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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten
Autoren: Justyna Polanska
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Arbeit, bei der man am Ende belohnt wird, weil man sieht, was man gemacht hat – wenn die Sicht wieder richtig klar ist.
     
    Nachdem ich also schon fast die ganze Wohnung auf Vordermann gebracht und gebügelt hatte, waren zum Schluss noch die Küchenfenster dran.
     
    In der großen Wohnküche saßen gerade die Mutter und ihre beiden Söhne, 9 und 12, mit der Oma.
    Weil es so heiß war, dass man sich kaum bewegen konnte, ohne in Schweiß auszubrechen, bereitete die Mutter kühle Getränke. Sie nahm Eiswürfel aus dem Kühlfach, zerdrückte Limetten in einem Glaskrug und füllte ihn mit Limonade auf.
    Ich fand das sehr fürsorglich und freute mich auf die kühle Erfrischung. Ich konnte die Limetten schon förmlich schmecken, während ich mit meinem Mikrofasertuch das Fenster polierte.
    Der Schweiß rann mir in Strömen die Arme hinab und tropfte auf den gefliesten Küchenboden.
    »Macht nichts«, dachte ich, »da wische ich nachher noch mal drüber.«
    Noch eine Scheibe, dann konnte ich endlich etwas trinken.
    Die Mutter nahm Gläser aus dem Küchenschrank.
    Jeder bekam eines.
     
    Es waren vier.
     
    Nachdem Mutter, Kinder und Oma ausgetrunken hatten, war der Krug leer und die Küche schnell verlassen.
    Auf ihrem Weg zur Schattenterrasse flötete mir die Mutter noch über die Schulter zu:
     
    »Und den Krug können Sie in die Spülmaschine stellen! Sie sind ein Engel! Dankeeeeeeee!«
     
    Danke auch!
     
    Nein, schon klar: Putzfrauen haben keinen Durst, und auch sonst keine Bedürfnisse, sie sind Putzautomaten …
     
    Wo lernt man so was?

Wie groß ist Ihr Busen?
    M eistens melden sich auf meine Anzeigen Frauen. Der Grund ist sicher, dass es immer noch Sache der Frau ist, den Haushalt zu schmeißen.
    Da können die Emanzipierten sagen, was sie wollen. Selbst, wenn bei einem Paar beide arbeiten gehen, ist die Frau diejenige, die mich »managt«.
    Meine Auftraggeber sind fast immer die Frauen des Hauses.
     
    Aber manchmal rufen auch Männer an. Nur geht es dann in der Regel um etwas anderes:
Handy klingelt
Ich: Hallo?
Er: Wer ist da?
Ich: Ja, Sie müssen sich vorstellen. Sie haben doch angerufen.
Er: Sie haben eine Annonce in der Zeitung wegen einer Putzstelle?
Ich: Ja, stimmt. Haben Sie eine zu vergeben?
Er: Eventuell. Wie alt sind Sie denn?
Ich: 31.
Er: Und woher kommen Sie?
Ich: Aus Polen; aber ich lebe schon über zehn Jahre in Deutschland.
Er: Klasse. Sie sind verheiratet?
Ich: Ja. Warum?
Er: Ich bin auch verheiratet.
Ich: Aha.
Er: Welche Unterwäsche tragen Sie?
Ich: Wie?
Er: Rot? Ich fände es toll, wenn Sie rote Unterwäsche tragen würden …
Ich: ICH SUCHE KEINE FICKSTELLE, SONDERN EINE PUTZSTELLE!!!
Er: Ich bezahle auch gut!
Ich: Perverser Idiot!
Ich lege auf.
    Man muss nicht meinen, so etwas wäre erfunden. Mindestens jeder zehnte Anruf läuft so ab.
    Anscheinend ist die verheiratete Putzfrau in roter Unterwäsche ein Fetisch-Traum, den sich einige Männer gerne für zehn Euro die Stunde erfüllen würden.
     
    Noch billiger geht es als Telefonsex:
Handy klingelt
Ich: Hallo?
Er: mmmmhhhhmmmmjaaaaaaaaa!
Ich: Hallooooo?
Er: ah, ah, ah, hmmmmmm, mmmmhhhhhmmm!
Ich: HALLO?!
Er: mmmgggnnnmmmmmAAAAAHHHHHH!
Ich: HAST DU SIE NOCH ALLE?!
Ich lege auf.
    Mehr fällt mir dazu nicht ein. Ich versuche das mit Gelassenheit und Humor zu nehmen. So ist es eben.
    Aber wenn mir Frauen auffällig betont erzählen, dass ihre Männer ja immer ach so treu sind und sie sich blind auf sie verlassen können, kommen mir die notgeilen Anrufer ins Gedächtnis, und ich denke: »Die Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen, meine Liebe.«
     
    Die Fassade sieht mitunter fleckenlos aus, aber dahinter klebt nicht selten Sperma an der Wand …
     
    Wie bei Frank aus Kassel.
     
    Ich hatte vor kurzem eine Anzeige in die Zeitung gesetzt, weil ich zwei meiner Putzstellen an meine Schwester abgegeben hatte. Die putzt auch wie meine Mutter und ich.
    Für die Kundenakquise bin ich in der Familie zuständig.
     
    Folgerichtig riefen am nächsten Tag ein paar potenzielle Auftraggeber an. Unter anderem auch ein Herr, der sich als »Frank aus Kassel« vorstellte und auf Anhieb sehr nett klang:
Ich: Hallo, Frank.
Er: Ich interessiere mich für Sie als Putzfrau.
Ich: Aha, freut mich.
Er: Ich bin oft auf Montage in Wiesbaden-Biebrich und brauche für meine Wohnung dort jemanden zum Putzen. Zu Hause putzt meine Frau, aber die ist ja nicht dabei … hahaha.
Ich: Wie groß ist denn die Wohnung?
Er: Zwei Zimmer nur – nicht so groß.
Ich:
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