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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers
Autoren: Josef Wilfling
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unbewiesenen Annahme, Mörder würden heimlich an den Beisetzungen ihrer Opfer teilnehmen. Ich bin vielmehr überzeugt, dass manche Mörder nicht heimlich teilnehmen, sondern in der vordersten Reihe der Trauernden zu finden sind.
    Da wir keine Rechtsgrundlage hatten, Christian V. festzuhalten oder ihm die Ausreise zu verbieten, zogen wir seine Reisepässe ein, weil er sich den zweiten widerrechtlich erschlichen hatte. Er müsse warten, bis die Verwaltungsbehörde entscheide, wie in dieser Sache zu verfahren sei.
    E s war Zeit, die 92 -jährige Schwiegermutter der Ermordeten zu vernehmen. Menschen in diesem Alter können nicht mehr lügen, das wäre für sie zu anstrengend. Allerdings irren sie sich häufiger, was dem nachlassenden Gedächtnis geschuldet ist. Manche allerdings erweisen sich als wahre Naturwunder und verblüffen oft mit einem hervorragenden Langzeitgedächtnis. So wie in diesem Fall. Am 18 . November, ihrem Geburtstag, sei ihre Schwiegertochter zusammen mit ihrer besten Freundin, die inzwischen ebenfalls vernommen worden war, zum Kaffee bei ihr gewesen.
    Die Angaben beider Damen deckten sich im Wesentlichen und können wie folgt zusammengefasst werden:
    Gerda V. war empört. Sie hielt einen Brief ihres Ehemanns, den er ihr aus Uganda geschrieben hatte, in Händen. Darin kündigte er ihr an, auf seine Geliebte keinesfalls verzichten zu wollen. Er werde von seinem ursprünglichen Plan, in einer Dreierbeziehung in Uganda im gemeinsamen Haus den Lebensabend verbringen zu wollen, nicht abrücken. Ein trautes Zusammenleben mit ihrem Mann und dessen junger Geliebter kam für Gerda jedoch nicht infrage. Vor einigen Monaten war sie in Uganda gewesen, um den Fortgang des Hausbaus zu begutachten, dabei hatte sie auch Mary kennengelernt, eine 27 -jährige Schönheit.
    Nach ein paar Tagen schon machten ihr Ehemann und Mary kein Geheimnis mehr aus ihrer intimen Beziehung, was sie zunächst nicht allzu sehr störte. Schon immer hatte ihr Mann kurze, rein sexuell motivierte Affären gehabt, die sie aber in dem Wissen tolerierte, er würde deswegen die Ehe mit ihr nie gefährden. Da sie außerdem selbst seit Jahren keinen Sex mehr wollte, sah sie ein, dass es lebensfremd und egoistisch wäre, die gleiche Abstinenz von ihrem Mann zu verlangen, zumal er in dieser Hinsicht ganz anders dachte als sie. Für ihn war Sex immer schon wichtig, ihr bedeutete er nichts. Bei dieser neuen Beziehung jedoch handelte es sich für Christian nicht nur um eine Affäre oder ein sexuelles Abenteuer, sondern er liebte diese junge Frau. Mehr noch: Er war ihr hörig. Jedenfalls hatte er sich von seiner Ehefrau in über 30 Ehejahren nie so herumkommandieren lassen wie von dieser jungen Afrikanerin. Eigentlich war er früher eher das, was man einen Macho nennt. Jetzt schien er fast unter dem Pantoffel der Uganderin zu stehen. Sogar während ihrer Anwesenheit schlief sie mit in seinem Zimmer – nicht einmal in dieser kurzen Zeit nahmen sie Rücksicht. Stattdessen spielte Mary sich als Herrin des Hauses und Gastgeberin auf – eine Rolle, die immer noch ihr gebührte, ereiferte Gerda V. sich. Als sie abreiste, machte sie ihrem Mann klar, dass er sich entscheiden müsse. Niemals werde sie diese Dreierbeziehung akzeptieren.
    Gerda V. war erstmals während ihrer jahrzehntelangen Ehe eifersüchtig und tief gekränkt. Wurde ihr doch bewusst, dass sie in dieser Dreierbeziehung nur ein notwendiges Anhängsel wäre, und zwar nur aus rein finanziellen Erwägungen heraus. Würde sie sich scheiden lassen und in München bleiben, müsste er ihr einen finanziellen Ausgleich zahlen und das gemeinsame Vermögen mit ihr teilen. Dazu hätte er das Haus in Uganda verkaufen müssen. Außerdem konnte sie ihn beim Arbeitsamt auffliegen lassen, denn sie wusste schließlich Bescheid. Das konnte Ärger und auch eventuelle Rückzahlungsforderungen nach sich ziehen.
    Alle diese negativen Aussichten zeigte sie ihm in einem Brief vom 17 . November sehr deutlich auf. Ihr Entschluss stand fest, wie immer, wenn sie sich einmal entschieden hatte. Sie würde nicht mehr wie geplant nach Uganda umsiedeln, sondern hier in München in ihrer Wohnung bleiben und sich außer dem scheiden lassen.
    »Ich werde ihn ruinieren«, sagte sie zu ihrer Schwiegermutter.
    »Gerda, das gibt eine Katastrophe, tu das nicht«, beschwor sie die betagte Dame. Aber Gerda lachte nur, denn zu groß waren ihr Hass und ihre Rachegedanken.
    D ann ging es Schlag auf Schlag. Die Auswer tung der Funkzellen
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