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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und sah aus, als sei sie ein Tropfen der Sonne. Das große Badetuch wie eine wehende Fahne hinter sich haltend, lief sie auf Finley zu und rutschte neben ihm in den weißen Korallensand.
    »Seit drei Stunden suche ich dich, James!« sagte sie atemlos. »Keiner wußte, wo du bist. Bis Clark mir den Tip gab: Sieh mal am Flipper Point nach. Die Kompanien von Ronny und Henry sind auch weg. – Und wirklich, da bist du!«
    »Ja …« Finley starrte über die Lagune. Dann fügte er hinzu: »Hier ist die Welt noch ein bißchen in Ordnung.«
    »Irrtum! Bei Crown ist sogenannte ›Große Lage‹. Man erwartet massive sowjetische Aktionen. Genau das, was man seit Monaten befürchtet hat.«
    »Sollst du mich holen?« fragte Finley.
    »Nein.« Helen legte sich neben ihm auf das Badetuch und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Sein Blick glitt über sie, und er fand sie, wie immer, sehr schön. Nicht so tierisch wild wie Nuki-na-mu, sondern mehr von einer stillen Zärtlichkeit, die ein wunderbares Gefühl der Geborgenheit vermittelte. »Ich wollte mich nur zu dir legen und übers Meer blicken.«
    »Ein einsames Vergnügen, Helen.«
    »Wir zwei sollten uns verstehen, James. Unser beider Leben ist durch die Delphine verändert worden. Du hast Nuki verloren, mir hat John meinen Rick getötet. Damals hast du fünf Tage lang an meinem Bett gesessen und mir erzählt, wie unvergleichlich kostbar das Dasein trotzdem noch sein kann. Ich wollte es nicht glauben, weißt du das noch? Aber dann ging das Leben weiter, und es ist tatsächlich noch wunderschön. Genauso wie du es geschildert hast. Ich müßte jetzt dir die gleichen Worte sagen.«
    »Ich bin schon drüber weg, Helen. Aber es ist lieb von dir. Danke! Du bist ein prima Kumpel.«
    »Das ist mein Schicksal.« Sie drehte den Kopf weg und sah den spielenden Delphinen in der Lagune zu. »Sich damit abzufinden, ist auch verdammt schwer …«
    Später schwammen sie zwischen den Delphinen herum, bespritzten sich mit Wasser, neckten und jagten sich, tauchten, spielten toter Mensch und ließen sich von den Delphinen retten, und einmal stießen sie dabei im Wasser zusammen und umklammerten sich. Ihre Körper klebten geradezu aneinander.
    »Küß mich«, sagte Helen leise. »Verdammt, küß mich! Aber nicht wie ein Bruder …«
    Es war ein Kuß, nach dem Finley sich seit zwei Jahren gesehnt hatte. Und doch fragte er sich, ob Helen es vielleicht nur aus Mitleid tat.
    Im Befehlsbunker hatte Crown seinen Vortrag beendet. Jeder begriff den Ernst der Lage, diese verrückte Situation, sich kriegsmäßig zu wehren unter Ausschluß der Öffentlichkeit.
    Dr. Rawlings betrat nun das Podium, auf dem Crown gestanden hatte. Hinter ihm auf der Leinwand erschienen Fotos von Ronny, Henry, Robby und Bobby. Man erkannte darauf, wie die Delphine unter Wasser schwammen und am Hals einen Metallkasten mitschleppten.
    Rawlings räusperte sich. Dann sagte er: »Die Entwicklung der Dinge erfordert es, daß wir von sofort an neben den Versorgungs-Delphinen und den Beobachtungs-Delphinen auch unsere Kampf-Delphine einsetzen. Die Mehrzahl der hier anwesenden Herren weiß noch nicht, was dies bedeutet. Ich möchte Sie nicht mit wissenschaftlichen Details langweilen, wie so etwas möglich ist, wie Intelligenz und Sprache der Delphine ausgewertet wurden und was von Delphinen geleistet werden kann. Viele werden nachher sagen: Das ist eine Pervertierung der Wissenschaft und der Freundschaft zwischen Tier und Mensch. – Sie haben recht, meine Herren. Aber ist es nicht auch eine Pervertierung der Wissenschaft, Atomsprengköpfe zu erfinden, die mit ihrer Sprengkraft auf einen Schlag ganze Länder und Millionen von Menschen auslöschen können? Wir leben in einer unglückseligen Welt, die vom Frieden nur redet und im gleichen Moment geradezu ekstatisch für die Vernichtung rüstet. Perverser geht es nicht mehr. Da wirkt ein Delphin, der darauf trainiert ist, Magnetminen zu transportieren und an Schiffsleiber zu heften, fast nur noch wie eine Walt-Disney-Figur.« Rawlings machte eine kurze Atempause, ehe er fortfuhr: »Damit habe ich schon angedeutet, um was es geht: Uns ist es nach monatelangem Training gelungen, Kampf-Delphine auszubilden, die – von uns über Impulse von Land oder vom Schiff aus gelenkt – an gegnerischen Unterwasserschiffen Magnetminen anbringen. Diese Minen werden nach einer Zündverzögerung, welche den Delphinen die Flucht ermöglicht, zur Detonation gebracht und vernichten den Feind mit absoluter
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