Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers
Autoren: Josef Wilfling
Vom Netzwerk:
nach einem Insider wieder relativierte.
    Wie sich herausstellte, war bereits um 5.30 Uhr an einem Geldautomaten in der Nähe des Rosenheimer Platzes der Tageshöchstbetrag von 1 000 Euro abgehoben worden. Eigenartigerweise erfolgte keine weitere Abhebung, obwohl das bis zur Kontosperrung am 5 . Dezember noch möglich gewesen wäre. Ab Mitternacht hätte der Automat wieder 1 000 Euro ausgespuckt – eigentlich kaum vorstellbar, dass dies ein professioneller Einbrecher nicht ausgenutzt haben sollte. Es sei denn, er hatte die Stadt verlassen und wollte durch eine erneute Abhebung nicht verraten, wohin er sich abgesetzt hatte .
    Gerda V. besaß einen Kleinwagen, der normalerweise auf einem zum Haus gehörenden und durch einen Sperrpfosten gegen unbefugte Benutzung gesicherten Parkplatz abgestellt war. Der Schlüssel des Fahrzeugs lag in der Wohnung unter einer Zeitung mit dem Datum vom 3 . Dezember auf dem Küchentisch.
    Wie die Tochter uns erklärte, hatte die Mutter einen Ersatzschlüssel unter einer Radkappe am Fahrzeug deponiert und dort mit Klebeband festgeklebt. Außer ihr wisse das niemand, nicht einmal der Vater, denn der hätte über solch bodenlosen Leichtsinn geschimpft. Ihre Mutter sei gelegentlich vergesslich und schusselig gewesen und habe Dinge häufig verlegt – deshalb die PIN im Geldbeutel und der Ersatzschlüssel samt dem Schlüsselchen für den Sperrpfosten unter einer Radkappe.
    Merkwürdig war allerdings, dass der Pkw nicht auf dem angestammten Platz stand, sondern in der Nähe abgestellt war, was den Schluss nahelegte, dass das Fahrzeug benutzt worden war. Aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch nicht von der Mutter, die ihr Fahrzeug stets auf dem eigenen Stellplatz parkte. Dort hingegen stand ein fremder Pkw, dessen Halter, ein Busfahrer, aussagte, der Platz sei am Morgen des 4 . Dezember um 5.30 Uhr leer gewesen, nicht aber an dessen Vorabend um 23.00 Uhr, als er zum Nachtdienst musste. Da habe sich das Fahrzeug von Frau V. wie immer dort befunden. Als er den freien Platz am Morgen bemerkte, dachte er, dass sie weggefahren sei und vermutlich wie immer erst am Nachmittag zurückkommen würde, und stellte deshalb sein Fahrzeug für ein paar Stunden dort ab. Der Sperrpfosten sei übrigens nicht verschlossen gewesen. Klare Aussagen, die ein Zeitfenster aufzeigten, in dem das Fahrzeug bewegt worden sein musste. Allerdings zu nachtschlafender Zeit, zu der die Frau normalerweise im Bett gelegen haben dürfte.
    Undenkbar, dass ihre Mutter nachts mit dem Pkw herumgefahren sei, erklärte die Tochter. Sie war so gut wie nachtblind und hatte einen Horror davor, bei Dunkelheit Auto fahren zu müssen. Da der Reserveschlüssel unverändert unter der Radkappe klebte, verwendete der letzte Benutzer ganz offensichtlich den regulären Schlüssel, der jetzt wieder in der Küche der Tatwohnung lag. Aufbruchspuren am Fahrzeug waren nicht vorhanden. Eine verwirrende Geschichte.
    Wer also konnte den Pkw am 3 . Dezember nach 23.00 Uhr weggefahren haben, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt in der Nähe wieder abzustellen? Wurde der Wagen deshalb auf der Straße abgestellt, weil der reguläre Parkplatz ab 5.30 Uhr besetzt war?
    Falls nicht Gerda V. selbst, so musste es jemand anderes gewesen sein, der den Pkw-Schlüssel in die Wohnung zurückbrachte. Das machte kein Einbrecher, überlegten wir. Oder doch? Schließlich kam es durchaus vor, dass Täter noch einmal an den Tatort zurückkehrten, weil sie etwas Verräterisches vergessen oder verloren hatten.
    Ihr Vater halte sich definitiv in Uganda auf, erklärte die Tochter. Sie habe bereits in den frühen Morgenstunden des 5 . Dezember, gegen 7.00 Uhr, in einem benachbarten Hotel angerufen, in dem er häufig verkehre und dessen deutscher Besitzer ein Freund von ihm sei. 30 Minuten später habe er dann zurückgerufen, denn in seinem Haus gebe es noch kein Telefon und es würde sicherlich dauern, bis er eines bekomme. Ein Mobiltelefon besitze ihr Vater nicht und wolle auch keines. Er hasse diese Dinger, bekundete die Tochter. Trotzdem sei er über das Hotel jederzeit stets zuverlässig und schnell erreichbar, selbst zur Nachtzeit wäre ein Boy sofort zum Haus des Vaters hinübergegangen, um ihn zu benachrichtigen. Ihr Vater sei »fix und fertig« gewesen, als er vom Tod der Mutter hörte, habe sogar am Telefon geweint, was sonst nicht seine Art sei. Jedenfalls habe sie ihren Vater noch nie weinend erlebt.
    Normalerweise stehen bei Beziehungstaten immer zuerst die Angehörigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher