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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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jetzt die Märchen, und ich verspreche dir, sie werden dir gefallen!«
    Mir wurde klar, dass sie es ernst meinen könnte. Darum wurde ich deutlicher: »Mama, ehrlich, ich will jetzt das Mecki-Buch und nicht die blöden Märchen!« »Ichwillichwillichwill!«, fuhr sie mich an, »dann gibt es heute eben mal gar nichts!« Stellte das Buch zurück und wollte gehen. Ich war außer mir, meine Augen füllten sich mit Tränen.
    In diesem Moment betrat die Kindergärtnerin, Frau Bauersfeld, das Geschäft. Meine Mutter begrüßte sie, und die beiden kamen miteinander ins Gespräch. Ich schluckte meine Tränen runter, sah traurig auf den Stapel Mecki -Bücher, Ulis Kinderwagen – und in Sekundenschnelle war es geschehen. Schwups griff ich nach dem Schlaraffenland , hangelte mich am Kinderwagen hoch und stopfte den Band unter Ulis Fußdecke. Der beschwerte sich zwar, spuckte um sich und zappelte, aber als ich ihn unter dem Kinn streichelte und ihm ein Küsschen gab, beruhigte er sich. Mein Herz pochte. Natürlich wusste ich, dass man nicht klauen durfte, aber in dem Moment konnte ich einfach nicht anders.
    Irgendwann verließen wir den Laden und gingen nach Hause. Auf halbem Wege, als wir schon in die Gasstraße abbogen, strampelte Uli das Mecki -Buch aus der Karre. Da lag es, das Schlaraffenland , vor uns auf dem Boden. Meine Mutter war sprachlos. Enttäuscht und entgeistert schaute sie mich an und hob das Buch mit spitzen Fingern aus dem Straßendreck. Dann schimpfte sie. Schimpfte und schimpfte. Schließlich nahm sie mich harsch bei der Hand und schleifte mich zurück zu »Dreyschläger«. Ich musste das Buch Herrn Dreyschläger persönlich zurückgeben, musste ihm laut und deutlich ins Gesicht sagen, dass ich das Buch gestohlen hatte, und ihm hoch und heilig versprechen, dass ich das nie wieder tun würde. Herr Dreyschläger hörte sich alles geduldig an und lächelte dann sanft: »Ich denke, wir sollten die Bücher vor allem woanders hinstellen, nicht in Augenhöhe der Kinder«, sagte er, »das ist nicht das erste Mal. Die Kinder sind einfach verrückt danach.« Aber meine Mutter war untröstlich. Sie schlug das Angebot des Buchhändlers, das Buch als Geschenk anzunehmen, entschieden aus, zahlte, ließ mich wissen, dass es »bis zur Steinzeit« keine weiteren Mecki-Bücher geben würde, und gab, was das Schlimmste war, das Heiligtum wütend meinem dicken Bruder, der es juchzend auf dem Weg nach Hause ansabberte und in kleine Stücke riss. Ich weinte aus Scham, Ärger und Wut, hatte aber meine Lektion fürs Leben gelernt. Nie wieder würde ich etwas einfach so nehmen. Wenn ich wieder einmal etwas ganz doll wollen würde, würde ich mich in Zukunft umso mehr beherrschen bzw. versuchen, es auf andere Weise zu bekommen.
    Solche Kindheitserfahrungen aus Ostwestfalen-Lippe sind weder besonders spannend, noch sind sie auf bestimmte Landstriche beschränkt; sie können aber psychologisch sehr wohl bedeutsam sein. Zumindest für einen Wissenschaftler wie mich, der sich mit der Psychologie des alltäglichen Lebens beschäftigt. Was ich als Kind nicht konnte, aber heute ebenso gut beherrsche wie die meisten von uns, ist ein weitreichendes Phänomen: Wir üben Selbstkontrolle aus. Mit anderen Worten: Wir widerstehen unmittelbaren Verlockungen, halten unsere Impulse im Zaum und verfolgen wichtigere Ziele. Und zwar meistens ohne viel nachzudenken, ganz unbewusst und automatisch. Schauen wir uns das, was uns so selbstverständlich erscheint, einmal genauer an – denn tatsächlich ist es ein kleines psychologisches Wunder.
    Kleines Wunder Selbstkontrolle
    Psychologisch gesprochen befinden wir uns in vielen Situationen unseres Lebens in einem Zielkonflikt. Denn häufig widerspricht ein Ziel ( Mecki haben wollen) einem anderen (anständig zu bleiben). Das eine motiviert uns, etwas zu tun (das Buch zu nehmen), das andere motiviert uns, es bleiben zu lassen (auf das Buch zu verzichten). Interessanterweise ist dabei das Ziel, das letztendlich unser Handeln bestimmt, oft relativ schwammig. So stehlen wir zum Beispiel nicht, weil wir weiterhin ein anständiges Mitglied unserer Gesellschaft bleiben wollen. Selbst dann nicht, wenn wir hungrig oder durstig sind, gerade kein Geld bei uns haben und die Gelegenheit, den Orangensaft aus dem Kühlregal des Supermarkts mitgehen zu lassen oder uns bei den Erdbeeren aus Nachbars Garten zu bedienen, günstig ist. Auch hier wirkt das Prinzip der Selbstkontrolle, das genauso und jenseits krimineller
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