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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz
Autoren: Alexander Kent
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schwiegen alle, als er an ihnen vorbeischaute und die Bramsegel der
Reaper
plötzlich hell im kalten Sonnenlicht strahlen sah. Er berührte das Amulett unter seinem schmutzigen Hemd und wußte, wie nahe ihm Catherine war.
    »Es ist ein hoher Preis, den man zahlen muß. Wir haben ihn oft genug bezahlt. Wir dürfen nie vergessen, daß wir ihn immer auf eigene Gefahr hin zahlen.« Er sah hoch und entdeckte seine Flagge an der Großmaststenge, unbefleckt und fern von allen Leiden und allem Haß.
    »Loyalität ist wie Vertrauen – und wirkt ganz gewiß immer in zwei Richtungen.« Wieder sah er die Bramsegel, die sich langsam bewegten. »Aber sie ist die größte aller Belohnungen!«
    Es war vorbei.

Epilog
    Die Kutsche mit dem Wappen der Bolithos, am Morgen frisch gewaschen, hielt vor der Kirche. Es war kühl für den Monat März, doch Catherine merkte es nicht.
    Bryan Ferguson öffnete ihr den Schlag und klappte den Tritt herunter.
    »Warum warten Sie nicht hier drinnen, Mylady? Es ist ganz sicher wärmer!« Er war bemüht, sorgte sich, daß jetzt noch etwas schiefgehen könnte. Sie ergriff seine Hand, stieg auf das Kopfsteinpflaster und sah zum Wasser hinüber.
    Ein Tag wie jeder andere und doch ganz anders. Selbst die Leute schienen zu warten, neugierig, wie sie nun einmal in Seehäfen waren. Ein Gerücht, eine Nachricht, den Schuß einer Signalkanone, ein Schiff in Not. Die Leute in Falmouth hatten schon alles erlebt.
    Sie zog ihren langen grünen Mantel zurecht und den Verschluß oben am Hals. Sie hatte sich sorgfältig gekleidet, hatte sich Zeit genommen, obwohl jede Faser ihres Körpers danach verlangt hatte, das Haus ohne Zögern zu verlassen. Immer noch schien es nicht wahr, daß Richard zurückkehrte und in diesem Augenblick nicht mehr als eine Meile von Falmouth entfernt war.
    Sie konnte sich genau an die Zeit erinnern, als ihr ein Eilbote den Brief von Bethune aus der Admiralität übergeben hatte. Sie hatte schon einen von Richard erhalten. Darin hatte er das Gefecht kurz erwähnt, doch die Namen der vielen Gefallenen nicht genannt. Bethune hatte ihr mitgeteilt, daß die
Indomitable
nach Plymouth befohlen worden war, damit Rigger und Zimmerleute sich ihrer annahmen. Sie sollte bei Ankunft außer Dienst gestellt werden, ein angeschlagenes Schiff mit Wunden und Erinnerungen. Wie viele der Mannschaft würde auch sie abwarten, ob sie weiterhin gebraucht würde.
    Die Uhr der Kirche von König Charles dem Märtyrer schlug sehr langsam. Mittag. Sie hatte sehr mißtrauisch Bethunes schriftlichen Vorschlag zur Kenntnis genommen, in Falmouth auf Richards Rückkehr zu warten.
    Doch bald hatte sie den Grund dafür herausgefunden: Die
Indomitable
sollte in Plymouth außer Dienst gestellt werden. Richard müßte sich dann von vielen vertrauten Männern verabschieden. Andere waren bereits verschwunden, wie Schatten, die Erinnerungen davontrugen. Er wollte sicher nicht, daß sie das Schiff jetzt sah. Sie sollte sich an es erinnern, als sie an Bord geklettert war, man ihr zujubelte und über dem Bild Richards Flagge auswehte.
    Er lebte und kam nach Hause. Nur das war wichtig. Sie spürte, daß es andere Gründe gab, die Bethune nicht erwähnte.
Ich bin bereit.
    Zu Ferguson sagte sie jetzt: »Mir geht es gut. Ich weiß, daß Sie hierbleiben.« Sie strich sich eine dunkle Haarsträhne aus den Augen und sah den jungen Matthew oben auf dem Kutschbock gegen den kalten, hellen Himmel.
    »Daß Sie beide hierbleiben.«
    Heute würden auch andere hier warten, wie Unis auf John Allday. Für alle waren diese Augenblicke sehr privat und kostbar. Mehr als alles andere waren sie nach so vielen Jahren von Opfern und Getrenntsein Zeichen des ersehnten Traums vom Frieden. Bethune hatte gesagt, der Krieg sei fast vorbei. Bei Laon hatten die Alliierten wieder einen großen Sieg errungen, und Wellington hatte Bordeaux eingenommen. Man sprach davon, die Miliz aufzulösen ebenso wie die Landwehr. Bedauernd und mit Wärme dachte sie an Lewis Roxby. Wie froh wäre er über diesen Tag gewesen! Nancy hatte ihr manchen Besuch abgestattet. Als Tochter eines Seemanns und als Richards Schwester war sie Catherine ein großer Trost gewesen. Und ihr hatte es auch geholfen, nachdem das große Haus ohne Lewis Roxby so leer war. Doch heute würde Nancy fernbleiben. Sie verstand das besser als jeder andere.
    Sie ging auf die Schiffe zu, die im Hafen vor Anker lagen. Die schwankenden Masten und Rahen waren ihr sehr vertraut, ebenso wie die Gerüche, die in
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