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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans
Autoren: Markus Heitz
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palestanischen Schiff, bis es von den Seeräubern versenkt wurde, deshalb verstehe ich euch. Aber sonst gibt es nur wenige, die das Ulldart beherrschen. Ihr werdet also lernen müssen.«
    »Und wenn wir gar nicht bleiben wollen?«, fragte die kleine Schicksalsleserin ein wenig trotzig.
    Blafjoll lachte wieder. »Wenn ihr ein Schiff findet, das euch nach Ulldart bringt, nur zu. Aber in der Zeit der Winterstürme wird sich niemand finden, der für Fremde sein Leben aufs Spiel setzt. Und nach Rogogard segelt niemand. Wir sind auf die Seeräuber nicht gut zu sprechen. Wir reden später, ich muss helfen.«
    Die Frauen kamen an Bord, noch immer prusteten und lachten sie, wenn sie zu Matuc sahen. Demonstrativ zog er sich die Stola fester um den ergrauenden Kopf und zupfte am Rocksaum.
    Mit vereinten Kräften reichten die Frauen kindgroße, massive Holzräder hinaus, die nach und nach an kleinen Halterungen am Rumpf der großen Boote mit Splinten befestigt wurden.
    »Was wird das denn?«, staunte Fatja und lugte über die Bordwand, um das Treiben der Männer zu beobachten.
    »Der Wind steht günstig, also können wir uns das Rudern ersparen«, erklärte der Walfänger, während sich in den Booten plötzlich Mäste erhoben, die aus Rudern zusammengesteckt worden waren. Am Bug befestigten Helfer eine Lenkachse, die mittels zweier Seile bedient wurde. »Alle an Bord, und los geht’s!«
    Blafjoll sprang ins Boot, eine Rahe samt gesetztem Segel surrte am Mast in die Höhe, und das Gefährt setzte sich in Bewegung. Zunächst rollte es langsam an, aber die Böen frischten zunehmend auf, und immer schneller schoss das zum Fahrzeug umfunktionierte Boot über den Sandstrand.
    Die Schicksalsleserin jauchzte, als ihr der Fahrtwind um die Nase wehte. Matuc zog seine behelfsmäßige Mütze fester um den Kopf. Auch er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, dafür machte die Fahrt zu viel Spaß.
    »Wie seid ihr denn auf diesen praktischen Einfall gekommen?«, wollte der Mönch von Blafjoll wissen und musste seine Stimme erheben, damit sie das Knattern der vom Wind gefüllten Leinwand übertönte.
    »Was auf dem Meer funktioniert, gelingt auch auf der Erde, wenn man es ein bisschen anpasst«, führte der Walfänger nicht weniger leise aus. »Das Prinzip des Segelns ist das Gleiche. Wir haben diese Boote in verschiedenen Größen, auch unsere Milizen nutzen sie, um schneller entlang der Küste vorwärts zu kommen. Es gibt sie auch ohne diese Bootform, nur als ein paar zusammengezimmerte Holzverstrebungen, die mit Drachen gezogen werden. Aber das ist nur etwas für Wahnsinnige. Viel zu schnell. Es gibt bei den Rennen immer wieder Tote und Verletzte.« Blafjoll zeigte nach vorne, wo sich die Umrisse einer Stadt zeigten. »Da ist Bardhasdronda.«
    Matuc wurde, je näher die Stadt rückte, bewusst, dass er nicht die leiseste Ahnung von der Kultur Kalisstrons hatte. Sicher, es gab irgendwann einmal Kontore der Palestaner und Agarsiener, aber wirklich um diesen Kontinent gekümmert hatte sich der Mönch noch nie. Er wusste nicht einmal, ob die Menschen von Königen regiert wurden oder welche Herrschaftsform es sonst womöglich gab.
    Sogleich löcherte er den Walfänger, doch der schien seiner Aufgabe als Fremdenführer überdrüssig geworden zu sein und verwies ihn nur noch an das Stadtoberhaupt. Mit dem sollte Matuc alles bereden.
    Die Rahen mit den Segeln polterten vor den Toren, die zum Hafen führten, zu Boden, augenblicklich verringerte sich die Geschwindigkeit. Geschickt manövrierten die Lenker die Fahrzeuge so, dass sie in einer Reihe vor dem breiten Durchgang standen.
    Blafjoll sprang aus dem Boot und trabte zu den Wachen die am Tor standen, und erklärte ihnen die Lage. Dann winkte er ihnen zu. Die Männer und Frauen halfen den Fremden, die Gefährte zu verlassen.
    Als Matuc das Grinsen der Wachen sah, als sie bemerkten, dass er Frauenkleider trug, wurde er schon wieder rot wie ein gekochter Krebs. »Kann mir denn niemand hier passende Sachen ausleihen?«, fragte er leise und sah den Walfänger bittend an. Doch Blafjoll ging darauf nicht ein.
    Er verschwand kurz in der Menge und kehrte mit einem Schubkarren zurück, in den er den Mönch scheuchte, damit er nicht mit der Planke unter der Achsel bis zum Bürgermeisterhaus humpeln musste, sondern sich schonen konnte. Außerdem brachte er einen Lederschlauch mit Ziegenmilch mit. Fatja konnte ihren kleinen Bruder unterwegs mit der lebensnotwendigen Flüssigkeit versorgen. Gierig machte sich
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