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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz
Autoren: Alexander Kent
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nichts an ihre Kindheit in den Slums erinnerten oder an das elegante London, das sie zusammen mit Richard genoß. Frisches Brot, frischer Fisch, Teer und Pech und das Salz der ewigen See.
    Sie bemerkte, wie man sie ansah, neugierig oder vertraut – doch immer ohne Feindseligkeit. Zwar würde sie immer eine Fremde bleiben, aber nie ein Eindringling – und dafür war sie dankbar.
    Sie entdeckte einen der Küstenwächter und seinen Kumpel. Die beiden waren damals bei einsetzender Ebbe am Strand gewesen, als sie Zenorias leichten, zerbrechlichen Körper auf ihren Armen getragen hatte.
    Er nickte und nahm grüßend den Hut ab. »Ein schöner Tag, Mylady!«
    »Ich hoffe es, Tom!«
    Sie ging weiter, bis sie ganz vorn am Anleger stand. Und der Krieg in Nordamerika? Für die meisten hier war er zweitrangig, denn lange genug war Frankreich der Feind gewesen. Zu lange!
    Samuel Whitbread, der vermögende und einflußreiche Bierbrauer, hatte im Unterhaus gewettert und gefordert, der Krieg mit Amerika müsse unverzüglich beendet werden. Er hatte die ehrenwerten Herrn des Hohen Hauses daran erinnert, daß der erste Frieden – nach dem Unabhängigkeitskrieg – widerwillig unterzeichnet worden war. Pitt bemerkte dazu:
Ein Verteidigungskrieg kann nur in der unvermeidlichen Niederlage enden.
Sie hob ihr Kinn. Sei es nun also.
    Sie hörte Gelächter und laute Stimmen – entlassene Seeleute mit viel verfügbarer Zeit sahen sich im Hafen um. Allday hatte für solche Männer nur Verachtung übrig. Diese Teerjacken fochten ihre Schlachten jeden Tag aufs neue in Gasthöfen und Bierhäusern aus, bis die Laternen über den Tischen schwankten wie die auf einem Schiff in der Biskaya.
    Einer rief laut: »Da ist sie, Leute!«
    Catherine schaute über das Wasser, ihr Gesicht war eiskalt im Wind, der über die Falmouth Bay in die Carrick Roads wehte.
    Tom von der Küstenwache sagte: »Die
Pickle
. Und so gehört sich das auch!«
    Um meinetwillen?
    Sie sah, wie der kleine Schoner zwischen ankernden Leichtern hindurchglitt. Von ihren Schwestern in der Handelsschiffahrt unterschied die
Pickle
sich nur durch die große, neue Kriegsflagge, die von ihrer Mastspitze auswehte.
    Seiner Majestät Schoner
Pickle
.
So gehört sich das auch!
Vor plötzlicher Rührung schmerzten ihre Augen, doch sie war entschlossen, sich nichts entgehen zu lassen.
Pickle
kam ziemlich regelmäßig hierher wie in alle Häfen und Marinestationen zwischen Plymouth und Spithead.
    Sie brachte den Hafenadmirälen Depeschen und Post, und manchmal auch Passagiere. Und Post und Depeschen auch für die Schüfe, die von ihren ermüdenden Blockadeaufgaben hier ausruhten, in Torbay Schutz fanden und durch Berry Head vor Stürmen geschützt legen.
    Doch hier würde man sich an die
Pickle
ewig wegen ihrer Rolle bei einem einzigen, größeren Ereignis erinnern. Sie war Falmouth angelaufen, und ihr Kommandant, Leutnant John Lapenotiere, hatte hier eine Postkutsche genommen und war ohne Halt zur Admiralität gefahren – eine Fahrt von rund siebenunddreißig Stunden. Die ganze Strecke lang hatte ihn Jubel über Englands größten Sieg vor Trafalgar begleitet. Jubel, der die Herzen der Nation füllte. Und sie ebenso schnell mit der Nachricht betäubt, daß Nelson, der Held des Volkes, tot war.
    Sie fragte sich, ob Richard solche Vergleiche anstellte. Aber das würde er nie machen. Seine Erinnerungen galten James Tyacke und den anderen.
    Sie berührte ihren Hals. Und seine Hoffnungen ruhen bei mir.
    Sie sah, wie die Segel geborgen wurden, Leinen an Land flogen zu Seeleuten und Zuschauern.
Pichle
ging längsseits, ihre Flagge sehr hell vor den grauen Steinen. Leutnant Avery und Yovell würden mit Richards Gepäck über Land reisen. Sie beschäftigte sich mit Unbedeutendem, um ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten.
    Der Sessel, der Weinkühler, den sie hatte anfertigen lassen, nachdem der erste mit untergegangen war.
Wenn er das letzte Gefecht überstanden hatte…
Sie trat an die Spitze des Anlegers, öffnete ihren Mantel, so daß er sie sehen konnte und den Hänger, der wie ein Fächer aussah und auf ihrer Brust lag.
    Sie sah die blauweißen Uniformen, hörte Leute auf dem Steg jubeln. Das galt nicht nur dem Helden, sondern vor allem dem Sohn der Stadt Falmouth.
    Die Frau des Bäckers war mit ihrer kleinen Tochter erschienen. Das Kind sah zufrieden und doch etwas verwirrt aus. Man hatte ihm einen Strauß Narzissen in die Hand gedrückt, den es ihm als eigenen Willkommensgruß überreichen
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