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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans
Autoren: Markus Heitz
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Ihr das gerecht, was sich ein paar Meilen von hier ereignet hat? Und warum hat Euch Euer Gott nicht beigestanden, wenn Ihr doch für das Gute siegen wolltet?« Er schlug ungezielt nach Hetrál, die Wucht riss ihn nach vorne und ließ ihn stolpern. »Wo war Euer Gott?«, spie er ihn an. »Ich wollte euch gehen lassen, und ihr Wahnsinnigen rennt gegen meine Soldaten an, die nur darauf gewartet haben, das Blut fließen zu lassen.« Der Kabcar lehnte sich an eine Säule. »Ich habe Euch das Leben geschenkt. Wie ein Gott. Und Ihr hattet nichts Besseres damit zu tun, als es wegzuwerfen.« Das Blau seiner Augen bekam einen starren Ausdruck. »Ich bin das Gute. Sonst wäre ich heute der Unterlegene gewesen, oder?« Der Turît sprang vor und stieß zu, geistesgegenwärtig parierte Lodrik den Stich und packte den Schwertarm des Mannes. »Oder?«, schrie er ihm ins Gesicht. »Und wenn ich nicht das Gute bin, warum bin ich nicht vernichtet worden?«
    Hetrál rammte dem jungen Kabcar die Schulter ins Gesicht.
    Lodrik taumelte gegen den Pfeiler, Blut sickerte ihm aus Mund und Nase. Augenblicklich setzte der Kämpfer nach, die Opfer der Verbotenen Stadt und des Gemetzels vor wenigen Stunden in bester Erinnerung. Den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet, hieb er mit beiden Händen zu.
    Lodriks Rechte vollführte eine knappe Geste. Dunkelblaue Energieströme entwichen aus den Fingerspitzen und trafen den Turîten mitten auf die Brust. Die magische Kraft hob ihn empor und schleuderte ihn zwanzig Fuß durch den Raum, bevor er schwer zu Boden stürzte. Kleine Blitze umspielten seinen Leib, bevor sie sich in die gestampfte Erde entluden. Die getroffene Körperstelle qualmte, die Kleidung war verbrannt, die Haut darunter schlug Blasen.
    »Wenn Ulldrael mich als das Böse sieht, warum verliert Ihr gegen mich?«, fragte der Kabcar düster. »Ihr seid gegen den Falschen geritten. Ihr seid Einflüsterun­gen eines falschen Gottes erlegen.« In einer Mischung aus Verzweiflung und Wut schleuderte er das Henkersschwert von sich. »Ulldrael der Ungerechte, nicht wahr? Das denkt Ihr doch gerade?«
    Hetrál stemmte sich auf die Beine, sein Gesicht war vor Schmerzen verzerrt. Er konnte nicht gegen ihn gewinnen, erkannte er resigniert und suchte nach einem Ausgang. Nicht so, nicht hier.
    Die Verbrennungen ließen ihn beinahe keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es schien ihm, als würden sich die Strahlen in seinem Körper weiterfressen. Der Meisterschütze schüttelte den Kopf und wankte auf ein Fenster zu.
    »Flucht, Meister Hetrál?«, rief Lodrik voller Hohn. »Habt Ihr Euren Fehler eingesehen? Dann stellt Euch auf meine Seite.« Der junge Herrscher schwankte auf ihn zu, und so etwas wie Hoffnung legte sich auf das Gesicht. »Bitte, Meister Hetrál. Ich bin doch derjenige, der im Recht ist, nicht die anderen. Ich kann Euch die Taten in der Verbotenen Stadt verzeihen. Bleibt bei mir und helft mir, die anderen zu überzeugen.« Lodrik streckte die Hand aus, die rot geäderten Augen sahen ihn bittend an.
    Der Turît drückte das Fenster auf, um die große Halle zu verlassen, bevor die Leibwächter des Kabcar erschienen. Er spie Lodrik vor die Füße und lief hinaus in die schützende Nacht.
    Mit einem Schrei zog der Kabcar die Pistolen aus dem Gürtel und feuerte sie ab. Krachend zündete das Pulver und schickte Hetrál die Bleikugeln hinterher. In dem Moment stürmten die Wachen in die Große Halle und machten sich auf den Wink ihres Herrn an die Verfolgung des Attentäters. Wie weiße Wattebäusche standen die Qualmwolken im Saal, bevor der Nachtwind sie auflöste.
    Bedienstete brachten Fackeln in den riesigen Saal, während der junge Herrscher zurück zu seinem Sessel wankte. Die Schusswaffen klemmte er umständlich in das Polster.
    Mortva Nesreca und Osbin Leod Varèsz erschienen, sein Vetter in Uniform, sein Stratege mit der gespaltenen Unterlippe in voller Rüstung und mit neuen, noch blutigen Trophäen am Helm. In ihrem Gefolge befanden sich zahlreiche Krieger sowie ein Dutzend Gefangene, darunter erschöpfte Kämpfer, die recht teure Kleidung trugen.
    »Hoher Herr.« Sein Konsultant verneigte sich zur Begrüßung. Dabei fiel sein Blick auf die vier leeren Weinflaschen. »Habe ich eben Schüsse gehört?«
    »Nicht so wichtig«, wiegelte der Kabcar ab, sein Ellenbogen rutschte von der Lehne, und unbeholfen richtete er sich wieder auf. Ein Rülpsen entwich ihm. »Ein alter Bekannter, der mich umbringen wollte. Aber ich habe ihn in die Flucht
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