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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans
Autoren: Markus Heitz
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Konsultant verdutzt und wandte sich ihr zu. »Wo in aller Welt hast du gesteckt? Wegen dir kommen unsere Pläne ins Stocken.«
    »Etwas mehr Freude wäre angebracht«, erwiderte sie und nahm eine Hand vom Rücken, in der sie eine aldoreelische Klinge hielt. Griff und Hülle schimmerten noch feucht vom frischen Blut, das daran haftete. »Ich habe ein Geschenk dabei. Ein neureicher Adliger in Serînka hatte keine Verwendung mehr für die Waffe, nachdem er gestorben war.«
    »Feinsinniger Humor? Von dir?« Mortva nahm das Schwert an sich und platzierte es bei den anderen. »Es sind viele Fragen offen geblieben, seitdem du verschwunden bist. Was ist mit den anderen, dieser Miklanowo? Dass ihr sie versenkt habt, kann ich mir denken.«
    »Die Brojakin gebar auf See ein Kind, bevor ich sie in die Fluten schickte, zusammen mit ihren Freunden.« Das Wesen in Gestalt einer Frau behielt ein ausdrucksloses Gesicht bei. »Es gelang dem Rogogarder durch eine List, mich auf den Grund des Meeres zu schicken. Er hat als Einziger überlebt.«
    »Aha, da haben wir die Lösung«, meinte der Konsultant. »Der arme Hemeròc hat den ganzen Kontinent und andere Orte nach dir abgesucht.« Lauernd schaute er auf die bleichen Züge. »Ich hatte zunächst den Verdacht, du wärst abtrünnig geworden.«
    »Niemals«, sagte sie tonlos. »Ich brauchte eine Weile, um mir ein Schiff zu nehmen, das mich von Kalisstron nach Ulldart brachte.«
    »In der Tat, der Rogogarder lebt. Aber was soll’s. Ein stinkender Pirat wird uns nicht aufhalten. Solange nur Norina und dieses Balg tot sind.« Mortva blickte auf seine roten Fingerspitzen. »Wir hatten Verluste. Varèsz ist endgültig bei Tzulan. Da Hemeròc nicht in der Lage war, diesem Hetrál seine verwunschene Waffe abzunehmen, bekam sie der Stratege in den Leib oder sonst wo hin. Äußerst schade. Ersatz zu finden wird nicht einfach. Die Staatenbündler werden vor Freude wahrscheinlich ohnmächtig.«
    »Wie lauten die nächsten Anweisungen?«, erkundigte sich Paktaï.
    »Da diese Klingen die einzigen Waffen sind, die uns gefährlich werden können, sollten wir alles daran setzen, sie weiterhin einzusammeln«, meinte der Konsultant. »Kümmere dich zunächst um die Klingen, die nicht im Besitz der Hohen Schwerter sind, ich will sie mir bis zum Schluss aufheben. Der Orden steht noch zu hoch in der Gunst des Hohen Herrn, das muss ich erst ändern. Danach darf Hemeròc sich auch meinetwegen an diesem Nerestro von Kuraschka ausleben.«
    Die Zweite Göttin verneigte sich knapp und verschmolz in den Schatten. Ein letztes Glühen der roten Augen, und sie war verschwunden.
    Mortva warf einen letzten Blick auf die Sammlung der besonderen Hiebwaffen, dann schloss er den Schrank. Als er seine Hand auf die Klinke legte, fiel ihm auf, dass die Tür einen winzigen Spalt offen stand. Hatte Paktaï tatsächlich die Tür benutzt? Sie lernte allmählich.
    Gut gelaunt verließ er seine Unterkunft und schlenderte, eine Melodie summend, in Richtung der Zimmer der Kabcara, um seinen Pflichten als Liebhaber nachzukommen.
    Ein paar braune Augen verfolgten seine Schritte aus dem Schutz eines Vorhangs, der vor dem großen Seitenfenster des Flures hing, bis der Mann um die Ecke des Korridors gegangen war. Dann huschte ein kleiner Schatten aus dem Versteck und rannte aufgeregt in die andere Richtung davon.

EPILOG
    Kontinent Kalisstron, Jökolmur, Winter 457/58 n.S.
    Torben verzog das Gesicht, als er an dem Becher nippte. »Und das soll besser als Branntwein sein?«, fragte er den Wirt irritiert. »Hört zu, ich bin gewiss ein freundlicher Mensch, aber das hier ist eine sudelige Kräuterbrühe, die nicht einmal ein Verdurstender saufen würde.« Er hielt ihm das Gefäß fassungslos unter die Nase. »Da, riecht. Nicht einmal vergoren.«
    Varla packte den Freibeuter am Arm und drückte ihn als Warnzeichen zusammen. Die grünen Augen des Kalisstronen verengten sich gefährlich.
    »Wir nehmen keinen Alkohol zu uns, Fremder«, kam die Belehrung kühl. »Die Bleiche Göttin verabscheut ihn. Wir trinken höchstens Njoss.«
    »Ach ja?«, begehrte der Rogogarder auf. Die geflochtenen Bartsträhnen mit den bunten Perlen und den schwarzen Eisenringen wippten vor und zurück. »Dann will ich Euch mal was erzählen über die Bleiche Göttin …«
    »… die gütig ist und selbst von so polternden Kerlen wie ihm mit dem gebührenden Respekt verehrt wird«, ergänzte die Tarvinin schnell und strahlten den Wirt an. Sie hatte ihm Gegensatz zu ihrem
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