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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans
Autoren: Markus Heitz
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kleine Kate an der äußersten Stadtmauer, die wir an Tagelöhner verleihen. Dort werde ich euch drei vorerst unterbringen. Es ist nichts Großes, aber die Hütte ist sauber. Wenn ihr aber länger in Bardhasdronda bleiben möchtet, werdet ihr euch eine Tätigkeit suchen müssen. Und die Sprache lernen. Nur wenige sprechen Ulldart. Wir haben mit den Händlern keine guten Erfahrungen gemacht, deshalb wundert euch nicht, wenn nicht alle Bürger zunächst freundlich auf euch reagieren.«
    »Ich kann euch unterrichten«, sagte Tjalpali begeistert. »Kalisstronisch ist nicht besonders schwer, und innerhalb weniger Wochen werdet ihr das Wichtigste sprechen können. Zum Schreiben kommen wir später.« Sie schenkte die Tassen voll. »Endlich habe ich auch mal wieder eine Aufgabe«, strahlte sie. »Und ich werde euch alles über das Land erklären, was ihr wissen wollt.«
    »Wissen müsst«, verbesserte ihr Gatte. »Es gibt Regeln, die ihr noch nicht kennt. Sie zu befolgen, erleichtert das Leben in der Stadt.«
    »Ihr geht davon aus, dass wir länger bleiben, nicht wahr?«, erkundigte sich Matuc.
    »Es wird euch nichts anderes übrig bleiben.« Der Bürgermeister saugte an dem Mundstück der Pfeife. Doch sie war erloschen. Der Mönch reichte ihm einen glimmenden Span vom Kamin herüber. »Das Meer wird unbefahrbar. Kein Schiff kann innerhalb der kommenden vier Monate große Strecken zurücklegen. Ich empfehle euch daher, in Bardhasdronda zu bleiben. Ihr dürft aber auch gerne weiterziehen.«
    »Mit dem Neugeborenen?« Fatja schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Mein kleiner Bruder könnte sich erkälten. Er ist ohnehin sehr schwach.«
    »Darf ich das Kind mal sehen?« Die Cerêlerin streckte die Arme aus. »Ein wenig Heilkraft hat noch keinem Säugling geschadet.« Zögernd übergab das Mädchen den schlafenden, gesättigten Jungen an Tjalpali.
    Ein grünes Leuchten ging von den Händen der Frau aus und kroch vorsichtig über den Neugeborenen. Dann veränderte sich das Strahlen, flackerte und wurde teilweise blau. Das cerêlische Schimmern stob wie erschrocken auseinander und löste sich auf.
    Alle starrten schweigend auf den friedlich schlummernden Jungen, der das Wunder anscheinend verursacht hatte.
    »Was«, sagte Tjalpali nach einer Weile benommen und reichte das Kind an Fatja zurück, »war das? Was hat er gemacht?«
    Ihr Gatte wirkte nachdenklich und betrachtete den Knaben. Die Borasgotanerin drückte ihn beschützend an sich, als fürchtete sie, dass Kalfaffel ihm etwas antun könnte.
    »Was immer es war«, begann der Bürgermeister nach einer Weile, »es wird unser Geheimnis bleiben. Blafjoll, du schweigst ebenfalls. Aber ich sage dir, Matuc, gib gut auf das Kind Acht. Es scheint etwas Besonderes zu sein. Und ich weiß noch nicht, ob das gut oder schlecht ist.« Hastig zog er an der Pfeife, um den Tabakdunst einzuatmen.
    »Soll ich sie zur Hütte bringen?«, fragte der Walfänger etwas unsicher. Die grünen Augen huschten von einer Person zu anderen. »Bevor das Schneetreiben noch dichter wird, meine ich.«
    »Ja, mach das.« Der Bürgermeister war vor lauter Rauch fast nicht mehr zu sehen. »Ich schicke im Laufe des Tages einen Schneider bei euch vorbei. Er wird Sachen mitbringen, damit du endlich aus den Weibersachen schlüpfen kannst. Und nun entschuldigt mich, ich muss noch ein paar Dokumente durchsehen.«
    Kalfaffel stand auf und watschelte in dem den Cerêlern eigenen Gang hinaus. Seine Gattin warf dem Neugeborenen einen irritierten Blick zu, dann nickte sie in die Runde und verschwand ebenfalls. Bald hörten die drei eine leise geführte Unterhaltung auf Kalisstronisch. Matuc ahnte, dass es um das Ereignis von eben ging.
    Blafjoll zog sich die Kapuze über und schritt zum Ausgang. »Machen wir uns auf den Weg, damit ich euch Unterwegs noch ein paar Sachen kaufen und noch schnell Feuer im Ofen anzünden kann. Der Schnee wird so rasch nicht mehr aufhören. Und die Nächte sind kalt.«
    Wieder ging es durch die Gassen und Tore, mit Matuc im Schubkarren, während Fatja übermütig durch das Wintertreiben hüpfte. Dem Kind an ihrem Bauch schien das nichts auszumachen.
    Mit der Hilfe des Walfängers erstanden sie eine Krücke, Windeln, Milch und andere Nahrungsmittel, um am ersten Abend in der Fremde nicht hungrig ins Bett zu müssen.
    Die Kate, vor der Blafjoll den Schubkarren absetzte, war nicht abgeschlossen und bot genügend Platz. Im Unteren Bereich befand sich ein großer Raum mit einer Küche. Über eine
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