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Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt
Autoren: Boris Pfeiffer
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Tresen standen zwei Männer in dunkelgrauen Anzügen und ließen sich ihr Mittagessen geben. Der mit der Dröhnstimme war dick, sein Begleiter, Meier, spindeldürr.
    „Und ob“, erwiderte dieser gerade und seine Stimme piepste dabei wie ein Vogelküken, das aus dem Nest gefallen ist. „Irgendwie klingt es ja total plemplem. Aber es ist wahr!“
    „Irre!“, rief die Dröhnstimme. „Absolut irre, Meier! So was habe ich noch nie gehört. Würden Sie ein paar Basketballschuhe aus einem Schaufenster klauen? Also ich nicht! Für so ein paar Käsestiefel haue ich doch keine Schaufensterscheibe ein.“
    Der Mann lachte und sah dann Jennys Mutter an.
    „’tschuldigen Sie, Frau Schneider. Wir sind wohl die Letzten heute. Haben sie noch ’ne Portion Klopse für mich?“
    „Für mich auch!“, piepste Herr Meier. „Es ist wirklich ein Trauerspiel mit den Dieben von heute, Herr Grundner“, quasselte er weiter, während die beiden ihre randvollen Teller an einen Tisch trugen. „Aus dem zweiten Schaufenster haben sie ein Paar Kopfhörer gestohlen und einen großen Fernseher direkt daneben stehen gelassen.“
    „Was ist denn da los?“, flüsterte Addi Jenny und Ağan zu. „Das klingt ja echt verrückt.“
    Ağan schüttelte den Kopf. „Das war bestimmt der Dschinn, der mich in eine Falle locken will!“
    „Wieso das denn?“ Jenny sah Ağan verblüfft an.
    „Das machen Dschinns so. Wenn ihnen ein Kind, das sie entführen wollen, entkommt, dann besorgen sie alles, was das Kind gerne haben will, und schenken es ihm. So lange, bis das Kind zu ihnen kommt.“
    „Und du willst Basketballschuhe und Kopfhörer?“, erkundigte sich Addi.
    „Nein“, sagte Ağan. „Aber ein Wave-Board. Und wenn der Dschinn das klaut und mir gibt …“
    „Mann, du musst es ja nicht nehmen, wenn er es dir andrehen will!“, rief Addi.
    „Aber ich erkenne ihn doch gar nicht!“, entgegnete Ağan ängstlich. „Er kann jede Gestalt annehmen! Und wenn er so tut, als wäre er ein guter Freund meines Vaters, und ich nehme sein Geschenk an, dann bin ich für immer sein Gefangener. Dschinns machen das so. Das ist ein uralter Trick!“
    Jenny und Addi sahen sich ratlos an.
    „Mann“, murmelte Addi. „Das klingt echt nicht so einfach …“
    Jenny nickte. „Es klingt sogar ziemlich kompliziert.“
    Jennys Mutter lehnte sich über ihren Tresen und fragte die beiden Männer neugierig: „Welche Schaufenster sind denn da eingeschlagen worden? Doch nicht etwa unsere im KaDeWe?“
    Herr Meier kicherte. „Aber nein! Das war am Gendarmenmarkt. Die halbe Berliner Polizei ist auf den Beinen.“
    Herr Grundner piekte seine Gabel in einen Klops. „Sie nennen es die Blitzraube“, erklärte er. „Das ist das Tagesgespräch. Die Täter sind wie aus dem Nichts aufgetaucht und dann genauso wieder verschwunden. In einer Rauchwolke, als hätte der Erdboden sie verschluckt! Völlig irre, gespenstisch geradezu!“
    „In einer Rauchwolke!?“, entfuhr es Ağan.
    „Ja“, lachte der Mann und wandte sich Ağan, Jenny und Addi zu. „Ein richtiger Spuk ist das! Das flimmert jetzt schon seit einer Stunde in der Fernsehabteilung über die Bildschirme.“
    Ağan sah seine Freunde bestürzt an. „Habt ihr das gehört? Das ist der Dschinn! Und wenn ich nicht sehr, sehr aufpasse, dann kriegt er mich und ich sehe meine Familie nie wieder. Und euch auch nicht.“
    „He, Ağan!“, sagte Addi leise. „Jetzt mach mal halblang. Warum sollte denn ein Geist Scheiben einschlagen? Der kann doch da durchgehen!“
    „Na und? Vielleicht macht es ihm Spaß, sie kaputt zu hauen“, jammerte Ağan. „Wild gewordene Dschinns sind zu allem fähig. Er will mir zeigen, dass ich sowieso keine Chance habe.“
    „Okay!“ Jenny stand auf. „Das reicht. Wir gehen jetzt nachgucken. Kommt!“
    Ehe Addi etwas erwidern konnte, war sie schon auf dem Weg zur Tür und zog Ağan mit sich.
    „Aber ich habe noch ganz viele Klopse!“, rief Addi. „Und die will ich nicht einfach liegen lassen.“
    „Ich packe sie dir ein!“, rief Frau Schneider vom Tresen. „Keine Sorge, hier kommt nichts weg!“
    „Oh, danke!“ Addi sprang auf und brachte Jennys Mutter den Teller. „Die sind nämlich echt eine Wucht in Tüten, Ihre Klopse!“
    Frau Schneider strahlte. „Danke für das Kompliment.“ Dann fügte sie leiser hinzu: „Aber lasst bitte diesmal das Kaufhaus heil, sonst kann ich euch hier nie wieder bewirten. Und das wäre doch schade.“
    „Ja“, grinste Addi. „Das wäre es! Hier
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