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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ist halb eingestürzt. Schutt und Ziegel. Wie lange hält das Dach noch? Nicht denken, handeln. Wir müssen über die Ziegel. Man kann Zemlinsky nicht darüber schleifen, wir müssen ihn heben. Das schaffen wir nicht. Mein rechter Arm brennt wie Feuer. Wie Feuer, wie witzig. Feuer fast schon rundum. Ich falle über einige Ziegelsteine, schlage auf, alles dreht sich, das Feuer ist jetzt unten und Vesna mitten im Feuer und andere Hände … irgendetwas hebt Zemlinsky in die Höhe, ist das die Auferstehung von den Toten? Jemand prügelt auf meine Schulter ein. „Komm“, schreit Vesna gegen den Feuerlärm an, „du schaffst es!“ Ich rapple mich auf, sie war immer schneller, aber ich kann auch rennen, ich denke an das schöne Wetter im Prater, ich kann laufen, heiß ist es hier, ich kann hinter ihr drein, die Straße, Fran, Sirenen, ich renne ins Feld, gleichauf mit Fran, der taumelt, da ist keiner sonst, er müsste schneller sein, er ist jünger, da vorne sind Leute, die kommen auf uns zu, Vesna ist es, die gewonnen hat, klar. Das ist schon in Ordnung, aber gleich bin ich auch da. Ich falle keuchend zu Boden. Vesna ist knallrot im Gesicht. Kenne ich sonst gar nicht von ihr. Ich will ihr das sagen, irgendwie schaffe ich es nicht. Neben uns Feuerwehrleute. Sie halten Zemlinsky. „Nehmt ihn fest“, will ich sagen, aber er ist ohnehin gefesselt. Das Feuer tobt immer noch, allerdings viel weiter weg. Am Boden ist es richtig kühl. Ich drücke mein Gesicht in die Erde.
    „Können Sie atmen?“, fragt mich jemand.
    „Wo bleibt die Rettung so lang?“, ruft ein Feuerwehrmann dem anderen zu.
    Ich drehe mein Gesicht langsam zur Seite. Zemlinsky zuckt. Vesna rappelt sich auf, geht die paar Schritte zu ihm. Ich schaffe es nicht aufzustehen. Ich kann auch auf allen vieren hin. Ganz weit hinten im Kopf läutet eine Glocke. Wir haben überlebt. Wo ist Fran? Auf der anderen Seite von Zemlinsky. Er hockt auf dem Boden. Ein Feuerwehrmann bindet ihm die Hand ein. Offenbar habe ich ihn geschnitten. An der Stirn hat er ein ziemliches Cut. Das war aber nicht ich.
    „Sie haben Gruber ermordet!“, schreit Vesna den verschnürten Zemlinsky an.
    Zemlinsky stöhnt. „Die wollten mich … und ihn …“ Ich krieche näher, ich kann sonst nichts verstehen. „Stepanovic. Er wollte uns loswerden! Er hat das in die Luft gejagt!“ Er keucht.
    „Wir haben Fotos. Von Gruber in Sack und Sie bei Schnitzelanlage.“
    Ich kichere. „Schnitzelanlage“, echt witzig, sie ist echt witzig, meine Freundin. Ich kann mich kaum mehr einkriegen.
    „Das mit Gruber, das war ein Unfall!“, stöhnt Zemlinsky. Oder hab ich nicht richtig verstanden? Hat er zu viel Schnitzel gegessen? In Schnitzelanlage?
    „Und Tina Bogner?“, schreit Vesna gegen den Feuer- und Sirenenlärm an.
    Irgendetwas kommt näher, der Boden bebt. Ist unter dem Feld auch Gas? Fliegen wir jetzt gleich … Ich muss aufhören zu lachen. Schnitzelanlage, viele Schnitzel könnte man braten, mit diesem Gasfeuer.
    „Was soll ich mit der? Stepanovic …“
    Ein Knall, der alle anderen bisher übertönt. Ich schaue auf. Jetzt ist auch das ehemalige Verwaltungsgebäude explodiert.

[ 15. ]
    Oskar sieht mitgenommener aus als wir. Ich zwinkere ihm zu. Kann schon sein, dass ich noch nicht ganz richtig ticke. Ich bin schon wieder absurd fröhlich. Mein Atem rasselt, die linke Handfläche schmerzt und außerdem sehe ich diese Lichtpunkte. Das wird vergehen, haben die Ärzte gesagt. Trotzdem wollten sie uns nach den ersten Untersuchungen nicht aus dem Krankenhaus lassen. Vesna hat argumentiert, sie sei total in Ordnung, die Hustenanfälle kämen einfach vom zu vielen Rauchen. Ich habe sie noch nie mit einer Zigarette gesehen. Fran hat so getan, als sei er mindestens so hart im Nehmen wie seine Mutter. Allerdings ist es besser, er bleibt sitzen. Sein Kreislauf scheint noch ein wenig instabil zu sein.
    Jetzt sind wir in einem ziemlich heruntergekommenen Gasthaus, ganz nahe beim Krankenhaus. Ich war es, die uns mit einer guten Idee von den Ärzten befreien konnte. Ich habe Generalleutnant Christoph Unterberger angerufen.
    Meine Stimme dürfte wie die eines Raben geklungen haben, der versucht, Mira Valensky zu imitieren. Christoph hat ziemlich aufgeregt reagiert. Er habe gerade erfahren, dass nun tatsächlich eine Gasstation in die Luft geflogen sei. Ob ich womöglich dort gewesen sei? War ich. Und ganz schön knapp dran.
    „Ein Anschlag auf eine Gasstation muss untersucht werden. Auch vom Bundesheer.
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