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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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verhalten wird als in anderen. Wie aber lässt sich überprüfen, ob ein Mensch, der von sich sagt: Ich bin schüchtern, es auch wirklich ist? Untersuchungen haben ergeben, dass die überwiegende Mehrheit aller Menschen von sich behauptet, sie seien schüchtern. Dagegen würde uns derzeit wohl niemand als Gesellschaft der Schüchternen bezeichnen wollen. Ist »schüchtern« vielleicht einfach ein Teil einer Vorstellung von sich selbst oder dessen, wie man befürchtet zu sein? Auch wenn wir die Frage selbst zunächst zurückstellen, so wird doch deutlich, dass wir unabhängig davon, ob das Bild, das wir von uns selbst haben, richtig ist oder nicht, gewisse Vorstellungen oder Theorien von uns haben, die im Gedächtnis über uns selbst abgespeichert sind und letztendlich unser Selbst darstellen. 7

    Ausschnitt aus einem assoziativen Netzwerk zum Selbst. Das Ich ist zentral, alle Aktivierung startet von dort. Assoziationen, die näher am Ich sind, sind stärker mit ihm verbunden als solche, die weiter entfernt liegen. Je näher Assoziationen beieinander liegen, umso stärker aktivieren sie sich gegenseitig.
    Begreift man das Selbst eines Menschen als Wissensstruktur, dann ist es nicht weiter erstaunlich, dass wir über uns – genauso wie über andere – etwas lernen, verlernen oder vergessen können. Lernen kann als Veränderung einer Wissensstruktur verstanden werden. So kann ein Biologe Jahrzehnte lang geglaubt haben, Dinosaurier seien Reptilien – um dann in einem überzeugenden Artikel eines Kollegen zu lesen, dass Dinosaurier tatsächlich Vögel waren. Diese Information wird einen entscheidenden Einfluss auf seine Wissensstruktur haben.
    Und genauso können wir neue Verhaltensweisen oder soziale Regeln oder Umgangsformen annehmen, neue Vorlieben und Interessen und letztendlich ein neues Selbstbild entwickeln. Denken wir zum Beispiel, wir seien schüchtern, und hören zum wiederholten Male von anderen, wir wirkten alles andere als zurückhaltend, dann können wir diese feste Annahme über uns revidieren. Erleben wir auf Dauer selbst, wie wir immer offener auf andere zugehen, können wir unser Selbstwissen auch ohne die Hilfe anderer »updaten«. Und natürlich können wir uns auch dafür entscheiden, unser Schüchternsein anzugehen – je erfolgreicher wir dabei sind, umso eher verändert sich das Bild, das wir von uns selbst haben.
    Die Tatsache, dass unser Selbst im Prinzip das Gedächtnis von uns selbst ist, erklärt, warum wir uns verändern, aber auch warum bestimmte Angewohnheiten relativ resistent gegenüber Veränderungen sind. Der stabile Teil unseres Gedächtnisses, das Langzeitgedächtnis , hilft uns unter anderem dabei, uns daran zu erinnern, wie wir heißen, wo unsere Eltern wohnen etc. Und wenn wir immer wieder hören oder selbst der Meinung sind, dass wir schön, dumm, intelligent, technisch begabt oder schusselig sind, dann sind solche Annahmen über uns selbst besonders stark im Langzeitgedächtnis verankert. Je öfter wir an etwas erinnert werden und je öfter wir an etwas denken, umso stärker ist diese Gedächtnisspur, und umso weniger vergessen wir sie.
    Starke Gedächtnisspuren werden häufig aktiviert. Man kann sie sich wie eine voll aufgeladene Batterie vorstellen. Und wenn wir etwa gefragt werden (oder uns selbst fragen): »Wie fahren Sie denn so Auto?«, rufen wir das im Gedächtnis ab, was wir am stärksten aktiviert haben. Haben wir eine starke Spur abgespeichert, nämlich dass wir sehr gute Autofahrer sind, weil viele das von uns sagen und weil wir uns seit Jahren dafür halten, lautet die Antwort: »Ich fahre eigentlich ganz gut!« Man könnte die gesamte Sammlung an starken Gedächtnisspuren als Persönlichkeit oder, besser, als Selbstkonzept eines Menschen bezeichnen. Starke Gedächtnisspuren sind stabil, sie zu verändern oder gar aufzugeben ist gar nicht so einfach.
    In meiner Kleinen Einführung in das Schubladendenken habe ich vor allem auf den negativen Aspekt dieser Form von (Pseudo-)Wissen hingewiesen: Fest verankerte Stereotype, Wissensstrukturen in Bezug auf andere, lassen sich leider nur sehr mühsam verändern. Ich habe dort unter anderem beschrieben, wie Menschen, die seit Jahren davon überzeugt waren, Marokkaner seien faul, diese Assoziation verlernt haben, indem sie immer wieder mit einer anderen Assoziation konfrontiert wurden, nämlich der, »Marokkaner sind fleißig«. Mit dem Ergebnis, dass sich die Ansicht der Versuchsteilnehmer gegenüber dieser Minderheit
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