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Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Titel: Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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kann.
    Verstohlen humoristische Vignetten und Passagen lebensechter Genrebilder und Charakterisierungen finden sich oft in Dr. James' Erzählungen, und in seinen geschickten Händen dienen sie dazu, die allgemeine Wirkung zu fördern anstatt sie zu mindern, wie es die gleichen Qualitäten bei einem Künstler geringeren Grades womöglich leicht täten. Mit der Erfindung eines neuen Geistertyps hat er sich beträchtlich von der konventionellen »gotischen« Schauertradition entfernt; denn wo die alten Klischeegeister bleich und imposant waren und hauptsächlich mit den Augen wahrgenommen wurden, ist der typische James-Geist im Durchschnitt schlank, zwergenhaft und behaart - ein träges, teuflisches Scheusal der Nacht, das zwischen Tier und Mensch steht und gewöhnlich erst in der Berührung wahrgenommen wird, ehe es SICHTBAR erscheint. Manchmal zeigt sich das Gespenst in noch ekzentrischerer Verfassung, als eine Rolle Flanell etwa mit spinnenhaften Augen oder als unsichtbares Wesen, das sich aus Laken formt und EIN GESICHT AUS ZERKNITTERTEM LINNEN zeigt. Dr. James, soviel ist klar, verfügt über kluge wissenschaftliche Kenntnisse der menschlichen Nerven und Gefühle, und er weiß genau, wie er Aussage, Bildlichkeit und feine Andeutung dosieren muss, um die größtmögliche Wirkung bei seinen Lesern zu erzielen. Seine künstlerische Stärke liegt eher im Erfinden und Verknüpfen von Ereignissen als in der Schaffung von Atmosphäre, und er erreicht das Gemüt häufiger durch den Verstand, als dass er es direkt trifft. Diese Methode, bei der bisweilen der jähe Höhepunkt ausbleibt, hat selbstverständlich ihre Vor- und Nachteile, und viele Leser werden die durchgängige atmosphärische Spannung vermissen, auf deren Aufbau mit Worten und Szenen Autoren wie Machen sehr viel Mühe verwenden. Doch nur wenige Geschichten lässt sich Langweiligkeit vorwerfen. Im allgemeinen reicht die lakonische
    Entfaltung abnormer Ereignisse in geschichtlicher Reihenfolge zur Genüge, um die erwünschte Wirkung wachsenden Grauens zu erzeugen.
    Die Kurzgeschichten von Dr. James liegen vor in vier kleinen Sammelbänden, die GHOST STORIES OF AN ANTIQUARY, MORE GHOST TORIES OF AN ANTIQUARY, A THIN GHOST AND OTHERS und A WARNING TO THE CORIOUS heißen. Außerdem gibt es noch eine entzückende Jugendphantasie, THE FIVE JARS, mit ihren geisterhaften Andeutungen. Es fällt schwer, aus dieser Fülle eine Lieblingsgeschichte oder auch eine besonders typische Erzählung auszuwählen, doch wird zweifellos jeder Leser, seinem Temperament entsprechend, derartige Vorlieben haben. »Count Magnus« ist gewiss eine der besten Geschichten, bildet sie doch eine wahrhaftige Goldgrube an Spannung und Beschwörung. Mr. Wraxall ist ein englischer Reisender, der sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Schweden aufhält, um dort Material für ein Buch zu sammeln. Er beginnt sich für die alte Familie De la Gardie aus der Nähe des Ortes Raback zu interessieren und studiert daraufhin die Familienchronik; dabei fasziniert ihn besonders der Erbauer des noch existierenden Herrenhauses, ein Graf Magnus, von dem man sich seltsame und schreckliche Dinge hinter vorgehaltener Hand erzählt. Der Graf, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts sein Wesen trieb, war als Grundbesitzer ein harter Herr und berühmt für seine Unnachsichtigkeit gegenüber Wilderern und pflichtvergessenen Pächtern. Seine grausamen Strafen waren sprichwörtlich, und es gingen dunkle Gerüchte um, dass seine Macht sogar seine Beerdigung in dem großen Mausoleum überdauert habe, das er neben der Kirche hatte errichten lassen - wie in dem Fall der beiden Bauern, die eines Nachts ein Jahrhundert nach seinem Tode in seinem Gehege jagten. Scheußliche Schreie erschallen im Wald, und nahe dem Grabe des Grafen Magnus erklangen ein unnatürliches Lachen und das Schlagen einer große Tür. Am nächsten Morgen fand der Priester die beiden Männer, der eine wahnsinnig, der andere tot, und diesem war das Fleisch von den Gesichtsknochen gesaugt worden.
    der Heiligen Schrift verdammt hat und in der, wie alte Priester sagen, einst der Antichrist geboren wird. Niemand wagt anzudeuten, was diese Schwarze Pilgerfahrt genau gewesen ist oder was für ein seltsames Ding oder Wesen der Graf von dort als Gefährten mitgebracht hat. Unterdessen wird Mr. Wraxall zunehmend begieriger, das Mausoleum des Grafen zu erforschen, und schließlich erhält er auch die Erlaubnis, dies in Begleitung eines Dekans zu tun. Er findet dort
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