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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans
Autoren: Markus Heitz
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angemessene Ersatz für seinen verlorenen Zweihänder. Und den Stummen erhielt er als Dreingabe.
    Beim nächsten Ausholen hechtete er gegen den außer Atem geratenen Kommandanten der Festung, ungeachtet der eigenen Verletzung, und schlug ihm den Panzerhandschuh ins Gesicht.
    Benommen verdrehte Hetrál die Augen, seine Finger gaben das kostbare Schwert frei.
    Rau lachend nahm der Stratege die aldoreelische Klinge, sprang auf und reckte sie in die Höhe. Einen Fuß stemmte er gegen den Brustkorb des Liegenden. Im allgemeinen Kampfgetümmel bemerkte fast niemand, in welcher Lage sich der Turît befand. Um Hilfe rufen konnte er ohnehin nicht. Die wenigen, die ihrem Anführer beistehen wollten, wurden von den Tzulandriern zurückgedrängt.
    »Erkenne es vor deinem Tod: Der Gebrannte Gott stand uns bei. Aber Ulldrael muss den Kampf wohl verschlafen haben. Es sieht so aus, als würde ich mir eine weitere Burg nehmen.« Varèsz beugte sich vor, vereinzelte Haarsträhnen baumelten vom Helm herab. Beinahe zärtlich berührte der Krieger eine davon. »Deine wird gleich ebenso da hängen.« Die Spitze des Schwertes wanderte nur einen Fingerbreit vom Körper entfernt an dem halb ohnmächtigen Kommandanten entlang, um über dem Herz zum Stehen zu kommen. »Ich bin nicht ganz so grausam, wie manche denken. Du bekommst einen schnellen Tod, weil ich deine Verschlagenheit anerkenne.« Die Schneide hob sich zum Schlag empor und stieß pfeifend herab.
    Klirrend traf der Stahl der aldoreelischen Klinge auf unerwarteten Widerstand. Eine zweite Waffe wurde ihr kurz vor dem Brustkorb des Turîten in den Weg gehalten und blockierte sie, bevor sie in den Leib des Meisterschützen eindringen konnte.
    »Wie …«, brüllte Varèsz wütend und wandte sich mit verzerrtem Gesicht zur Seite.
    Eine übermenschlich breite und große Gestalt stand neben ihm, den Körper in Pelze gehüllt, auf dem Kopf einen Helm aus schwarzem und weißem Rosshaar. Mit einer knappen Bewegung des linken Arms entledigte sie sich des Kälteschutzes, und im Schein der Fackeln schimmerte das polierte Metall eines gravierten Plattenpanzers auf.
    »Es mag sein, dass Ulldrael schläft. Aber Angor ist sehr wach«, sagte eine ihm bekannte Stimme ruhig. »Das, was Ihr beabsichtigt, kann ich nicht zulassen.«
    »Das werdet Ihr müssen, Großmeister«, knurrte der Stratege und schlug nach dem Ritter. »Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie Ihr hierher gekommen seid und was Ihr wollt. Der Kampf geht Euch nichts an. Ihr kämpft gegen den Kabcar, Mann!«
    »Das habe ich Rodmor von Pandroc auch gesagt«, gab Nerestro von Kuraschka mit ernstem Gesicht zurück, während er den Hieb spielerisch leicht parierte. »Aber als Gregur Arba von Malinkur sagte, ich fände seinen Mörder hier, konnte ich nicht anders.«
    »Wer, bei Tzulan, ist Malinkur?« Varèsz setzte zu einer Serie von Angriffen an, die der Ritter abblockte. Er sah sehr gelangweilt dabei aus. Doch die Augen verrieten etwas von der Konzentration, die hinter den so leicht aussehenden Bewegungen steckte, die goldene Bartsträhne an seinem Kinn pendelte hektisch hin und her. »Und was habe ich damit zu schaffen?«
    Hetrál beobachtete den Kampf, der vor ihm stattfand, wie durch einen Schleier. Für ihn machte der riesige Mann den Eindruck, als sei er Angor persönlich, der zu seiner Hilfe geeilt sei. Seine eigenen Männer fühlten sich durch das Auftauchen des Ordenskriegers obenauf und droschen umso rastloser auf ihre Gegner ein. Das Blatt wendete sich zu Gunsten der Verteidiger.
    »Ihr kanntet ihn, Varèsz.« Nerestro verfolgte die Bahn des gegnerischen Schwertes, parierte die Klinge blitzartig und rammte dem Strategen seine Waffe bis zum Heft ins Herz. Gleichgültig schaute er in die brechenden Augen des Mannes. »Es war der Großmeister, den ich in seinem Amt beerbte.«
    »Ja, ich erinnere mich«, stotterte Varèsz verzerrt. Seine Worte waren kaum zu verstehen, mehr ein Keuchen denn ein Sprechen. »Nesreca meinte, Ihr würdet einen besseren Großmeister abgeben.« Blut lief ihm aus dem Mundwinkel. »Er hat sich wohl getäuscht.«
    Der Ritter drehte die Klinge in der Wunde, bis sie eine waagrechte Position erreichte. »Ihr habt ihn feige erstochen, Varèsz. Und dafür musstet Ihr sterben.« Die Muskulatur seiner Oberarme spannte sich, die Schneide wanderte durch den Oberkörper, Knochen knackten. Zusammen mit einem Schwall stinkenden Blutes und undefinierbarer Flüssigkeiten trat das geschliffene Metall aus. Danach schlug er dem
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