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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)
Autoren: Reimund J. Dierichs
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in Begleitung dieser Sylvie Bertold auf. Nun bestand für mich die Schwierigkeit darin, meinem Vater zu folgen und gleichzeitig darauf zu achten, nicht von meiner Mutter gesehen zu werden. Nach dem Kinobesuch rief ich ihn auf seinem Mobiltelefon an und teilte ihm mit, dass ich mich mit ihm über meine Halbschwester unterhalten wolle und er sich besser sofort mit mir treffen solle, weil ich andernfalls meine Mutter davon in Kenntnis setzen werde.
    Wir verabredeten uns im Sarong in der Nähe des Stadtgartens. Ich hatte ein Barbiturat bei mir, dass ich ihm, sollte sich ein geeigneter Moment ergeben, in sein Getränk mischen wollte. Zunächst einmal unterhielten wir uns aber. Er gestand mir, seine Vatergefühle neu entdeckt zu haben, nun, da er älter und reifer sei und dass es ihm leid tue, sich all die Jahre nicht genügend um mich gekümmert zu haben. Dieser miese Heuchler. Ich glaubte ihm natürlich kein Wort. Endlich suchte er die Toilette auf, wie ich gehofft hatte. Ich mischte das Barbiturat unter sein Bier, von dem er aber nur wenige Schlucke trank, weil es ihm nicht schmeckte. Bald darauf trennten wir uns.
    Hätte mein Plan funktioniert, wäre er wahrscheinlich an einem akuten Atemstillstand gestorben und niemand hätte eine Fremdeinwirkung vermutet. Bei der geringen Dosierung aber wusste ich die Folgen nicht abzuschätzen und folgte ihm in der Hoffnung, dass er vor Müdigkeit umfallen und erfrieren würde. Das wäre mir ebenso recht gewesen.
    Er ging schleppend, schaffte es aber bis zum Mediapark, den er, von Westen her kommend, betrat. An dem kleinen Seerosenteich angekommen, machte er einen Schlenker und setzte sich dort auf die Bank, aber er schlief nicht ein, sondern blieb einfach sitzen und atmete schwer. Dann sah ich die Steine, die als Wegmarkierung dienten. Es gab riesige und solche, die sich anheben ließen. Ich nahm einen von ihnen, näherte mich meinem Vater, ohne dass er es merkte und schlug ihm den Stein über den Schädel. Er fiel von der Bank und blieb regungslos liegen, aber ich gab ihm noch einen Hieb.“
    Stefanie Burghausen wirkte erschöpft. Es kam Leng so vor, als ob sie den Stein noch einmal angehoben und unter Auf-wendung all ihrer Kräfte zugeschlagen hätte.
    „Sollen wir eine Pause einlegen?“ fragte er sie vorsichtig.
    „Nein, ich möchte es jetzt zu Ende bringen, aber ich würde gerne noch einen Kaffee trinken.“
    Sie warteten, bis Maria ihr die Tasse gebracht und sie einen Schluck getrunken hatte.
    „Was geschah dann?“ wollte Leng wissen.
    „Ich fuhr zurück nach Münster, wo ich mitten in der Nacht ankam. Erst als ich im Bett lag, wurde mir wirklich klar, was ich getan hatte. Außerdem ging mir durch den Kopf, dass bei den Nachforschungen der Polizei auch meine Mutter in Verdacht geraten könnte. Schließlich war sie in der Nähe des Tatortes.“
    „Hat Sie das beunruhigt?“ fragte Leng.
    „Nein, überhaupt nicht. Wenn Sie an meiner Stelle verhaftet worden wäre, hätte ich keinen Finger gerührt.“
    „Warum aber Alexander Seamus, von dem sie behaupten, ihn geliebt zu haben?“
    „Alexander.“ Sie bekam einen verklärten Gesichtsausdruck, einen, den wir alle kennen und den wir immer dann aufsetzen, wenn wir uns an die schönen Momente im Leben erinnern unter Auslassung all der bedrückenden und schmerzhaften.
    „Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich achtzehn war, als sich meine Gefühle ihm gegenüber änderten; vorher betrachtete ich ihn als Freund, aber auf einmal wollte ich ihn für mich. Ich wollte ihn nicht mit jemandem teilen müssen, auch nicht mit meinem Bruder, der mich schon von meinem Vater getrennt hatte. Viel zu spät erkan nte ich, dass nicht ich die Entscheidung treffen konnte, ob ich teilen wollte oder nicht, sondern die beiden in ihrer Verliebtheit und dem Wunsch nach ständiger Nähe, längst beschlossen hatten, alle anderen auszuschließen. Je mehr sich meine Liebe für Alexander entwickelte, umso mehr wuchs auch der Hass auf meinen Bruder.
    Nach dem Tod meines Bruders sahen Alexander und ich uns einige Monate nicht, dann nahm er Kontakt zu mir auf. Wir waren sogar für einige Wochen ein Paar. Das mag seltsam klingen, und ich hätte mich damals fragen sollen, wieso er sich auf einmal für mich interessierte; aber wer Fragen stellt, bekommt Antworten. Ich wollte aber einfach nur glücklich sein.“
    „Warum glauben Sie, hat er sich um Sie bemüht?“ fragte Leng.
    „Ich denke nicht, dass er das wirklich getan hat. Er war nicht an mir
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