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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans
Autoren: Markus Heitz
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schmale Stiege kletterte Fatja nach oben in die Schlafräume. Der Walfänger setzte den Mönch vor dem Ofen ab und entzündete ein wärmendes Feuer.
    Matuc beobachtete ihn. »Ich danke Euch für Eure Sorge, Blafjoll.« Ein wenig unglücklich legte er die Hände in den Schoß. »Ich hoffe, wir können es eines Tages zurückzahlen.«
    Der Kalisstri grinste und rieb sich durch den Bart. »Ich bin mir sicher, dass ihr das könnt. Und wenn es nur Geschichten aus Ulldart sind. Wir lieben Märchen und Erzählungen.«
    »Darin bin ich sehr gut«, rief die Borasgotanerin von oben herunter. »Ich kenne so viele Legenden, dass ein Winter nicht ausreicht, sie alle zu erzählen.«
    Er rieb sich die Hände an seiner Jacke ab und schritt zur Tür. »Ich gehe morgen zum Bürgermeister und sehe gleich im Anschluss bei euch dreien nach dem Rechten. Kalisstra sei mit euch.« Der Walfänger verschwand hinaus, ein paar vorwitzige Schneeflocken flogen in das Häuschen und schmolzen, als sie in die Nähe des Ofens kamen.
    Die Schicksalsleserin kehrte mit einem Korb zurück, den sie wohl in den Unterkünften gefunden hatte. Sorgsam legte sie ihn mit Stoff aus und bettete den Knaben darin. »Wie winzig mein kleiner Bruder ist«, sagte sie zärtlich, als dessen Händchen sich in einem Reflex um ihren Zeigefinger schlossen. »Er hat noch keinen Namen.«
    Verblüfft sah Matuc sie an. »Bei Ulldrael dem Gerechten! Das ging in diesem ganzen Durcheinander vollkommen verloren.« Er schaute vorsichtig in die improvisierte Wiege. »Wie wäre es mit … Lorin?«
    Fatja hielt den Trinkschlauch mit der Ziegenmilch bereit, der Säugling gab erste Geräusche von sich, um seinen Durst zu melden. »Wie kommst du darauf?«
    »Es ist eine Mischung aus den Namen seiner Eltern«, erklärte der Geistliche.
    »Er gefällt mir«, meinte das Mädchen. »Das lassen wir uns gefallen, nicht wahr, kleiner Bruder?«
    Matuc nahm die Krücke und hüpfte zum Fenster. Durch den Kitt spürte er den eiskalten Windhauch, draußen wirbelten die weißen Flocken unaufhörlich zu Boden. Knöchelhoch lag der Schnee bereits auf dem Kopfsteinpflaster, die Menschen hatten die Kapuzen ihrer Mäntel und Jacken übergestülpt, um sich gegen die frostige Pracht zu schützen. Niemand nahm Notiz davon, dass hinter dem Fenster der Kate Licht brannte.
    Er seufzte. Wie es wohl den anderen erging? Ulldrael möge verhindern, dass sie tot in der See trieben. Wenn sie Ulldart retten wollten, brauchten sie alle.
    »Wir lange bleiben wir wohl in Kalisstron?«, verlangte das Mädchen in seinem Rücken zu wissen, als habe es seine Gedanken gelesen.
    Tief atmete der Geistliche ein. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Der Gerechte wird uns helfen. Wir sind sicher hier, das ist ein großer Vorteil. Und ich möchte nicht eher von hier weg, bis wir Norinas Schicksal erkundet haben. Der Junge braucht seine Mutter, und auch in deiner Vision spielte Norina eine wichtige Rolle. Vielleicht möchte Ulldrael, dass ich seine Worte auf dem Kontinent verbreite.«
    »Und uns die Bewohner dafür mit Schlägen aus der Stadt treiben?«, unterbrach ihn die Schicksalsleserin. »Das wirst du schön bleiben lassen. Wohin sollen wir denn?«
    Matuc schwieg und verschränkte die Arme vor der Brust. Um ein Haar hätte er das Gleichgewicht verloren, und eilig hielt er sich am Fensterrahmen fest. »Keine Angst, Fatja. Ich werde die Kalisstri nicht verärgern. Es ist nichts Schlechtes, den Namen des Gerechten zu verkünden, während wir auf der Suche nach unseren Freunden sind. Und den göttlichen Beistand haben wir allemal nötig.«
    »Vielleicht macht es mehr Sinn, wenn wir uns an Kalisstra wenden?«, warf sie vorsichtig ein. »Immerhin ist das der Kontinent, den sie schuf.«
    »Ich nicht«, sagte der Mönch hart. »Du kannst die Bleiche Göttin gerne verehren, aber ich halte Ulldrael die Treue, wie er sie mir gehalten hat und halten wird.«
    »Ist ja gut«, beschwichtigte das Mädchen. »Es wird ausreichen, wenn ich an den Heiligtümern Kalisstras bete. Und so hat mein kleiner Bruder wenigstens eine Person, die sich um ihn kümmert, wenn die Menschen dich aus Wut zurück ins Meer geworfen haben. Und jetzt komm her. Ich zeige dir, wie man eine Windel wechselt.«
    Gehorsam kehrte der Mann zurück, froh darüber, dass der Gegenstand der Unterhaltung ein anderer war.
    »Was hatte das vorhin zu bedeuten? Dieses blaue Schimmern?« Fatja machte sich an Lorins Unterwäsche zu schaffen. »Bah, das riecht ja zum Übergeben!« Sie
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