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Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt
Autoren: Boris Pfeiffer
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weggerannt. Und von der Baustelle bin ich weiter auf die Straße. Und da kam ein Bus, der zum Gesundbrunnen gefahren ist. In den bin ich eingestiegen und dann habe ich wieder die normale U-Bahn genommen und bin zu euch.“
    Jetzt lachte Jenny laut auf. „Hör auf, uns Märchen zu erzählen, du Ober-Dschinn! Ich hätte dir fast geglaubt. Aber jetzt hast du übertrieben. Gesundbrunnen ist dieselbe U-Bahn-Linie, von der du angeblich abgebogen bist. Nein, Ağan, du hast geträumt und bist zu weit gefahren. Und dann musstest du die ganze Strecke wieder zurück. Sehr gute Story, aber da falle ich nicht drauf rein.“
    „Warte!“ Ağan sah Jenny ernst an. „Ich kann euch beweisen, dass ich keine Geschichten erzähle.“ Er wandte sich Addi zu und fragte: „Wie lange dauert es mit der U-Bahn von Hermannstraße bis Gesundbrunnen?“
    Addi stand auf und ging zu der großen Stellwand, an der die Fahrpläne hingen. „Fünfundzwanzig Minuten“, sagte er nach einem Blick auf den Aushang. „Und vom Gesundbrunnen bis hierher sind es noch mal zwanzig.“
    „Genau!“, rief Ağan. „Hin und zurück dauert es nicht mal eine Stunde. Und wie spät ist es jetzt?“
    „Fast halb drei “, meinte Jenny.
    „Und wann waren wir verabredet?“, fragte Ağan weiter.
    „Um eins!“ Jenny rollte genervt die Augen.
    „Genau!“, rief Ağan wieder. „Ich bin also anderthalb Stunden zu spät. Und so, wie du es sagst, hätte ich allerhöchstens eine Stunde zu spät sein dürfen.“
    „Du hättest überhaupt nicht zu spät sein sollen“, murmelte Jenny. „Und außerdem kannst du auch erst viel zu spät von zu Hause losgefahren sein.“
    Ağan hob die rechte Hand. „Aber ich schwöre!“
    Jenny sah ihn an. Dann sagte sie: „Okay, wenn du schwörst, dann glaube ich dir.“
    „Komische Sache“, meinte Addi leise. „Sehr komische Sache. Wir haben uns auch schon Sorgen gemacht. Deswegen sitzen wir ja noch hier.“
    Ağan strahlte. „Ich wusste, dass ihr auf mich wartet. Weil ihr meine neuen Vollfreunde seid. Sonst wäre ich doch gar nicht mehr hergekommen und hätte mich zu Hause versteckt. Ich bin nur wegen euch überhaupt noch mal in die U-Bahn gestiegen. Und ich sage euch, ich will nie wieder in eine einsteigen. Wenn man einmal in einem Geisterzug gesessen hat, reicht das wirklich und ehrlich für das ganze Leben.“
    Hinter den Unsichtbar-Affen hielt eine U-Bahn.
    Ağan fuhr herum. Die drei saßen ganz am Ende des Bahnsteigsund sahen ein paar Leute aussteigen. Ağan musterte sie ängstlich und duckte sich hinter der Lehne der Wartebank. Doch die Erwachsenen zogen an den drei vorbei, ohne sie zu beachten.
    Als sie weg waren, flüsterte Ağan: „Es war ein Dschinn. Ich weiß es! Ein U-Bahn-Dschinn. Er wollte mich entführen, weil er keine eigenen Kinder hat. Dschinns machen so was. Und jetzt ist er wütend, dass ich ihm entwischt bin, und sucht nach mir. Er kann jeder von diesen Leuten gewesen sein. Aber ich will nicht mit einem Dschinn leben müssen. Dann kann ich nie wieder zurück in die Menschenwelt.“
    „Nein!“, sagte Addi schnell. „Das gibt es nicht!“
    „Doch, und er verfolgt mich“, rief Ağan. „Das spüre ich!“
    „Wie willst du dich denn dann durch die Stadt bewegen?“, fragte Addi entsetzt. „Ohne die öffentlichen Verkehrsmittel bist du in Berlin verloren.“
    Jenny sah Addi schräg von der Seite an. „Nennst du die BVG immer so: öffentliche Verkehrsmittel ?“
    „Oh, Jennymädchen“, stöhnte Addi. „Das ist doch wohl dasselbe. Okay, dann eben BVG, Berliner Verkehrsbetriebe, ist doch schnurzpiepegal. Auf alle Fälle ist Ağan ohne U-Bahnen und Busse in Berlin verloren.“
    „Das ist mir egal“, sagte Ağan tonlos. „In der U-Bahn bin ich erst recht verloren!“
    Jenny kniff den Mund zusammen. „Hast du echt Angst, dass dich da was verfolgt?“
    Ağan nickte.
    Addi warf Jenny einen Blick zu und holte tief Luft. „Und wenn wir ihn uns schnappen?“
    „Unmöglich!“, fuhr Ağan auf. „Einen Dschinn fängt man nicht so leicht! Sie sind sehr schnell und können jede Gestalt annehmen. Das hat noch niemand geschafft.“
    „Dann sind wir eben die Ersten“, meinte Jenny und stand auf. „Wir haben schließlich die Museumsdiebe gefangen. Dann schnappen wir uns auch einen U-Bahn-Dschinn.“
    „Genau“, stimmte Addi ihr begeistert zu. „Wer sich mit dir anlegt, der legt sich mit den Unsichtbar-Affen an!“
    „So ist es“, sagte Jenny. „Diesen Dschinn möchte ich mir wirklich mal näher
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