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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans
Autoren: Markus Heitz
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nur in die Richtung hielten. Die Speere aus gefrorenem Wasser, die über Nacht auf dem Hof hergestellt worden waren, durchschlugen Lederrüstungen mit Leichtigkeit. An stärkeren Metallpanzern zersprangen sie zwar größtenteils, dennoch reichte die Wucht aus, Verletzungen und Knochenbrüche herbeizuführen.
    Härter dagegen brandete der Kampf an der Bresche auf, mit der die Verteidiger nicht gerechnet hatten. Angestachelt von der Aussicht, die Festung endlich in Besitz zu nehmen, drängten sich Angreifer durch die Lücke und brachten die knapp dreihundert Verteidiger, die der Kommandant an die Stelle beorderte, in arge Bedrängnis.
    »Kommandant, sie haben uns ein Fass vors Tor gelegt«, meldete einer der Schützen, der gute Einsicht dorthin hatte. »Sie feuern mit Brandpfeilen darauf.«
    Alarmiert winkte Hetrál zehn Mann zu sich heran und eilte an den Eingang. Ein vorsichtiger Blick durch das Guckloch verriet ihm, dass die Angreifer weit genug weg waren. Schnell wurden die Bolzen und Verstrebungen vor der kleinen Tür in der Portaltür entfernt, Hetrál huschte hinaus und rollte das Fass hinein. Hastig löschte er die brennenden Geschosse.
    Als er erkannte, was im Inneren lag, überlief es ihn kalt. Bringt das Fass auf den Wehrgang über der Bresche und schüttet die Hälfte auf die Gegner. Das Zeug müsste nur durch einen Funken entzündet werden und sie verbrennen, gestikulierte er einem Offizier.
    Sein Plan ging auf. Zischend flammte das Pulver auf, und wenn es auch mehr Angst denn Verletzte bei den Angreifern verursachte, sie zogen sich zurück. Nicht nur das. Die ganze Streitmacht zog sich vorerst zurück.
    Die Augen des Kommandanten schweiften von den Zinnen herab über das Plateau, das von Verletzten und Toten übersäht war.
    Etwa viertausend der Soldaten des Kabcar hatten den grausamen Kampf überstanden. In Blick in den Innenhof ließ ihn dreihundert eigene Tote zählen. Hetrál wusste, dass Varèsz nicht eher abließ, bis Windtrutz entweder aufgeben würde oder besiegt war. Da Hemeròc nicht weiter zum Einsatz kam, schätzte der Turît, dass es der Stratege als eine persönliche Angelegenheit betrachtete, diese Aufgabe zu lösen.
    Er ließ noch mehr Steinbrocken der zerstörten Türme auf die Wehrgänge bringen, weitere Eislanzen vorbereiten und die Bresche stopfen, danach gönnte er sich vor dem nächsten Ansturm, der unweigerlich kommen musste, etwas Schlaf.
    Diesmal war es an Varèsz, eine List zu benutzen, wie sie widerlicher nicht hätte sein können.
    Aus den rasch erstarrten Leichen der Schlacht ließ er gegen Abend eine Rampe auftürmen, den sich bildenden Grat auf der Steigung legte er mit Schilden aus, um eine bessere Trittsicherheit zu erreichen.
    Der neuerliche Vorstoß begann mitten in der Nacht, den die Verteidiger mit Katapulten, Steinen und kochendem Wasser zurückschlugen.
    Eine kleinere Gruppe von dreihundert Mann nutzte die Gelegenheit und öffnete mit Hilfe eines Rammbocks die Bresche ein zweites Mal. Als sie unter der Führung von Varèsz in den Hof von Windtrutz stürmten, stand ihnen nur die gleiche Anzahl von Staatenbündlern gegenüber, da der Rest sich auf den Wehrgängen herumschlug.
    Varèsz musste die Besten seiner Armee ausgesucht haben, denn sie setzten den Verteidigern dermaßen zu, dass sich deren Reihen lichteten. Die Männer Hetráls vor sich her drängend, näherten sich die Feinde Schritt für Schritt dem Eingangstor. Wenn es ihnen gelingen würde, es zu öffnen, würde das Bollwerk endlich fallen. Der Stratege hielt dabei immer ein offenes Auge auf seine Umgebung, damit er den Kommandanten entdeckte.
    Der Turît führte seine letzten fünfzig Soldaten, die er auf den Brüstungen entbehren konnte, von hinten gegen die Eindringlinge, um sie aufzureiben. Doch die Tzulandrier mit ihrer Disziplin waren so leicht nicht einzuschüchtern. Die Schilde zu einer stabilen Wand geformt, hinter der gelegentlich Schwerter und Speere hervorzuckten, marschierten sie einfach weiter.
    Varèsz entledigte sich mit einem wilden Schrei und einem brachialen Hieb seines Gegners, um sich gegen den Meisterschützen zu wenden. Dessen aldoreelische Klinge zerschlug jeglichen noch so dicken Schutz. Wie sich ein Schnitter mit seiner Sense durch ein Kornfeld mähte, so arbeitete sich der Kommandant durch die gegnerischen Reihen.
    Aber das Schwert war auf Dauer zu schwer für ihn, sein Arm wurde lahmer und lahmer, die Wucht ließ bald nach.
    Darauf hatte Varèsz gewartet. Die Waffe war der
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