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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans
Autoren: Markus Heitz
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regieren. Und zwar wie ein Herrscher. Ein harter Herrscher.«
    »Nein, das ist nicht meine Aufgabe, auch wenn mich Euer Wunsch ehrt«, gab Mortva zurück. »Aber wenn Euer Vater eines Tages stirbt, werdet Ihr an seine Stelle treten und, nun ja, könnt ein harter, besserer Kabcar werden.«
    Govan stieß die Luft geräuschvoll aus. Der Ausdruck in seinen Augen veränderte sich, wurde gierig und berechnend. »Wie lange lebt denn ein Mensch?«
    Mortva lachte leise. »Ihr wollt wissen, wie lange Ihr noch warten müsst, nicht wahr? Aber denkt daran, dass die Dunkle Zeit anbricht, wenn ihm etwas zustoßen würde.«
    Der Tadc winkte ab. »Daran glaube ich nicht.«
    »Wollt Ihr es auf eine Probe ankommen lassen?«, fragte der Mann mit den silbernen Haaren leise und wartete sorgfältig die Reaktion seines Schützlings ab.
    »Das ist Hochverrat, lieber Mortva.« Govan machte nicht den Eindruck, als würde ihn das besonders stören. »Wenn, müsste es nach einem Unfall aussehen.«
    »Ihr imponiert mir.« Der Berater verzog das Gesicht. »Ihr werdet es weit bringen.«
    Der Knabe lächelte und legte den Kopf ein wenig schief, während er die Hände auf den Rücken legte. »Ich weiß.« Altklug wippte er mit den Füßen auf und ab, die Haltung eines referierenden Lehrers imitierend. »Und du willst mir dabei helfen.«
    »Möglich«, meinte Mortva knapp, dem es plötzlich ein wenig zu schnell ging.
    »Was hast du meiner Mutter versprochen?«
    »Bitte?« Der unheimliche Junge hatte es geschafft, den Konsultanten zu verwirren.
    »Sie ist gewieft und machthungrig. Ihr Einfluss auf die Reichen und Mächtigen ist sehr groß. Sie würde gerne selbst auf dem Thron sitzen, aber mit irgendetwas schaffst du es, sie zum Stillhalten zu bewegen« Govan schlich um Mortva herum. »Wie schaffst du es?«
    »Ihr täuscht Euch, hoheitlicher Tadc«, wiegelte er ab. »Aber sagtet Ihr nicht vorhin, Ihr wärt auf der Suche nach einer echten Herausforderung für Eure magischen Fähigkeiten?« Augenblicklich erwachte das Interesse des Thronfolgers. »Es gibt eine Festung an der Grenze zu Ilfaris, die Euren Vater siebzehntausend Soldaten und seinen besten Strategen gekostet hat. Sie gilt als uneinnehmbar.« Er hob seinen Zeigefinger. »Für normale Menschen.«
    »Ich könnte mich nach Herzenslust austoben?«, fragte der Thronfolger lebhaft.
    »Voll und ganz«, sagte der Konsultant. »Ihr würdet Eurem Vater und mir eine große Freude machen, wenn Ihr die Eroberung beschleunigen würdet.«
    Govan nahm die Hand des Mannes. »Dann sollten wir sofort aufbrechen.«
    Lachend ging Mortva in die Hocke. »Aber nicht doch, hoheitlicher Tadc. Dort wird es so kalt, dass einem kleinen Jungen wie Euch das Blut in den Adern gefriert. Im Frühjahr, wenn ich neue Truppen zusammengezogen und einen Anführer gefunden habe, werden wir hinreisen.«
    »Versprochen?«, fragte der Knabe misstrauisch. »Auch gegen den Willen meines Vaters?«
    »Versprochen, hoheitlicher Tadc.« Er erhob sich und ging zur Tür. »Nun übt noch ein wenig und geht zu Bett. Ich werde mich um den Krieg kümmern, damit Ihr bald ein noch größeres Reich habt.« Govan schenkte ihm ein liebevolles Lächeln.
    Der Mann mit den silbernen Haaren schritt durch den Palast, bis er vor seiner Zimmertür angekommen war.
    Sanft berührte er das Schloss, das kurz aufglühte, dann öffnete er den Eingang. Bei seinem Eintreten entflammten die Kerzen und Petroleumlampen auf einen unausgesprochenen magischen Befehl hin.
    Nur ein mächtiger schwarzer Schrank stand an der breiten Seite des kahlen Raumes.
    Mortva öffnete die ausladenden Schwingtüren und erfreute sich einmal mehr an der Pracht des Inhalts.
    Säuberlich aufgereiht hingen dreizehn der insgesamt einundzwanzig aldoreelischen Klingen an Halterungen. Das Funkeln der Diamanten an den Griffenden entrang ihm ein zufriedenes Seufzen. Acht müsste ihm Hemeròc noch herbeischaffen, ohne sich von den Besitzern dabei in Stücke zerhacken zu lassen. Ernste Zweifel hatte der Konsultant nur bei den Ordensrittern, die mit den Waffen umzugehen wussten. Im Fall von Hetrál hatte sein Helfer ebenfalls versagt.
    Die Flammen der Lampen flackerten und verkündeten das Eintreten eines unerwarteten Besuchers. Mortva zog alle magische Energien in sich zusammen. Wenn es jemandem gelang, an der gesicherten Tür vorbeizukommen, musste sein ungebetener Gast zwangsläufig magisch sein.
    »Ich habe gehört, ich wurde vermisst«, sagte eine krächzende Frauenstimme.
    »Paktaï!«, rief der
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