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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Wegen der internationalen Terrorgefahr. Du musst uns ganz dringend an einem vertraulichen Ort befragen“, habe ich ihm klargemacht. „Und zieh bitte deine Uniform an.“
    „Wo seid ihr jetzt?“
    „Im AKH. Sie wollen uns nicht rauslassen. Wir sind okay.“
    „Warum hast du dich nicht gemeldet, als bei der Gasstation …“
    Weil nicht einmal eine Viertelsekunde Zeit war dafür. Außerdem: Hätte er uns ein Hubschraubergeschwader schicken sollen? Wie lang hätte das gedauert? Aber das denke ich nur, ich sage: „Bitte! Hol uns aus dem Krankenhaus raus!“
    Oskar und Christoph haben sich also unter ganz anderen Umständen kennengelernt als geplant. Es ist gut, dass heute viel Wichtigeres als eine missverständliche SMS im Mittelpunkt steht. Bevor wir ins AKH gefahren sind, habe ich einem Polizeibeamten klarzumachen versucht, dass sie Stepanovic suchen müssen, er sei mit einigen anderen im Hummer von Zemlinsky geflohen. Keine Ahnung, ob er kapiert hat, was ich von ihm wollte. Zemlinsky hat die Wahrheit gesagt, zumindest im Großen und Ganzen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Auch Fran sieht das so.
    Vor uns stehen Gläser mit kaltem Mineralwasser. Es ist, als müssten wir das Feuer erst löschen. Keiner hatte Lust auf Wein. Zum Glück hat Oskar etwas Frisches zum Anziehen mitgebracht. Im Krankenhaus haben wir uns provisorisch gewaschen. Vesna schlottert mein Pullover am Körper, die Jeans von Carmen passen einigermaßen, sie hat bloß die Hosenbeine dreimal umkrempeln müssen. Fran sieht aus wie eine Vogelscheuche. Die Oskar längst zu eng gewordene Jogginghose hat er mit einem Gürtel verzurrt, sie hängt an ihm wie ein Doppelsack. Meine Haare kleben am Kopf und ich habe den Verdacht, wir riechen ähnlich wie Gegenstände bei einer illegalen Müllverbrennungsaktion.
    „Ist es in Ordnung, wenn ich dabei bleibe?“, hat Christoph gefragt, als wir nach unserem strategischen Rückzug aus dem Krankenhaus das nächstgelegene Lokal gesucht haben. Er hat seine Sache wunderbar gemacht. Und wir haben wieder einmal Glück gehabt: Der zuständige Oberarzt war Reserveoffizier. Gerade dass er nicht salutiert hat, als uns der hohe Militär zur geheimen Befragung abgeholt hat.
    „Bitte bleib da. Außerdem: Ein wenig militärischer Schutz schadet heute nicht.“ Oskar hat mich daraufhin etwas gekränkt angesehen.
    „Ist er offiziell da oder als Freund?“, fragt Fran jetzt und deutet auf unseren Generalleutnant. Etwas höflicher könnte er schon zu ihm sein, immerhin hat er uns, wenn schon nicht aus dem Feuer, so doch aus der Gewalt der Ärzte befreit. Aber Fran und Militär – das geht irgendwie nicht zusammen.
    Bevor Christoph etwas sagen kann, krächze ich: „Als Freund. Das mit der Uniform war wichtig, damit unser Plan klappt.“
    „Als Freund“, bestätigt Christoph und ich habe das Gefühl, er bedauert es doch ein wenig, vor einer Stunde ans Telefon gegangen zu sein.
    „Erzähl“, bitte ich Fran.
    „Und du lasst nichts aus“, fügt seine Mutter hinzu und hustet dann wieder. Sie sollte morgen noch einmal zum Arzt gehen.
    Fran nickt. „Nachdem ich mit Mira über den Sprengstoff geredet hatte, war mir ziemlich schnell klar, dass es in der Gruppe, die die Anschläge gemacht hat, einen Lügner gegeben haben muss. Und zwar den, der den Sprengstoff besorgt hat. Er hat behauptet, dass er ihn aus Bundesheerbeständen abgezweigt hat.“
    Christoph schüttelt stumm den Kopf, scheint nicht sicher zu sein, ob er sich einmischen soll.
    Fran sieht ihn an und dann mich. „Ah, daher wusstest du das. – Also: Warum sollte er lügen, wenn nicht, weil er die wahre Herkunft des Sprengstoffs verschleiern muss? Weil er eigentlich auf der anderen Seite steht? Die Idioten haben mit den Anschlägen auf Gasleitungen das Spiel ihrer Gegner gespielt: Sie haben ‚Cybersolar‘ in die Nähe von Umweltterroristen gebracht und sie haben Misstrauen gegen ‚PRO!‘ geschürt. Das war schon etwas Sprengstoff wert. – Die Frage war bloß: Wie finde ich den Sprengstofftyp? Der, den sie angeschossen haben, war im künstlichen Tiefschlaf, seine Freundin Dorli hat gesagt, sie weiß von nichts. Und ich hab ihr geglaubt.“ Fran macht eine Pause. Oder muss er einfach Kraft sammeln?
    „Ich habe das Naheliegende getan. Ich habe Dorli gebeten, alle Leute, die sie im Umfeld von ‚PRO!‘ kennt, anzusehen und mir zu sagen, mit wem ihr Freund Kontakt hatte. Und da war einer dabei, der mir schon vor einigen Tagen aufgefallen ist. Carlo. Er gehört zu
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