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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Persönlichkeit ihre Veränderbarkeit ist. Wie wir uns unser Selbst (eigentlich nur) vorstellen. Von Moden, Trends und anderen Wellen, auf denen wir mitschwimmen – und was daran gut sein kann. Warum wir alle entsetzlich schüchtern sind, und warum wir uns nicht blind auf unseren Geschmack verlassen können. Warum unsere Zufriedenheit mit dem eigenen Leben steigt, wenn wir in einem BMW sitzen, und warum Coke besser ist als Pepsi (oder war Pepsi besser als Coke?).
    Um sich selbst motivieren zu können, muss man sich gut kennen. Und wer sich selbst gut kennenlernen will, dem kann ich nur einen längeren Aufenthalt in einem anderen Land empfehlen. Wichtiger noch als die Tatsache, dass sich für mich durch die Semester, die ich in Frankreich, den USA und den Niederlanden verbracht habe, in beruflicher Hinsicht viele Türen geöffnet haben, sind mir die vielen Einsichten, die ich währenddessen über die Veränderbarkeit meiner Persönlichkeit gewonnen habe. Erst in einer Umgebung, in der andere, unvorhergesehene Regeln und Kräfte von außen auf einen einwirken, wird einem klar, wie willkürlich Gesellschaften Gewohnheiten und soziale Normen festlegen und wie schnell man sich an sie anpasst. Und welchen unveränderbaren Kern man hat.
    Belustigend – manchmal auch gruselig – sind jene unmerklichen Veränderungen von Verhaltensweisen, die man früher als Teil seiner Persönlichkeit betrachtet hat. Um nur ein Beispiel zu nennen: Jemand, der wie ich von Bremen nach Amsterdam gezogen ist, wird schnell bemerken, dass die Niederländer – für uns ungewohnt – viel freizügiger über sich selbst reden und auch über Persönliches wie Sex, Verdauung und Krankheiten 2 gerne Auskunft geben. Und er wird sich dessen bewusst werden, wie spießig die Deutschen, er selbst eingeschlossen, häufig mit diesen Themen umgehen. Bis er irgendwann selbst die Scham vor dem Allzumenschlichen verliert – was dann wiederum zurück in Deutschland zu durchaus peinlichen Situationen führen kann.
    Meistens schleichen sich allerdings viel weniger spektakuläre Verhaltensweisen ein, die außer einem selbst, wenn sie einem denn überhaupt auffallen, niemand erstaunlich finden wird. Nach einem Jahr in den Niederlanden wurde mir eines Morgens plötzlich klar, was ich seit einiger Zeit Tag für Tag Unerhörtes tat: Ich schmierte mir Käsebrote für die Arbeit! Ich legte das Messer aus der Hand. Und musste laut auflachen. Brote schmieren – das hatte ich seit zwanzig Jahren nicht mehr getan! Tatsächlich war ich mir bis zu diesem Zeitpunkt meiner Verhaltensänderung gar nicht bewusst gewesen. Nun stand ich plötzlich wie neben mir: Da schmierte tatsächlich ein Professor im Armani-Anzug Butterbrote. In meiner Küche. Wenn man mich früher gefragt hätte, ob ich irgendwann einmal zum Stullenesser mutieren würde, ich hätte mein Gegenüber mit großem Unverständnis angeschaut. Das erinnerte mich viel zu sehr an meine Zeit als Fabrikarbeiter, zu der Leberwurstbrote unweigerlich dazugehören, und die damit verbundene Ästhetik von Tupperdosen und Thermosflaschen ist wirklich nicht die meine. Zu Beginn meiner Arbeit in Amsterdam fand ich dann auch die Verliebtheit der Niederländer in ihre selbst geschmierten Brote, gelinde gesagt, befremdlich. 3 Belegte Brote! Das hörte sich für mich so an, als ob Loriot sich eine Schlemmerschnitte bestellt hätte!
    Doch langsam wurde mir bewusst, wie es dazu gekommen war, dass ich mich unmerklich an diese niederländische Gepflogenheit angepasst hatte. Wenn es nämlich irgendwo ein zertifiziertes Zentrum für europäische Brotfetischisten gibt, dann in den Niederlanden. Butterbrote sind hier ein Grundnahrungsmittel. Das niederländische Mittagessen besteht aus belegten Broten und einem Glas Buttermilch. Alle meine Kollegen bringen sich Brote mit. Und selbst die Königin, so habe ich gehört, packt jeden Mittag um zwölf eine Klappstulle aus einer ihrer tausend Handtaschen und mümmelt, vorher noch den freudigen Ruf: »Lekker broodjes!« ausstoßend, ihr königliches Sandwich. Dank dieser Vorliebe sind die Cafeterien und Mensen im Unibereich nicht sonderlich gut auf die Bedürfnisse eines Deutschen, der mittags am liebsten ein warmes Biogericht zu sich nehmen würde, eingestellt. Denn auch für Liebhaber des Bioessens gibt es nur Brote, die sich zwar »luxe broodjes« oder »broodje gezond« nennen, sich aber von einem normalen Käsebrot allein durch ein welkes Blatt Rucola und den Preis unterscheiden.
    Irgendwann
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