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Unerwartet (German Edition)

Unerwartet (German Edition)

Titel: Unerwartet (German Edition)
Autoren: Melanie Hinz
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für den Moment versorgt“, winkt sie ab. „Meinst du, er ist gut im Bett?“
    Ich weiß nicht, wie er im Bett ist, aber auf dem Tisch war er unvergesslich.
    „Geh arbeiten, Steffi. Ich bin nicht in der Stimmung für Sextalk.“
    Darüber zu reden, lässt mich nur viel zu sehr auf eine Wiederholung hoffen.
     
    Nicht dass ich besonders darauf geachtet hätte, aber ich weiß, dass Jakob noch nicht Zuhause ist, als ich den Laden am Abend abschließe. Keine Ahnung, wie seine Arbeitszeiten genau aussehen. Es geht mich ja auch nichts an.
    Dennoch will ich ihm eine kleine Freude machen. Ich habe ihm zwei Stücke Schokoladenkuchen in eine Schachtel gepackt und will sie gerade vor seiner Wohnungstür abstellen, als der Aufzug hinter mir aufgeht. Mit einem anderen Mann im Schlepptau tritt er in den Flur. Er sieht mich nicht, weil er eine lebhafte Unterhaltung mit ausschweifenden Handbewegungen führt, die es wohl nötig macht, rückwärts vor dem Mann herzulaufen. Der GQ-Model-Verschnitt im Designeranzug, der sich in seiner Begleitung befindet, fängt meinen Blick auf und grinst. Als Jakob bemerkt, dass er nicht mehr seine volle Aufmerksamkeit hat, dreht er sich ruckartig um. Er trägt noch seine Krankenhauskleidung und bricht in ein Lächeln aus, dass sein gesamtes Gesicht einnimmt.
    „Katharina“, ruft er und geht mit langen Schritten auf mich zu. Für einen Moment bleibt er unsicher vor mir stehen, lässt dann aber alle Bedenken sausen und schließt mich in seine Arme. Liebevoll küsst er mich aufs Haar, und obwohl mich ein kurzzeitiger Fluchtreflex überkommt, lasse ich ihn gewähren.
    „Was machst du hier?“
    Verwundert sieht er auf mich runter und ignoriert seinen Begleiter, als wären wir völlig alleine. Er riecht nach Krankenhaus, aber trotzdem kann ich immer noch seinen Geruch darunter wahrnehmen.
    „Ich hab den Shop abgeschlossen und wollte dir noch einen kleinen Mitternachtssnack zukommen lassen“, sage ich und deute dabei auf die Schachtel auf seiner Fußmatte.
    Vorsichtig drehe ich mich aus seiner Umarmung und mache einen Schritt zurück.
    „Der gute Jakob kann manchmal etwas überwältigend sein“, bemerkt sein Begleiter mit einem überheblichen Grinsen, das ihn irgendwie nur attraktiver macht.
    „So kann man es auch nennen.“
    Ohne Scheu kommt er auf mich zu und streckt mir seine Hand entgegen.
    „Wenn mein Freund nicht den Anstand hat, dann muss ich es wohl selbst machen. Paul. Jakobs bester Freund seit dem Kindergarten. Und du musst Katharina sein. Die Frau, von der er seit seinem Einzug ohne Unterbrechung spricht.“
    Eine unangenehme Hitze ergreift spürbar Besitz von meinen Wangen. Schüchtern nehme ich seine Hand und nicke ihm zu, nicht in der Lage, mich wie ein Erwachsener zu artikulieren.
    „Eine Frau, die noch erröten kann. Ich mag das.“
    Galant beugt er sich vor und küsst meinen Handrücken.
    „Samstag, Katharina. Hast du da Zeit für mich?“, fragt Jakob und reißt mich damit aus der Trance, die Paul mir verpasst hat.
    Ich habe das Gefühl, ich muss mich kneifen. So viel männliche Aufmerksamkeit ist mehr als ich verkraften kann.
    „Du kannst aber auch gerne noch mit reinkommen“, fügt er hinzu und öffnet seine Tür.
    „Nein danke. Ich muss ins Bett. Langer Tag und eine kurze, vorherige Nacht. Aber Samstag geht klar.“
    Mir ist das gerade eine Portion Testosteron zuviel. Jakobs schelmisches Grinsen verrät, dass er genau weiß, warum meine Nacht so kurz war. Schließlich war er dabei.
    „Gute Nacht, Jakob. Paul.“ Kurz nicke ich den beiden zu und flüchte in meine Wohnung.
    Was passiert hier gerade? Bin ich sexuell so ausgehungert oder ist in den letzten Wochen irgendwo ein Glas voll heißer Kerle aufgegangen? Für einen Moment bleibe ich hinter der Haustür stehen, um erst einmal tief durchzuatmen, bevor ich ins Wohnzimmer gehe, wo Ben mal wieder vor dem Fernseher eingeschlafen ist. Es müsste mich ärgern, aber heute habe ich nicht mehr die Energie dazu.
    Vorsichtig setze ich mich ans Fußende und beobachte ihn. Wenn er schläft, dann sieht er immer noch so sehr aus, wie das Baby, dass er damals noch war, als unsere Mutter starb.
    Ich schalte den Fernseher aus und rüttele ihn sanft wach.
    „Geh schlafen, Benny. Es ist spät“, flüstere ich. Er öffnet kaum die Augen, als er sich aufsetzt und gleich ins Bett schlurft.
    Obwohl ich mich auch dringend hinlegen sollte, gönne ich mir noch halbes Glas Wein auf der Terrasse. Ich hätte es ahnen sollen, dass ich nicht
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