, hatte jedoch die mit dem Vaterschaftsurlaub verbundenen finanziellen Zuwendungen in Anspruch genommen. Der Generalstab bezeugte nämlich auf Anfrage, Hamilton sei dienstlich auf Sizilien gewesen und nicht aus Anlaß einer privaten Reise. Was, worauf ebenfalls hingewiesen wurde, der Ablauf der Ereignisse mehr als deutlich illustriere.
    Damit stand Hamilton formal als jemand da, der sich Sozialleistungen erschlichen hatte. Doch da wurde ein anderes und verständlicheres juristisches Prinzip geltend gemacht. Wenn man nämlich bei der Untersuchung eines Verbrechens Anlaß findet, den Beschuldigten in den wesentlichen Punkten straffrei zu lassen, kann es keinen Grund geben, sich mit Gesetzesübertretungen zu befassen, die sich daneben als Petitessen ausnehmen. Und im Vergleich zu Massenmord mußte Erschleichung von Sozialleistungen selbst in Schweden als Petitesse erscheinen, wenn es letztlich darum ging zu untersuchen, ob rund dreißig Personen ermordet worden waren oder nicht. Es wurde jedoch beschlossen, Hamilton zur Rückzahlung von 13 623 Kronen zu zwingen. Damit war auch diese Frage erledigt. So hatte schließlich auch die schwedische Justiz nach genauer rechtlicher Würdigung herausgefunden, daß die Expedition nach Sizilien mit dem geltenden schwedischen Recht und den demokratischen Traditionen des Landes in Einklang gestanden habe.
    Auf Sizilien traten kurz darauf strenge Ausnahmegesetze in Kraft, die sich gegen das organisierte Verbrechen richteten. Unter den neuen Bestimmungen befanden sich etwa Präventivhaft für Personen, die zwar verdächtigt wurden, denen man aber nichts nachweisen konnte, ferner das Recht für die Polizei, Verhöre in Abwesenheit von Verteidigern zu führen, sowie das Recht, ohne vorhergehende Warnung zu schießen, wenn Polizeibeamte gegen das organisierte Verbrechen im Einsatz waren. Hinzu kamen weitere neue Bestimmungen, die es abweichend von dem bisher geltenden Recht erleichterten, sogenannte Zwangsmittel wie etwa Hausdurchsuchungen und Lauschangriffe einzusetzen.
    Was Carl persönlich betraf, der nie davon Kenntnis erhielt, welche drakonischen Gesetze bei ihm und seinen Kollegen um ein Haar angewandt worden wären, so gab es nicht einmal eine Prüfung der ökonomischen Aspekte der Expedition nach Sizilien. Samuel Ulfsson rief Carl nach dessen Rückkehr natürlich sofort zu sich und fragte, wie zum Teufel er auf die Idee gekommen sei, sich auf eigene Faust nach Italien zu begeben und im Namen des schwedischen Nachrichtendiensts Waffen und Ausrüstung zu requirieren, ohne erst zu fragen.
    Carl erwiderte knapp, wenn er gefragt hätte, hätte die Antwort nein gelautet.
    Samuel Ulfsson stimmte ihm in dieser Schlußfolgerung zu. Als das Treffen beendet war, gelang es Samuel Ulfsson, sich jede Andeutung eines Lächelns zu verkneifen.
    Luigi und Åke blieben Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten oder schwedischen Behörden erspart. Einem per Funk erteilten Befehl gemäß segelten sie nach Neapel, um das Boot zurückzugeben. Draußen auf See versenkten sie sämtliche Waffen und behielten nur einige technische Ausrüstungsgegenstände zurück, die sie später der schwedischen Botschaft in Rom übergaben. Diese hatte einige unerwartete bürokratische Schwierigkeiten mit den Vorschriften zu überwinden, bei denen es darum ging, was per Diplomatenpost verschickt werden darf und was nicht.
    Der wirtschaftliche
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