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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren
Autoren: Arne Dahl
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er sich um und sah ihren Blick, ihren wilden, wahnsinnigen, von dunklen Einsichten erfüllten Blick.
    Sie tat ein paar kleine Schritte. Jede Bewegung die reinste Selbstüberwindung.
    Da griff er nach etwas. Sie hätte sehen müssen, was es war.
    Eine Pistole. Es war absurd.
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte er und erschoss sie.
    Zuerst war es nur ein Stoß. Als hätte jemand ihr einen Schlag versetzt. Dann kam der Schmerz in der Brust. Er breitete sich wie eine Sternenexplosion durch ihren Körper aus.
    Als sie fiel und die Welt um sie her einstürzte, begriff sie, was Verrat war.
     
    Sie lief durch die Wohnung. Es waren furchtbare Schritte. Dann stieß sie die Schlafzimmertür auf. Er saß da und betrachtete das Kind. Dann wandte er sich um und sah ihren Blick, ihren wilden, wahnsinnigen, von dunklen Einsichten erfüllten Blick.
    Sie tat ein paar kleine Schritte. Jede Bewegung die reinste Selbstüberwindung.
    Er legte die Stirn in Falten und verstand. Er stand auf und kam ihr entgegen. Sie glitt an ihm vorbei und trat zu Anders. Sie spielten Karten. Anders blickte fröhlich zu ihr auf. Ein glückliches Lächeln. Sie umarmte ihn lange.
    »Ich komme gleich zurück«, sagte sie zu Anders und drückte Viktor hinaus in die Küche. Sie machte die Tür hinter sich zu. Und hängte den Telefonhörer wieder ein, der an der Wand baumelte. »Wer bist du?«, fragte sie.
    Viktor betrachtete sie. Sein brauner Blick war schicksalsergeben. »Es war dumm von mir«, sagte er. »Ich bin kein Lehrer. Ich bin nichts. Seit fünf Jahren arbeitslos. So etwas sagt man in der Kneipe, um Eindruck zu schinden. Wenn man glaubt, dass man sich nie wiedersieht.«
    »Und deine gestorbene Frau? Der Gebärmutterkrebs?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er.
    »Wie konntest du mir das alles vorlügen?«, schrie sie.
    Und sie war rundum erleichtert. Sie hoffte, dass man ihr nicht ansehen konnte, wie glücklich sie war.
    »Es war nicht so gedacht, dass wir uns weiter treffen würden«, sagte Viktor. »Ich habe das noch nie zuvor gemacht. Seit mir meine Existenz genommen wurde, habe ich davon gelebt, Frauen einzufangen. Ich mache sie für eine kurze Weile glücklich. Eine einzige Nacht. Das gibt meinem Leben einen Sinn. Aber dann habe ich angefangen, diese kleine Familie zu mögen. Anders mag mich. Ich habe hin und her überlegt, wie ich es dir sagen sollte. Aber jetzt ist es nicht mehr nötig.«
    »Nein«, sagte Kerstin. »Jetzt ist es nicht mehr nötig.«
    Sie begegnete seinem schönen braunen Blick. Der Mann, der das Eis durchbrochen hatte. Der Mann, der ihr Liebesleben wiederhergestellt hatte.
    »Raus«, sagte sie.
     
    Die Buchstaben lagen vor Arto Söderstedt. Umgestellt. Er runzelte die Stirn. Und wählte eine Nummer.
    »Paul Hjelm.«
    »Wie kommst du voran?«, fragte Söderstedt.
    »Die landesweite Fahndung nach Stig Nilsson läuft. Aber er ist nirgendwo.«
    »Wie hieß diese Frau, die du nicht gefunden hast?«
    »Aus Sundsvall? Eva-Liza Besch. Wieso?«
    »Zwei nicht existente Gestalten …«
    »Worauf willst du hinaus, Arto?«
    »Sind das nicht die gleichen Buchstaben wie in Vebach Zelsai?«
    Paul Hjelm schwieg eine Weile. Offenbar schrieb er, strich durch, stellte um. Genau wie Söderstedt es selbst getan hatte.
    »Doch«, sagte er schließlich. »Und was machen wir damit?«
    »Kann man nicht noch einen Namen daraus bilden?«
    »Kann man? Das weißt du besser als ich.«
    »Wer hat ein Z im Namen?«, fragte Arto Söderstedt.
    »Chavez«, sagte Hjelm tonlos.
    »Ich habe es mehrfach nachgeprüft«, sagte Arto Söderstedt. »Es ergibt Isabel Chavez.«

38
     
    »Isabel!«, stieß Jorge hervor und stürmte los.
    Sie saßen in Gunnar Nybergs Zimmer. Paul Hjelm drückte auf die Aus-Taste seines Handys und sah zu Nyberg hinüber. Er nickte. Dann folgten sie Chavez.
    In der Tiefgarage holten sie ihn ein. Er irrte wie ein Wahnsinniger umher. Er hatte keinen Dienstwagen, er war nicht im Dienst.
    »Wir nehmen meinen«, sagte Nyberg.
    Sie nahmen seinen goldgelben Renault Laguna, und der trug sie wie ein Ufo durch das menschenleere Stockholm.
    »Wo wohnt Lena Lindberg?«, fragte Hjelm.
    »Vasastan«, sagte Nyberg. »Aber wo genau, weiß ich nicht.«
    »Jorge«, sagte Hjelm. »Wach auf. Die Adresse.«
    »Atlasgatan«, sagte Chavez mit heiserer Stimme. »Es war so praktisch. So nah. Der perfekte Babysitter. Mach schnell, Mensch!«
    »Schneller kann ich nicht«, sagte Nyberg und fuhr die Fleminggata in Richtung Kungsgatan. Er bog links in die
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