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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht
Autoren: Anne Marsh
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Zers Gefühle durch die stärker werdende Verbindung vom anderen Ende her erreichten, stieg Nessas Zuversicht. Hitze. Wärme. Sorge. Zuneigung. Liebe.
Beweg deinen Hintern wieder hier runter, Baby!
Die gebrummelte Aufforderung erfüllte ihre Gedanken, ihr Herz.
    Das Bündnis zerrte an ihr, es zog sie zurück, als hinge sie an einem kosmischen Gummiband. Dorthin zurück, wo sie sein wollte – sein musste. Und als sie ging, ruhte Michaels trauriger, wissender Blick auf ihr.

23
    Drei Tage hatten nicht ausgereicht, um in Sachen Innenausstattung Wunder zu vollbringen. Ihr Labor sah immer noch wie der Kriegsschauplatz aus, der es auch gewesen war. Zwar hatte man die Glasscherben und all die unidentifizierbaren Schuttteile aus dem Gebäude zusammengefegt und beseitigt, dennoch flatterte nach wie vor eine blaue Plane ähnlich einer weißen Fahne zur Kapitulation vor den zerborstenen Fenstern. Und wenn man bedachte, wie es derzeit um die bewilligten finanziellen Mittel stand, würden die Scheiben wohl nicht so bald ersetzt werden. Vielleicht sollte sie einfach einen neuen Trend begründen. Es gab wohl kaum ein umweltfreundlicheres Belüftungssystem, nicht wahr?
    Mensch, sie schweifte vielleicht ab.
    Und alles nur, um sich nicht mit der großen Gefühlsfrage zu befassen, die im Raum stand. Zer war in ihr Leben getreten, weil Cuthah eine Bedrohung dargestellt hatte. Aber brauchte er sie jetzt, da der Feind geschlagen war, überhaupt noch?
    In dem ganzen Durcheinander infolge des Kampfes und ihrer Wiederauferstehung hatte sie darauf bestanden, in ihr eigenes Büro zurückzukehren. Sie musste nach Möglichkeit ihre Unabhängigkeit wiedergewinnen. Und sie verfolgte noch immer den Plan, ihre Forschungsergebnisse zu vernichten, damit sie nicht in die falschen Hände gerieten.
    Kraftvoll zog sie eine Schublade auf und fluchte, als sie sich deren scharfe Metallkante zielsicher gegen das Schienbein rammte. Zu ihrer Überraschung hatte Zer keine Einwände erhoben. Vielleicht war er mit ihr durch. Dann galt es, den Tatsachen ins Auge zu sehen.
    »Dämliche Male«, murmelte sie und zog ihre Ärmel wieder über die Handgelenke. Wer hätte denn auch ahnen können, dass sie sich ausgerechnet mit jenem Gefallenen verbünden würde, der damit einverstanden war, dass sie ihren eigenen Weg ging? So viel zum Thema ewiges Glück. An diesem Tag hatte sie jedenfalls keinerlei Termine.
    Sie griff in die Schublade und holte einen dicken Stapel Hefter heraus. Sie durch den Aktenvernichter zu jagen war befriedigend. Die Metallzähne bissen sich beharrlich durch Seiten um Seiten voller schwarz auf weiß gedruckter Daten. Es fiel ihr überraschend leicht, ihre gesamte Forschungsarbeit auszulöschen. Zer aus ihrem Herzen zu verbannen war dagegen leider schwieriger.
    Würde er zurückkommen – wollte er es überhaupt?
    Nachdem sie dreißig Minuten lang Papier geschreddert hatte, war ihr Schreibtisch genauso leer wie ihr Leben. Zur Sicherheit suchte sie noch einmal die Schubladen ab und schob den Berg aus Papierschnitzeln dann in einen Müllsack. Zeit für ein kleines Lagerfeuer.
    Sie verabscheute sich selbst dafür, dass sie so an dem Papierkram hing, als wären die Unterlagen das letzte Verbindungsstück zu
ihm
. Wie erbärmlich war das denn bitte?
    Nur gab es da immer noch diese Sache mit ihrem Herzen.
    Verdammt!
    Sie legte den Kopf auf den Tisch und fragte sich, ob sie noch irgendeine andere Möglichkeit hatte, damit umzugehen. Denn ehrlich gesagt fühlte sie sich, als fehlte ihr die Hälfte ihrer Seele, und diesen Zustand hasste sie. Sie wollte ihn; und obwohl er geschworen hatte, dass er zurückkommen würde, konnte sie jetzt nur darauf vertrauen – bloß, na ja, darin war sie noch nie besonders gut gewesen. Nessa kniff die Augen zusammen. Sie versuchte es ja, verdammt. Aber sich von heute auf morgen zu bessern, war schlichtweg unmöglich.
    Dafür würde sie wahrscheinlich ein ganzes Jahrzehnt benötigen, überlegte sie, womöglich sogar zwei.
    Sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar und die langen Strähnen wickelten sich um ihre Finger. Vertrauen zu haben, war verdammt schwer.
    Aber sie liebte ihn.
    Also musste sie an ihn glauben und daran, dass er zurückkommen würde, dass er ihre Liebe erwiderte.
    »Viel Glück dabei«, flüsterte sie. Und zu ihrer eigenen Überraschung stellte sie fest, dass sie es auch so meinte.
    Ein Geräusch an der Fensterfront ließ sie aufblicken. Zer trat aus dem Nichts am Himmel durch eine der
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