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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ziehen. Sie hält mich fest. – Bist du verrückt? Ich will nicht in die Luft gehen, nicht um alle Storys der Welt!
    Über das Gelände rast ein großes schwarzes Auto. Es scheint aus dem niedrigen stillgelegten Gebäude gekommen zu sein. Am anderen Ende der Gasstation, dort, wo die Explosion war, eine gewaltige Stichflamme. Zwanzig Meter oder noch viel höher? Es wird heiß, ein Donnern, das die anderen Geräusche zurückdrängt. Was, wenn hier alles in die Luft fliegt? Das Auto bricht durch den Bauzaun, ich starre Vesna an. Es ist ein Hummer. Er verschwindet die Straße entlang, keiner fährt ihm nach. Vesna rennt auf die Gasstation zu, ich muss sie aufhalten, ist sie verrückt geworden? Ich renne ihr nach, ich muss sie erreichen. Eine zweite Explosion. Mein Kopf dröhnt. Wozu habe ich angefangen zu joggen? Es hat einen Grund gehabt. Um einmal im Leben schneller zu sein als Vesna. Nur ein Mal. Um sie zu retten. Meine Lunge droht zu zerplatzen. Wir sind jetzt auf der Straße. Ich komme ihr näher. Ich kann nicht mehr, unerträgliche Hitze. Weiter! Da ist das Loch im Bauzaun. Ein Sprung, ich erwische Vesna am Rücken, sie strauchelt. „Ich muss rein“, schreit sie gegen den Feuersturm an. „Fran ist da drinnen!“ Ich starre auf die Feuerwand. Sie ist noch ein schönes Stück von uns entfernt. Und wenn auch in diesem Teil der Gasstation etwas explodiert? Ein Krachen. Offenbar ist ein Gebäude zusammengebrochen.
    „Komm her!“, schreie ich mit aller Kraft, aber Vesna hat sich losgerissen, ist schon fast bei dem Loch in der Mauer des ehemaligen Verwaltungsgebäudes, dort wo der Hummer hergekommen ist. Zemlinsky. Ich begreife gar nichts mehr, weiß nur: Ich muss weg von hier! Und: Ich darf Vesna nicht im Stich lassen! Ich stürze hinter ihr drein, höre weder mein Keuchen noch meine Schritte, wütendes Feuer und zwischendurch, wie von ganz weit fort, Sirenengeheul. Ich stolpere über Mauerteile, offenbar hat der Hummer die Mauer gerammt. Ich falle, reiße mir die Hand blutig. Wir sind drinnen. Alle Fenster sind geborsten. Ein riesiger Raum, dort hinten ein Bagger. Glas am Boden, Schutt. Hier ist es eine Spur kühler. Das kann sich jeden Moment ändern. Jeden Moment … Vesna verschwindet hinter einer Tür. Du schaffst es, Mira, wenn du umkippst, bist du tot! Ich renne, bin bei der Tür, in einem kleineren Nebenraum. Vesna kniet vor einem Bündel. Ich reibe mir die Augen, das da kann alles nicht wahr sein. Ich keuche. Fran! Er ist an Armen und Beinen gefesselt. Wir bringen ihn hier nie raus! Er bewegt sich. Ich lasse mich neben Vesna auf den Boden fallen. Nicht denken, nur handeln. Ich habe ein kleines Taschenmesser an meinem Schlüsselbund. Der Schlüsselbund ist in der rechten hinteren Hosentasche. Ein Knall. Wir werfen uns über Fran. „Erdrückt mich nicht“, höre ich undeutlich. Er ist bei Bewusstsein. Was immer da in die Luft gegangen ist, unser Gebäude war es nicht. Noch nicht. Allerdings wird es jetzt auch hier drin immer heißer. Das Feuer scheint näher zu kommen. Schlüsselbund. Messer aufklappen, konzentrieren, das muss beim ersten Mal gehen. Sie haben ihn mit breiten Plastikklebebändern verschnürt. Vesna sieht, was ich vorhabe. „Los!“, schreit sie. Wenn ich einen Fehler mache, blutet Fran. – Als ob es darauf ankäme. Ein rascher Schnitt. Fran zappelt, Vesna reißt, seine Beine sind frei. Er kann mit gebundenen Händen nicht rasch genug laufen. Er weiß es, er streckt sie mir entgegen, er sagt etwas, ich kann es im Tosen rundum nicht verstehen. Schnitt. Er zuckt zusammen, irgendwo muss ich ihn erwischt haben. Vesna packt die Klebebänder. Fran ist frei, taumelt, steht, brüllt etwas. Raus hier, sofort. Er hält Vesna fest, deutet auf etwas im Eck, zugedeckt mit einer Plane. Vesna schüttelt den Kopf, er rennt trotzdem hin, zieht an dem Ding. Ich kann von hier aus nicht erkennen, was es ist. Jetzt zieht auch Vesna. Beine. Ein Körper. Ich bin bei ihnen. Zemlinsky! Egal, wir müssen fort von hier. Ich kriege keine Luft mehr, irgendwas ganz nahe bei uns stürzt krachend zusammen. Ist er bewusstlos? Ist er tot? Lasst ihn liegen, wegen dem sterben wir nicht! Die beiden schleifen Zemlinsky in meine Richtung, okay, zu dritt sind wir stärker. Aber keine Rücksicht auf den Typen, Hauptsache, raus hier. Es zerreißt mich. Nicht nur meine Lunge. Alles zerreißt, ich kann fast nichts mehr sehen, Schweiß und Ruß und die Arme von Vesna. Wir sind beim Ausgang, die Mauer, die der Hummer angefahren hat,
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