Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel
Autoren: Carre
Vom Netzwerk:
worden war. Die Männer, alte und junge, saßen mit geschlossenen Augen um ihn herum und riefen im Chor immer wieder dasselbe Wort vor sich hin. Eine Gruppe von Männern faßte sich an den Händen und begann zum Rhythmus des Sprechgesangs langsam im Kreis zu tanzen.
    »Spricht da jetzt Magomed?« fragte ich, denn ich hätte schwören können, daß ich aus dem Händeklatschen und Beten und Stampfen seine Stimme heraushörte.
    »Er ruft Gottes Segen auf die Märtyrer herab«, sagte Tschetschejew. »Er sagt ihnen, daß noch viele Schlachten gegen die Russen geschlagen werden müssen. Und da hat er verdammt recht.«
    Dann kehrte er mir ohne ein weiteres Wort den Rücken zu und ging, als sei er meiner westlichen Unbrauchbarkeit oder seiner eigenen überdrüssig, den Hügel hinunter.
    »Warten Sie!« brüllte ich.
    Doch entweder hörte er mich nicht oder wollte mich nicht hören, denn er ging weiter, ohne sich umzudrehen.
    Der Wind hatte bei Einbruch der Dunkelheit nachgelassen. Wie eine Antwort auf die Lagerfeuer unten erschienen große weiße Sterne über den Felsspitzen der Berge. Ich legte die gewölbten Hände an den Mund und schrie noch einmal: »Warten Sie!«
    Aber inzwischen war der Sprechgesang zu laut, und er konnte mich nicht mehr hören, selbst wenn er gewollt hätte. Ich blieb noch einen Augenblick alleine stehen, zu nichts bekehrt und ohne Glauben. Ich hatte keine Welt, in die ich zurückkehren konnte, und außer mir niemanden, für den ich verantwortlich war. Neben mir lag eine Kalaschnikow. Ich hängte sie mir über die Schulter und eilte hinter Tschetschejew den Hügel hinunter.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher