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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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offen für alle möglichen Trends ist; jemand, dem an der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Partei extrem viel liegt, wird weniger oft zum Wechselwähler, und jemand, der schon seit 30 Jahren für Schalke gesungen hat, jubelt nicht von heute auf morgen in der Dortmunder Kurve. Im Prinzip sind jedoch Veränderungen in jedem dieser Fälle möglich.
    Wenn man Persönlichkeit als etwas Festes, aber dennoch Veränderbares im Gegensatz zu etwas rein biologisch Bedingtem oder rein Statischem versteht, dann sind Sozialpsychologen immer auch Persönlichkeitspsychologen. Uns interessiert vor allem, wie sich Interessen und Ziele in einem sozialen Umfeld herausbilden. Wie gesagt, das Credo der Sozialpsychologen lautet: Menschen können sich verändern. Aus einem Saulus kann sehr wohl ein Paulus werden, aus einem optimistischen Menschen ein Griesgram, und ein unsportlicher Mensch kann mit vierzig plötzlich daran Gefallen finden, Berge zu besteigen oder einen Marathon zu laufen.
    Ich persönlich gehe sogar noch einen Schritt weiter, indem ich behaupte, dass die Veränderbarkeit naturgemäß zur Grundausstattung des Menschen gehört. Unsere überaus ausgeprägte Fähigkeit zur Veränderung ist die Basis psychischer Selbstregulation und erhebt uns über alle anderen Lebewesen. Betrachtet man die Menschheitsgeschichte, so haben uns gerade unsere Flexibilität und die Tatsache, dass sich unsere Interessen und Ziele immer wieder verändert haben, einen entscheidenden Überlebensvorteil verschafft. Schon unsere Steinzeit-Vorfahren waren, selbst wenn sie jahrelang an einem Fluss gelebt hatten, notfalls imstande, in den Bergen zu überleben, wenn sie aus ihrem eigentlichen Lebensbereich vertrieben worden waren. Ja, es bestand sogar die Möglichkeit, dass sie irgendwann zu richtigen Bergmenschen wurden, die die Berge dem Wasser vorzogen. Schmetterlinge sind dazu nicht in der Lage, habe ich mir sagen lassen. Wenn sie auf gelbe Blüten stehen und plötzlich nur noch lila Blumen blühen, taumeln sie lieber sterbend vor Hunger auf den Herbstboden, als sich am Riemen zu reißen und der lila Blume wenigstens mal eine Chance zu geben. Bevor wir Menschen aussterben, passen wir uns lieber an. Unsere Flexibilität ermöglicht es uns zu lernen. 6
    Wer war ich noch gleich? Vom Sitz des Selbsts im Kopf
    Lernen geschieht vor allem im Kopf. Und auch unser Selbst sitzt im Kopf bzw. ist ein Teil unseres Gedächtnisses. So wie wir in unserem Gedächtnis verankert haben, dass Paris die Hauptstadt von Frankreich ist, haben wir auch abgespeichert, dass wir (also ich, Jens) in einer bestimmten Stadt (Amsterdam) wohnen. So wie wir abgespeichert haben, dass Franzosen gerne Rotwein mögen, haben wir auch abgespeichert, was wir (ich, Jens) gerne mögen (Bratwurst). So wie wir abgespeichert haben, dass Franzosen gerne essen gehen, werden auch Verhaltensweisen und Ziele über uns selbst im Gedächtnis repräsentiert (ich, Jens, gehe auch gerne essen). In der Sozialpsychologie betrachten wir dieses Selbst genauso als Wissensstruktur wie Wissen, das wir über andere Personen, Situationen oder Objekte in unserem Gedächtnis verankert haben – ja, wir nehmen sogar an, dass die größte Wissensstruktur, die wir abgespeichert haben, das Wissen über uns selbst ist.
    Einen sehr, sehr kleinen Ausschnitt meines Selbst sehen Sie im folgenden Schaubild.
    Allerdings bedeutet Wissen in diesem Zusammenhang nicht, dass wir mit unseren Annahmen über uns immer richtig liegen. Wenn jemand glaubt, er sei schüchtern, dann muss das nicht zwangsläufig so sein; wenn jemand denkt, er könne keinem Menschen etwas zuleide tun, heißt das nicht automatisch auch, dass er einem anderen Menschen gegenüber nicht aggressiv auftreten kann; wenn jemand meint, dass er keine Vorurteile hat, so muss dies nicht unbedingt der Realität entsprechen. Unter »Wissen« fassen wir in der Sozialpsychologie alle möglichen Annahmen über uns und andere zusammen, unabhängig davon, ob sie falsch oder richtig sind; es beinhaltet, wenn Sie so wollen, auch »Pseudo«-Wissen.
    Generell ist es im sozialen Kontext schwierig zu beurteilen, wann etwas richtig ist und wann nicht. Denn, was bedeutet beispielsweise schon so etwas wie »ich bin schüchtern«? Was bedeutet es im Vergleich wozu? Und wer definiert überhaupt, was uns ausmacht und wer wir sind? Wir oder die anderen? Was davon setzt sich in unserem Kopf fest? Es ist ja offensichtlich, dass jeder von uns sich in bestimmten Situationen zurückhaltender
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