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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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sehe ihn nicht bei Gasstation, also er kann in Gasstation sein. Wenn Auto aus Gebäude links flieht, er ist entweder in Auto oder er ist in Gebäude. Weil Hummer und Fran nicht zusammenpassen, er ist eher drin.“
    „Ich bin hinein, es war ein großer Lagerraum, hinter dem Bagger ist ein schwarzer Geländewagen gestanden, ausgerechnet ein Hummer, hab ich gedacht. Ich bin zu ihm hin, aber bevor ich noch mehr sehen konnte, hab ich eins über den Kopf gekriegt. Als ich wieder zu mir gekommen bin, hat man mich gerade an Armen und Beinen gefesselt. Und mir den Mund verklebt. Ich habe getan, als wäre ich noch ohnmächtig. Ich weiß nur, dass einer gesagt hat: ‚Ist der schon im Koma?‘ Und ein anderer hat geantwortet: ‚Egal, es fliegt alles in die Luft, da kommt er nicht mehr raus.‘ Sie haben mich in der Ecke liegen lassen. Ich hab das Gefühl gehabt, dass sie weggegangen sind. Ich hab vorsichtig geblinzelt und hab fast nichts gesehen, wegen des Cuts, es hat ziemlich geblutet.“
    Man hat es im Krankenhaus mit elf Stichen genäht. Mein Mobiltelefon läutet. Ich sehe aufs Display. Zuckerbrot. – Ist er schon in Wien? Suchen sie uns? In Pointenbrunn war ein derartiges Chaos, dass keiner der Polizeibeamten etwas von uns wissen wollte. Aber klar, die vermuten uns in sicherem Gewahrsam. Im Krankenhaus. Ich lasse das Telefon läuten. Wenn erst einmal Polizei da ist, erfahre ich erst viel später, was Fran noch alles weiß. Ich muss dranbleiben. Was wäre gewesen, wenn wir zehn Minuten länger im ehemaligen Verwaltungsgebäude geblieben wären? Gar nicht daran denken. Morgen ist Redaktionsschluss.
    „Was war mit Zemlinsky?“, frage ich Fran.
    „Wer war am Telefon?“
    „Zuckerbrot. Vielleicht wollte er mir bloß etwas vom Sternenhimmel über dem Boot erzählen.“
    „Der ist zurück“, mischt sich Christoph ein. „Ich habe versucht zu erfahren, was passiert ist. Man hat mir gesagt, er ist zur Gasstation unterwegs.“
    „Also.“ Fran holt tief Luft. „Ich habe gehört, dass da einer unter der Plane stöhnt. Ich bin hingerobbt. Wenn ich mehr darüber weiß, was die vorhaben, dann hab ich eine bessere Chance zu entkommen, habe ich mir gedacht. Sie hatten ihm den Mund verklebt. Ich habe es geschafft, das Band wegzureißen. Meines ging ganz einfach weg, sie waren schlampig, oder mein Gesicht war feucht. Er hat irgendwas von politischer Immunität gesagt und da hat es dann langsam bei mir geklingelt: Das ist der Zemlinsky. Ich hab ihm gesagt, dass wir hier nur rauskommen, wenn er mir alles erzählt. Er liegt schon seit gestern da, hat er gesagt, er war völlig fertig. Er wollte seinen Hummer wegbringen. – Und weißt du warum, Mira?“
    Ich schüttle den Kopf. Er soll schneller machen! Wer weiß, wie lange Zuckerbrot noch braucht, um herauszufinden, wo wir sind.
    „Weil du das Auto in seinem Arbeitszimmer so genau betrachtet hast. Er hat Angst gehabt, du weißt etwas über die nächtliche Aktion beim Biomasseheizwerk und zählst zwei und zwei zusammen. Und da war noch was, mit dem Auto. Grubers Blutspuren. Stepanovic hat ihm geraten, das Auto eine Zeit lang hier in dem verlassenen Verwaltungsgebäude zu verstecken. Zemlinsky hat einfach den Leiter der Gasstation gefragt und ihm gesagt, die Medien hetzen gegen sein schönes Auto, ob er es unterstellen dürfe. Dem Vorsitzenden des Energieausschusses im Parlament schlägt man so etwas nicht ab. Er sei durch ein Tor reingefahren. Und als der Leiter der Gasstation weg war, hat man ihn niedergeschlagen.“
    „Warum er ist in Gebäude geblieben?“, fragt Vesna.
    „Weil er sich mit Stepanovic treffen wollte.“
    Generalleutnant Unterberger sieht Fran an. „Sind Sie ganz sicher, dass er von Stepanovic gesprochen hat?“
    „Ganz sicher.“
    „Er hat es mir ja auch gesagt, bevor sie ihn mit der Rettung weggebracht haben: Es war Stepanovic!“, ergänze ich.
    „Wollt ihr eigentlich überhaupt noch hören, was Zemlinsky erzählt hat?“, mischt sich Fran ein.
    Alle nicken. Nur Oskar beutelt, wie wenn er das alles nicht glauben könnte, den Kopf. Schnaps. Das ist es, was wir brauchen. In erster Linie für meinen armen Mann. Ich kichere. Ich bin einfach noch schrecklich überdreht. Wir haben überlebt. Vesna, Fran, Oskar, Christoph: Sie sehen mich an, als ob ich total übergeschnappt wäre. „Wir brauchen Schnaps!“, sage ich. „Vor allem mein Mann!“ Und ich kichere wieder. Ich war laut genug, dass der Kellner mit einer Flasche ohne Etikett erscheint.
    „Können Sie
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