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Unsichtbar und trotzdem da!, 5, Spur der Erpresser (German Edition)

Unsichtbar und trotzdem da!, 5, Spur der Erpresser (German Edition)

Titel: Unsichtbar und trotzdem da!, 5, Spur der Erpresser (German Edition)
Autoren: Boris Pfeiffer
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ja glauben. Aber es war einfach nichts zu sehen. Und dann fällt das echt schwer mit dem Glauben.“
    „Aber Schwäne, die sich im Wald verflogen haben? Sehr witzig!“, rief Jenny. „Ein für alle Mal: Es waren keine Vögel. Dafür waren sie viel zu dicht am Boden. Sie sahen mehr aus wie dünne Nebelschwaden mit Gesichtern.“
    Emma nickte gewichtig. „Mein Sohn, es war ein Nebelstreif“, raunte sie geheimnisvoll.

    „Was hast du da gesagt, Emma?“ Addi sah die dicke Haushälterin forschend an. „Kennst du dich etwa mit Geistern im Grunewald aus?“
    „Mit Geistern nicht, aber mit deutscher Dichtung“, sagte Emma und hob ihre Stupsnase etwas höher. „Der Satz stammt von Goethe, dem größten deutschen Dichter. Und das Gedicht, aus dem ich zitiert habe, heißt Der Erlkönig . Darin geht es um einen Jungen, der Fieberträume hat und einen Geist sieht, den Erlkönig nämlich, der ihn vom Pferd reißen will. Der Vater glaubt dem Jungen natürlich nicht, denn er sieht ja nichts – wie Addi! Aber als er dann mit seinem Sohn auf dem heimischen Hof ankommt, ist der Junge gestorben …!“
    Ağan wurde bleich. „Oh, wie traurig!“, stieß er hervor. „Emma, bei solchen Geschichten bin ich nicht mehr sicher, ob wir tatsächlich an Bord dieses unheimlichen Walschiffs gehen sollen.“
    „Aber klar!“, rief Addi. „Wir können uns doch die Reise im Bauch des Wals nicht entgehen lassen, nur weil Jenny Nebel gesehen hat und Emma jetzt daraus eine Geistergeschichte macht. Außerdem ist das Rätsel ja damit wohl gelöst. Es war Nebel!“
    „Ich hatte keinen Nebel vor den Augen“, sagte Jenny.
    „Und der Nebel-Dschinn wollte Jenny auch nicht von ihrem Fahrrad reißen, so wie den Jungen vom Pferd“, erklärte Ağan.
    „Na und? Dann war Jenny eben schneller als der Erlkönig“, sagte Emma schnippisch. „Auf alle Fälle habe ich euer Geisterrätsel ja wohl wirklich gelöst. Und im Übrigen, Jungs, solltet ihr einer Frau, wenn sie sagt, sie hat etwas gesehen, in Zukunft etwas mehr Glauben schenken. Frauen sehen nämlich die Wahrheit. Im Gegensatz zu den Männern. Die sehen nicht einmal die Schmutzränder unter ihren Fingernägeln oder dass sie schon wieder zugenommen haben!“
    „Echt?“, fragte Jenny.
    „Aber wie!“, nickte Emma.
    Der Dampfer legte am Steg an. Mit lautem Getöse begannen sich die Schiffsschrauben in die andere Richtung zu drehen, sodass das Schiff bremste. Dann schlug es mit einem dumpfen Ton gegen die Landebrücke, ein Fallreep wurde ausgelegt und schon forderte die Schiffssirene zum Einsteigen auf.
    „Und jetzt genug von den Geistergeschichten und auf ins Vergnügen“, lachte Emma.
    Sie schob ihr Fahrrad flotten Schrittes voran an Deck. Dort konnten sie alle ihre Räder abstellen. Emma löste die Fahrscheine, dann führte sie die Freunde in den Bauch des Ausflugsdampfers.
    Es gab tatsächlich eine kleine Tanzfläche, auf der sich bereits einige Gäste zu fröhlicher Abendmusik drehten.
    „Ich werde mir gleich auch einen Tanzpartner suchen“, erklärteEmma. Sie wies einen der umherschwirrenden Kellner an, Jenny, Ağan und Addi einen heißen Kakao zu bringen. „Und für den Affen eine Banane“, fügte sie großzügig hinzu.
    „Affe?“ Der Kellner sah sich um. „Ich weiß nicht, ob Affen an Bord erlaubt sind.“
    „Sind Hunde verboten?“, erkundigte sich Emma.
    „Natürlich nicht. Fast jede Berliner Witwe hat einen“, lachte der Kellner.
    „Dann sind auch Affen erlaubt“, wies ihn Emma zurecht. „Ein Affe ist nämlich genau wie ein Hund. Er riecht alles, er rennt allem nach, er wedelt sogar mit dem Schwanz, wenn er sich freut. Stimmt doch, Goffi, oder?!“ Emma kraulte Goffi kurz unter dem Kopf, woraufhin der sofort heftig mit dem Schwanz nach ihr schlug. „Sehen Sie! So, und jetzt bringen Sie die drei Kakaos. Und zwar bitte schön heiß, dann müssen die Kinder länger pusten und können solange keine Dummheiten anstellen.“ Sie lächelte Addi zuckersüß zu. „Und ich gehe jetzt ein bisschen schwofen ...“ Emma wackelte mit dem Kopf und verschwand auf der Tanzfläche.
    „Die hat’s uns aber gegeben!“ Jenny ließ sich auf einen der mit Knautschleder überzogenen Sitze fallen. „Echt knorke, deine Emma.“
    „Na, ich weiß nicht. Ich finde, sie kann auch ganz schön nervig sein“, erwiderte Addi.
    „Aber sie kennt Gedichte, das ist eine große Kraft“, sagte Ağan.
    Das Schiff legte ab. Die Unsichtbar-Affen sahen durch die großen Scheiben hinaus aufs Wasser.
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