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Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Titel: Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Erschaffung einer prächtigen und sehnsuchtsvollen Welt irisierender, exotischer Visionen ist Edward John Moreton Drax Plunkett, Achtzehnter Baron Dunsany, dessen Geschichten und kurze Theaterstücke ein fast einzigartiges Element in unserer Literatur bilden. Als Erfinder einer neuen Mythologie und als Erdichter überraschender Volksmärchen steht Lord Dunsany im Dienst einer fremden Welt phantastischer Schönheit, verschworen dem ewigen Kampf gegen die Roheit und Hässlichkeit der Wirklichkeit des Alltags. Gemessen an allen Perioden der Literatur, nimmt er den im wahrsten Sinne kosmischen Standpunkt ein. So feinfühlig wie Poe, wo es um dramatische Valeurs und die Bedeutung einzelner Worte und Details geht, und rhetorisch weitaus besser gerüstet durch einen einfachen lyrischen Stil, der auf der Prosa der King-James-Bibel beruht, weiß sich dieser Autor mit ungeheurer Wirksamkeit fast aller Mythen und Sagen des europäischen Kulturkreises zu bedienen und schafft so einen zusammengesetzten oder auch elektronischen Zyklus der Phantasie, in dem die Farben des Ostens, die hellenische Form, die teutonische Düsterkeit und die keltische Wehmut sich derart herrlich verbinden, so dass ein jedes Moment das andere stützt und ergänzt, ohne dass die vollkommene Kongruenz oder Homogenität darunter zu leiden hätten. In den meisten Fällen schildert Lord Dunsany sagenhafte, legendäre Länder »jenseits des Ostens« oder »am Rande der Welt«. Sein eigenes System erfundener Namen für Personen und Orte, deren Wurzeln aus klassischen, orientalischen und anderen Quellen stammen, ist ein Wunderwerk vielseitiger Erfindungsgabe und poetischer Urteilskraft, was sich an solchen Beispielen wie »Argimenes«, »Bethmoora«, »Poltarnees«, »Camorak«, »Iluriel« und »Sardathrion« ablesen lässt. So ist also Schönheit und nicht Entsetzen der Grundton von Dunsanys Werk. Er liebt das satte Grün von Jade und Kupferkuppeln und das rötliche Leuchten des Sonnenuntergangs auf den Elfenbeinminaretten unmöglicher Traumstädte. Auch Humor und Ironie sind oft gegenwärtig, um einen saftigen Zynismus zu verbreiten und das abzuwandeln, was sonst wohl eine naive Intensität besäße. Dennoch gibt es, was unvermeidlich ist bei einem Meister triumphierender Unwirklichkeit, gelegentlich Töne kosmischen Schreckens, die sehr wohl in die authentische Tradition gehören. Dunsany liebt es, verstohlen und listig ungeheuerliche Dinge und unglaubliche Verhängnisse anzudeuten, wie es im Märchen geschieht. In THE BOOK OF WONDER lesen wir von HIo-Hlo, dem gigantischen Spinnenidol, das nicht immer in seiner Behausung bleibt; wir erfahren, was die Sphinx im Walde fürchtete; wir hören von Slith, dem Dieb, der über den Rand der Welt springt, nachdem er gesehen, wie ein gewisses Licht entzündet ward und WER es entzündet hat, von den menschenfressenden Gibbelinen, die einen Turm des Bösen bewohnen und einen Schatz bewachen, von den Gholen, die im Walde hausen und die man besser nicht bestiehlt, von der Stadt Nimmer und den Augen, die in Unter-Gruben wachen, sowie von verwandten Dingen der Dunkelheit. A DREAMER'S TALES erzählt von dem Geheimnis, das alle Menschen aus Bethmoora in die Wüste schickte, von dem riesigen Tor von Perdondaris, das aus einem einzigen Stück Elfenbein geschnitzt ward, und von der Reise des armen alten Bill, dessen Kapitän die Mannschaft verfluchte und tückisch aussehende Inseln ansteuerte, die eben erst aus dem Meer aufgetaucht waren und auf denen Hütten mit niedrigen Dächern und bösen, düstren Fenstern standen.
    Viele der kurzen Theaterstücke Dunsanys sind durchdrungen von der Furcht vor Geistern. In THE GODS OF THE MOUNTAINS geben sich sieben Bettler als die sieben grünen Götter aus, deren Statuen auf einem fernen Berg stehen, und lassen es sich in der Stadt Wohlergehen, wo sie von den Gläubigen verehrt werden, bis bekannt wird, dass die wahren Götterstatuen sich nicht mehr auf ihren angestammten Plätzen befinden. Nun wird berichtet, man habe etwas Ungelenkes in Bewegung gesehen - »Stein dürfte am Abend nicht wandern« -, und als die falschen Götter schließlich die Ankunft einer Tänzergruppe erwarten, stellen sie fest, dass die nahenden Schritte schwerer sind als es die guter Tänzer sein sollten. In der Folge geschehen dann Dinge, und am Ende werden die vermessenen Lästerer von eben den wandernden Statuen, deren Heiligkeit sie geschändet haben, in grüne Jadestatuen verwandelt. Doch die bloße Handlung
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