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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten
Autoren: Justyna Polanska
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Brauchen Sie da wirklich eine Putzfrau? Da habe ich ja nichts zu tun … und die Fahrt müsste sich schon irgendwie lohnen, wissen Sie.
Er: Nein, nein, ich bezahle schon gut. Ich brauche einmal in der Woche jemanden zum Putzen. Und dann noch einmal die Woche extra …
Ich: Okay.
Er: Beschreiben Sie sich doch mal ein bisschen – so äußerlich.
Ich: Äähhh … Na ja …
Er: Sind Sie auch spontan?
Ich: Ja, schon.
Er: Haben Sie einen großen Busen?
Ich: Ja, ist doch egal, wie groß mein Busen ist, wenn ich zum Putzen kommen soll!
Er: Wie wäre es, wenn Sie jetzt kommen und mir Ihren Busen zeigen?
Ich: Äh, haha … äh … das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?
Er: Ich bezahle gut dafür.
Ich: Nein! So was mache ich nicht. Wiederhören!
Er: NICHT AUFLEGEN! Ich finde Sie sehr nett! Ich bezahle richtig gut dafür, und Sie müssen nichts mit mir machen!
Ich: Ich bin ja nicht verklemmt, aber da habe ich wirklich keine Lust drauf.
Er: Aber ich bezahle auch WIRKLICH gut dafür!
     
Jetzt wollte ich es wissen.
     
Ich: Wie viel denn?
Er: 30 Euro!
Ich: HAHAHAHAAAAAHHHAAAA!!!!
Er: Jedes Mal!
Ich: Du spinnst!
     
Ich legte auf.
    Ich weiß nicht, was mich mehr empörte, die plumpe Anmache oder der Preis.
    Auf jeden Fall geht es mir einfach nicht in den Kopf, was Männer dazu veranlasst, auf eine völlig unzweideutige Anzeige in der Zeitung zu reagieren, als hätte ich mich vor ihnen nackt auf dem Sofa geräkelt.
     
    Manchmal, denke ich, haben sie vielleicht Erfolg mit dieser Masche. Vielleicht brauchen junge Frauen das Geld oder finden es einfach aufregend.
    Aber wo ist da der Unterschied zur Prostitution?
    Ich habe nichts gegen Frauen, die für sich entscheiden, dass sie damit Geld verdienen wollen. Und ich bemitleide die, die es müssen. Meiner Lebens- und Berufsplanung entspricht es aber überhaupt nicht.
     
    Nacktputzen – und dann noch für 30 Euro – finde ich einfach nur abgrundtief.
    Und es zeigt, wie manche Männer ausländische Putzfrauen sehen:
    als billige Sexobjekte, die zu ihrer Befriedigung herhalten sollen.
     
    Auf eine Anzeige mit dem Text »Suche Fahrrad« oder »Suche Festanstellung als Fleischereifachverkäuferin« würden die Telefonate wohl anders laufen.
    Und wenn sich eine Deutsche melden würde, vielleicht auch.
     
    Obwohl … man steckt nicht drin …
     
    Aber die Geschichte geht weiter: Ein paar Tage später klingelte wieder mein Handy; ich war gerade bei der Arbeit.
Er: Hallo, ich bin’s. Frank!
Ich: Was willst Du denn noch? ES KOMMT NICHT IN FRAGE. Das hab ich Dir doch vor ein paar Tagen schon gesagt!
    Doch Frank hat noch mehr Angebote im Bauchladen …
Er: Ja, aber wie wäre es, wenn Du mir zuschaust, wie ich mir einen runterhole.
Ich: OH GOTT! SPINNST DU TOTAL? RUF MICH NIE MEHR AN!!!
    Danach schaltete ich mein Handy aus.

Mission einer Putzfrau
    I ch erzähle meine Erlebnisse nicht, weil ich schockieren will. Ich bin keine Freundin von Übertreibung und Dramatisierung. Es geht mir vielmehr darum, die Realität darzustellen, wie sie ist.
    Und nicht, wie wir sie gerne hätten.
     
    Denn das ist eben das Privileg der Putzfrau: Wir schauen hinter die Kulissen. In dunkle Ecken. Unter die Betten. Menschen lassen uns ganz nah heran. In ihre privaten Räume. Wo sonst niemand hineindarf. Uns macht auf Dauer keiner etwas vor.
     
    Wir Putzfrauen sind mehr als Dienstmädchen, wir sind Zeuginnen und Hüterinnen der Wahrheit.
     
    Und die möchte ich erzählen.
     
    Einmal Licht ins Dunkle bringen. Die Tür zum Privaten aufmachen. Ich möchte damit auf die oft schwierige Situation meiner Kolleginnen hinweisen. Was ich berichte, erleben wir alle in der einen oder anderen Form.
    Es ist kein Zuckerschlecken als Putzfrau – und zusätzlich noch als Ausländerin. Meine Hoffnung ist es, dass der Umgang zwischen Putzfrau und Dienstherrin besser wird. Menschlicher.
     
    Außerdem möchte ich meine Leserinnen und Leser entlasten.
    Ich finde nämlich, dass es einen sehr entspannt, wenn man die Wahrheit hinter der Fassade sehen darf.
    Denn wie oft meinen wir, so perfekt wie unsere Freunde, Verwandten, Nachbarn oder Kollegen können wir gar nicht sein. So eine tolle Familie, so wunderbare Kinder, so einen treuen Ehemann, so viel Erfolg im Beruf, so viel Geld, so viel Glück …
    Aber glauben Sie mir, hinter der Fassade klafft oft derselbe Abgrund wie bei uns allen.
    Dieselben Ängste, derselbe Streit. Dunkle Begierden, Makel und Brüche.
    Das zu wissen entlastet.
    Wenn ich mal wieder mit meinem Mann
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