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Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Titel: Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
Autoren: Chrissi Schröder
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vorbei in Richtung Osten. Ob ich will, oder nicht, ich folge mit den Augen seinem ausgestreckten Finger.
    Dort geht gerade zwischen den Hochhäusern die Sonne auf. Der Himmel ist schon heller geworden und die Wolkenkratzer heben sich deutlich gegen das hellorange Firmament ab.
    „Gleich geht die Sonne auf“, flüstert Frank mit einer brüchigen Stimme.
    „Ein neuer Tag beginnt, Tascha. In deinem und auch in meinem Dasein.“
    Ich erwidere nichts – mir fällt keine Antwort ein – so starre ich einfach wieder in die Fluten unter uns.
    Frank lehnt sich in genau der gleichen Stellung gegen das Brückengeländer und blickt ebenfalls über den Fluss – auf dem sich der Sonnenaufgang glitzernd wieder spiegelt.
    Franks Stimme zerreißt die Stille.
    „Warst du … jagen?“
    Mir entgeht die kleine Kunstpause vor dem Wort jagen nicht. Ich werfe ihm einen kalten Blick zu.
    „Nein. Mir kam etwas dazwischen.“
    Frank hebt eine Augenbraue, „dazwischen?“ fragt er ungläubig.
    „Ja“, ich lache kurz, „etwas blondes.“
    Sein Blick durchbohrt mich, ich sehe erneut auf das dunkle Wasser – es hat etwas beruhigendes an sich.
    „Tascha, wir alle haben schwache Momente, aber du...“
    Ich weiß schon, was er sagen will, noch bevor er es ausspricht.
    „Aber du … bestehst nur aus schwachen Momenten.
    Du musst dein Verlangen zügeln, du musst dich einfach dazu zwingen, so geht das nicht weiter.“
    Er tippt mir mit dem Finger gegen die Schulter und ich sehe zu ihm auf.
    „Irgendwann musst du die Konsequenzen für deine Taten tragen. Dann kann ich dir nicht mehr helfen. Ich werde ihnen Recht geben und einen Schritt beiseite treten um sie durch zulassen...“ Seine Stimme ist leise und eindringlich.
    Er blickt über mich hinweg und fixierte irgendeinen Punkt am Horizont.
    Es verfehlt seine Wirkung mal wieder nicht. Ein leichtes Kribbeln stellt sich ein, es beginnt am Rücken und zieht sich in rasender Geschwindigkeit über den Rest meines Körpers fort.
    Er blickt mir in die Augen.
    „So ist es brav, mein Mädchen“, er lächelt selbstgefällig,
    „du solltest auch ein bisschen Angst haben.“
    Ich hasse ihn dafür und ich hasse mich noch viel mehr.
    Vor allem aber hasse ich die Angst.
    Sie ist schlecht, sie lähmt einen, Angst lässt einen nicht mehr richtig reagieren.
    Ich frage mich, ob er meinen Hass wohl auch so gut riechen kann, wie meine Angst.
    Das ist aber anscheinend nicht der Fall.
    Er beugt sich nach vorne und küsst mich sachte auf die Stirn. Wieder durchzuckt es mich wie ein Blitz und das Kribbeln stellt sich augenblicklich erneut ein. Es hat nichts Angenehmes an sich, das ist der reine Selbsterhaltungstrieb.
    Noch vor Jahren hätte ich mich gefreut, wenn er mich berührt hätte, egal auf welche Weise. Aber seit ich alleine bin und für mich selbst sorge, kann ich seine Berührungen nicht mehr ertragen. Eigentlich kann ich von niemandem mehr eine Berührung ertragen – und sei sie auch noch so klein.
    Abrupt dreht Frank sich um, er will scheinbar gehen – der Kloß in meinem Hals beginnt sich langsam zu lösen, die Angst, die mein Herz schmerzhaft zusammen presst, lässt ein wenig lockerer.
    Die Hände vergraben in seiner leichten Jacke, entfernt er sich zwei Schritte – dann bleibt er stehen.
    Sofort droht der Kloß meinen Hals zu sprengen und die kalte Hand mein Herz zu zerquetschen.
    Frank dreht mir nur sein Profil zu. „Denk an meine Worte – ich habe dich gewarnt.“
    Zu keiner Antwort fähig, kann ich nur stumm nicken. Das genügt ihm scheinbar und er schlendert langsam über die Brücke – in Richtung reiche Seite.
    Mit einem zittrigen Seufzer fällt auch die Furcht von mir ab – was bleibt, ist nur Wut und Hass – auf ihn und mich selbst.
    Darauf, das ich mich nicht beherrschen kann und das ich mich damals dem Clan angeschlossen habe. Wenn ich das nicht getan hätte, wäre ich jetzt ein freier Vampir, ich könnte tun und lassen, was immer ich wollte. Niemandem müsste ich Rechenschaft ablegen, keiner würde mich fortwährend ausfragen.
    Was gut und richtig, oder falsch und schlecht wäre, müsste ich selbst entscheiden.
    Ich habe einen guten Freund – Josh, der genau nach diesen Prinzipien lebt.
    Meine Faust schlägt leicht gegen das Geländer – und genau diesen Freund werde ich jetzt aufsuchen. Ich sehne mich nach einem freundlichen Gesicht, nach einem frechen Grinsen, nach jemandem, der mich versteht.
    Ich gehe über die Brücke, dem Sonnenaufgang entgegen.
    Joshs Buchladen ist von
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